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Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Titel: Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen
Autoren: Verschiedene
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ein gräßlicher Zischlaut verschluckte Howards Stimme.
    Die fürchterliche Grünfärbung des Lichtes vertiefte sich, und plötzlich tanzte etwas Bleiches, formloses Weißes wie transparenter Nebel in der Mitte der Tischplatte. Howard schrie, prallte zurück. Seine Hand griff nach dem Stockdegen, verfehlte ihn und fegte ihn vom Tisch. Verzweifelt bückte er sich danach und versuchte ihn zu ergreifen.
    Ich nahm von all dem kaum etwas wahr, sondern starrte weiter auf das tanzende Etwas, das wie Nebel über dem Tisch wallte und wogte. Plötzlich wurde es kalt, schneidend kalt, und mit einem Male streifte mich ein moderiger Luftzug, wie der Hauch aus einem Grab.
    Dann ballte sich der Nebel zusammen, wuchs in Augenblicken zu einer zwei Meter hohen, flackernden Säule aus wirbelndem Weiß und reiner Bewegung –
    und formte sich zu einer menschlichen Gestalt!
    Eine eisige Hand schien meinen Rücken herab zu fahren, als ich das Gesicht der Nebelgestalt erkannte.
    »Priscylla!« keuchte ich. Zitternd stand ich da, schrie wie von Sinnen und versuchte mit aller Kraft, nicht wahnsinnig zu werden, während ich auf die flackernde, halbdurchsichtige Mädchengestalt starrte.
    Priscylla – meine Priscylla. Das Mädchen, das ich liebte, und das ein unbarmherziges Schicksal von meiner Seite gerissen hatte. Priscylla war verrückt geworden – jedenfalls nach Meinung der Ärzte – und sie befand sich weit, weit entfernt, in einem Sanatorium in England. Und jetzt... war sie hier!
    Die Gestalt hob in einer sonderbar schwerelos wirkenden Bewegung die Arme. Ihr schwarzes, schulterlanges Haar wehte wie im Wind, und dann kam ein Ton tiefen, unendlich tiefen Leidens über ihre Lippen.
    »Robert!« stöhnte sie. »Hilf... mir... hilf mir doch... Sie... kommen. Sie wollen meine... Seele. Bitte helft! Helft mir.« Dann geschah etwas Furchtbares.
    Unter der Gestalt, irgendwie im Inneren der massiven Tischplatte, erschien ein Klumpen formlos glitzernder... Dinge, die sich wanden und zuckten und bebten. Ein peitschender, schleimig-schwarzer Arm zuckte wie eine glitzernde Schlange empor, drang durch den Nebelkörper des Mädchens und riß ihn auseinander, so rasch und plötzlich, wie eine Sturmböe den Morgennebel zerreißt.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich einen Schrei zu hören, einen Schrei so voller Entsetzen und Furcht, wie ich ihn noch nie zuvor in meinem Leben vernommen hatte. Dann verstummte er. Der Nebelkörper und das schwarze Ding in der Tischplatte war verschwunden, und plötzlich war das Licht wieder normal.
    Aber nur für einen Moment.
    Dann kehrte der grüne Schein zurück, und ein geradezu bestialischer Gestank raubte mir den Atem.
    Und über der Tischplatte erschien zum zweiten Mal die flackernde Nebelgestalt.
    Aber sie hatte sich verändert!
    Ihr Körper schien auf bizarre Weise verkrüppelt, verzerrt und irgendwie in sich gestaucht und verdreht, so daß er mehr der Karikatur eines menschlichen Wesens glich. Das gerade noch blütenweiße, seidene Nachtgewand war mit schwarzen Flecken übersät, und in ihrem Haar klebten Blut und Schleim.
    Mit einem Schrei prallte ich zurück, verlor das Gleichgewicht und stolperte über einen Stuhl.
    Aber ich spürte den Schmerz kaum. Mein Blick hing wie gebannt an der grauenhaften Karikatur meiner Verlobten, an diesem fürchterlichen, gräßlichen Etwas, in das sich ihr Bildnis verwandelt hatte.
    Und es verwandelte sich weiter...
    Ihr Gesicht veränderte sich.
    Eine unsichtbare Hand schien nach ihrem Antlitz zu greifen und ihre Züge zu kneten, auf grausige Weise zu verschieben und neu zu formen, als bestünden sie nur aus weichem Wachs. Aus dem zarten, knabenhaften Antlitz Priscyllas wurde eine gräßliche Grimasse. Plötzlich war ihre Haut teigig und weiß, die Augen dunkle, tief in die Höhlen zurückgesunkene Pfuhle, aus denen mich der Wahnsinn angrinste. Hinter den zurückgezogenen, gerissenen Lippen höhnte ein fürchterliches Raubtiergebiß.
    Langsam drehte sich die Nebelgestalt um, löste sich aus dem flackernden Lichtkranz, der sie umgab, und gewann weiter an Substanz. Ihre Hände hoben sich, und ich sah, daß sie sich zu Raubtierklauen verwandelt hatten.
    Mit langsamen, sonderbar schwerelos wirkenden Bewegungen löste sich die Gestalt vom Tisch, blieb einen Moment reglos stehen und ging dann auf mich zu.
    »Rette mich, Robert«, kicherte sie. »So rette mich doch. Du mußt mir helfen!«
    Irgend etwas in mir zerbrach. Ich wußte, daß das Ding vor mir nicht wirklich
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