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Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Titel: Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen
Autoren: Verschiedene
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spürte.
    Ich nickte, stand auf und machte einen Schritt in seine Richtung, ging dann aber nicht weiter. »Es... geht schon wieder«, sagte ich. »Ich fürchte, ich habe ziemlich viel Unsinn geredet, vorhin. Es tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht«, sagte Howard, und es klang ehrlich. »Es ist wohl auch meine Schuld. Ich hätte dich warnen müssen, in meinem Brief. Als ich ihn abgeschickt habe, war alles noch nicht halb so schlimm wie jetzt.«
    »Du glaubst, daß sie uns angreifen werden?« fragte ich leise. »Hier?«
    Howard zuckte mit den Schultern, löste sich von seinem Platz vor der Tür und kam näher. Ich sah, daß er einen Spazierstock in der Hand hielt, als wolle er ausgehen.
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, gestand er. »Unsere Gegner denken und planen nicht wie Menschen. Aber irgend etwas wird geschehen, das spüre ich. Und es wird nichts Gutes sein.« Er seufzte und hielt mir den Spazierstock entgegen.
    »Eigentlich bin ich nur gekommen, um dir dies zu geben«, sagte er. »Ich wollte es dir schon zur Begrüßung überreichen, aber...« Er sprach nicht weiter, sondern rettete sich in ein verlegenes Lächeln, während ich ihm den Stock aus der Hand nahm und ihn neugierig betrachtete.
    Es war ein prachtvolles Stück. Der Schaft war ungewöhnlich lang und aus einem mir unbekannten, tiefschwarzen Holz gefertigt, und auch sein Knauf schien eine Spur zu groß geraten und blinkte wie ein geheimnisvolles Kristall, als ich ihn gegen das Feuer hielt. In seinem Inneren war ein dunkler, nicht genau erkennbarer Gegenstand eingeschlossen. Vielleicht auch nur ein Schatten.
    »Dreh ihn nach links«, sagte Howard.
    Ich gehorchte. Der funkelnde Kristallknauf drehte sich mit sanftem Widerstand, dann klickte etwas, und die Klinge eines rasiermesserscharfen, beidseitig geschliffenen Stockdegens glitt aus dem schwarzen Holz. Bewundernd zog ich ihn vollends heraus und drehte ihn in den Händen. Die Waffe war sehr leicht, aber ich spürte einfach, wie kräftig der zerbrechlich aussehende Stahl war. Die Klinge schien scharf genug, ein Haar zu spalten.
    »Er hat deinem Vater gehört«, sagte Howard. »Ich habe ihn damals in Verwahrung genommen, als er nach New York ging, um dich zu suchen. Ich... mußte ihm versprechen, gut auf ihn achtzugeben, bis er zurück ist. Aber ich glaube, es ist in seinem Sinne, wenn du ihn bekommst.«
    In seiner Stimme war ein sonderbarer Klang, als er die letzten Worte sprach. Ich schob die Klinge in ihren hölzernen Schaft zurück, legte den Degen auf den Tisch und sah auf.
    »Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe, Howard«, sagte ich noch einmal. »Ich wollte, ich könnte ihn um Verzeihung bitten.«
    Howard lächelte. »Er weiß es, Robert«, sagte er. »Er wußte es schon, bevor du gekommen bist. Versuche uns bei unserem Kampf zu helfen, wenn du in seinem Sinne handeln willst.«
    »Aber das kann ich nicht, Howard«, sagte ich gequält. Warum verstand er mich nur nicht?
    »Begreif doch!« fuhr ich, beinahe flehend, fort. »Ich habe es versucht, Howard. Ich habe während des letzten Jahres mehr über Magie und Okkultismus gelernt als andere in ihrem ganzen Leben. Ich habe versucht, mich an diese Macht zu gewöhnen, die mein Erbe ist, aber ich kann es nicht. Ich will es nicht. Ich will nicht mein Leben lang in dem Bewußtsein existieren müssen, daß ich den Menschen, denen ich begegne, nur Unheil und Tod bringe!«
    Irgendwo im Haus schlug eine Uhr, langsam und monoton, und ihr dumpfer hallender Klang schien meine Worte auf schauerliche Weise zu untermalen.
    »Aber das stimmt doch nicht«, widersprach Howard sanft. »Es liegt in deiner Macht, was du aus deinem Erbe machst.«
    Das Schlagen der Uhr hielt an, als wolle es seine Worte bestätigen.
    »Und wenn ich nicht stark genug bin?« fragte ich. »Wenn ich versage und der Verlockung der Macht erliege, wie die anderen, die meinen Vater getötet haben?« Howard wollte antworten, aber er kam nicht dazu. Irgendwo unter uns im Haus schlug die Uhr ein letztes, zwölftes Mal. Etwas Unheimliches geschah. Das Licht flackerte. Ein eisiger, unheimlicher Wind strich durch den Raum, ließ Funken aus dem Kamin stieben und löschte eine der drei Gaslampen, die die Bibliothek erhellten. Und gleichzeitig färbte sich der Schein der beiden anderen grün.
    »Gott!« keuchte Howard. »Was ist das?« Ein grauenhafter Gestank erfüllte mit einem Male das Zimmer. Etwas Dunkles, körperlos Wirbelndes schien aus dem Nichts über dem Tisch zu erscheinen, und
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