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Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit
Autoren: Verschiedene
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stimmte. Und auch Rowlf schien die boshafte Aura, die dieses Haus ausstrahlte, zu fühlen. Und er hatte weniger Hemmungen als Howard, seine Gefühle in Worte zu fassen.
    »Der Kerl is meschugge«, sagte er. »Plemplem. Und außerdem isser mir unheimlich.«
    Howard lächelte flüchtig. Kopfschüttelnd kramte er eine flache silberne Dose aus der Tasche, entnahm ihr eine seiner dünnen schwarzen Zigarren und suchte nach Streichhölzern. Als er keine fand, stand er auf, ging zum Kamin hinüber und ließ sich davor in die Hocke sinken.
    »Am liebsten würde ich wieder fahren«, murmelte ich. »Mir wäre beinahe wohler, draußen im Wagen zu schlafen als in diesem Haus.«
    »Geht mir genauso«, murmelte Rowlf. Er sprach sehr leise, aber auf seinem Gesicht lag ein nervöser Zug, und sein Blick huschte unentwegt hierhin und dorthin. Er war nervös. Wie wir alle.
    Howard hatte seine Zigarre mit einem brennenden Span entzündet, richtete sich auf und trat neugierig an die Bücherregale heran, die den Kamin flankierten. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, da er mir den Rücken zudrehte, aber ich sah, wie sich seine Haltung für einen winzigen Augenblick versteifte und sein Kopf mit einer ruckhaften Bewegung hochflog.
    »Ist irgend etwas?« fragte ich.
    Howard antwortete nicht, sondern starrte einen Herzschlag lang die dichtgedrängt stehenden Bücher an, fuhr dann herum und eilte mit zwei, drei großen Schritten zu einem anderen Regal. Rowlf und ich beobachteten ihn verwirrt. Für mich waren die Bücher – nun, Bücher eben. Ich hatte mir nie viel aus Geschriebenem gemacht (außer aus gedruckten Zahlen auf gewissen grünen Scheinen), und konnte Howards Begeisterung für alte Schmöker nicht einmal in Ansätzen teilen. Aber ich glaubte zu spüren, daß seine Erregung einen Grund hatte.
    Schließlich, nachdem er fast zehn Minuten von einem Regal zum anderen gelaufen und kopfschüttelnd und wie ein Sabbergreis vor sich hinbrummelnd die ledernen Rücken begutachtet hatte, wandte er sich um und kam zum Tisch zurück. »Das ist phantastisch«, murmelte er. »Unglaublich.«
    »Aha«, machte ich.
    Howard blinzelte, sog an seiner Zigarre und raffte sich zu einem entschuldigenden Lächeln auf. »Natürlich«, sagte er. »Du kannst es nicht wissen. Diese Bücher hier – das ist unglaublich.« Er setzte sich. Seine Zigarrenasche fiel auf den kostbaren Teppich, aber das schien er in seiner Erregung nicht einmal zu bemerken. »Du hast die Bücher in meinem Haus in London gesehen«, begann er. »Es ist die wahrscheinlich größte Sammlung okkulter Schriften und magischer Bücher in England – jedenfalls habe ich das bis gerade geglaubt. Aber das hier ...«
    Allmählich begann ich zu begreifen. Mein Blick wanderte an den Regalen entlang, tastete über die dicht an dicht stehenden, ledergebundenen Bände ...
    »Du meinst«, fragte ich zweifelnd, »das hier wären alles ...«
    »Bücher über Hexerei, Magie und Okkultismus«, nickte Howard. »Ja. Es sind Bände darunter, deren Originale tausende von Jahren alt sind, Bücher, die für längst verschollen gehalten wurden. Das ist ...«
    »Kein Zufall, Mister Phillips«, sagte eine Stimme von der Tür her. Howard zuckte zusammen und fuhr mit einer raschen, beinahe schuldbewußten Bewegung herum. Die Tür war wieder aufgegangen, und Boldwinn war zurückgekommen, ohne daß es einer von uns bemerkt hätte. Auf seinem Gesicht lag eine Mischung von Spott und Ärger. »Sie interessieren sich für Okkultes?«
    Howard nickte hastig. »Etwas«, sagte er. »Ein ... Hobby von mir.«
    »Dann werden Sie an dieser Bücherei Ihre Freude haben«, sagte Boldwinn und schloß die Tür. »Soweit ich weiß, handelt es sich ausschließlich um Bücher über Hexerei und ähnlichen Firlefanz.«
    »Soweit Sie wissen?« vergewisserte sich Howard.
    Boldwinn nickte und kam näher. Sein Blick streifte Howards Zigarre. Zwischen seinen Brauen entstand eine steile Falte. »Einer meiner Vorfahren hat den Plunder gesammelt«, antwortete er. »Mich interessiert das alles herzlich wenig, wissen Sie? Ebensowenig wie das, was man sich über dieses Haus erzählt.«
    Ich hatte das Gefühl, Howard bei diesen Worten ein ganz kleines bißchen erbleichen zu sehen. Aber ich war mir nicht sicher.
    »Wie meinen Sie das: dieses Haus?«
    Boldwinn lächelte, aber es wirkte eher wie eine Grimasse. »Sie sind fremd hier in der Gegend, deshalb können Sie es nicht wissen, Mister Phillips«, sagte er. »Aber Sie befinden sich in einem Hexenhaus.
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