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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
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Amarekh. In Eure Träume von einem Weltreich, schließt Ihr da auch Amarekh ein?« Amarekh war der gewaltige Kontinent, der angeblich jenseits des Meeres weit im Westen liegen und von göttergleichen Mächten beherrscht werden sollte. Man glaubte, dass das Leben dort unvorstellbar ruhig und friedlich sei. Das Tragische Jahrtausend, als der Rest der Welt in Schutt und Asche zerfiel, sei an Amarekh unbemerkt vorbeigegangen, ging die Geschichte. Graf Brass hatte nur einen Spaß gemacht, als er diesen Erdteil erwähnte, aber Baron Meliadus lächelte verstohlen, und seine Augen glänzten.
    »Warum nicht?« meinte er. »Ich stürmte selbst die Himmelsmauern, wenn ich sie fände.«
    Ein leises Unbehagen machte sich in Graf Brass breit. Zum ersten Mal fragte er sich, ob sein Entschluss, neutral zu bleiben, wirklich so gut war, wie er geglaubt hatte.
    Yisselda war zwar nicht weniger klug als ihr Vater, aber ihr fehlte sowohl seine Erfahrung als auch seine normalerweise unfehlbare Menschenkenntnis. Sie fand selbst des Barons berüchtigten Ruf interessant, glaubte aber zur gleichen Zeit nicht, dass all die Geschichten über ihn wahr seien. Denn wenn er sich mit ihr in seiner einschmeichelnden Stimme unterhielt und ihre Schönheit pries, sah sie in ihm einen Mann von sanftem Gemüt, der nur aufgrund seines Standes und seiner Rolle in der Geschichte dazu gezwungen war, sich grimmig und skrupellos zu geben.
    Zum dritten Mal seit seiner Ankunft stahl sie sich aus ihrer Kemenate, um sich mit ihm im Westturm zu treffen, der seit dem gewaltsamen Tod des vorherigen Lordhüters nicht mehr benutzt wurde.
    Die Rendezvous waren auch völlig harmlos gewesen -Händehalten, eine Berührung mit den Lippen, geflüsterte Liebesbeteuerungen und ein Heiratsantrag. Obgleich sie sich noch nicht entschließen konnte, letzteren anzunehmen (denn sie liebte ihren Vater und spürte, dass sie ihm weh tun würde, wenn sie den Baron heiratete), vermochte sie sich der Aufmerksamkeit des Barons nicht zu entziehen. Sie war sich nicht sicher, ob es Liebe war, die sie für ihn empfand, aber sie genoss das Gefühl von Abenteuer und Aufregung, das ihr diese heimlichen Zusammenkünfte boten.
    An diesem Abend, als sie leichtfüßig durch die dunklen Gänge huschte, ahnte sie nicht, dass ihr jemand folgte – jemand in einem schwarzen Umhang, mit einem langen Dolch, noch in seiner Lederhülle, in der Rechten.
    Mit klopfendem Herzen und erwartungsvollem Lächeln rannte Yisselda die Wendeltreppe des Turmes empor zu einer kleinen Kammer, wo der Baron sie bereits erwartete.
    Er verbeugte sich tief vor ihr, dann nähme er sie in die Arme und liebkoste ihre samtige Haut durch das dünne seidene Nachtgewand. Sein Kuss war diesmal fordernder, ja schon fast brutal, und ihr Atem ging schneller, als sie ihn erwiderte und ihre Arme fest um seinen Rücken klammerte. Nun wanderte seine Hand tiefer, zu ihrer Mitte, dann zu ihren Hüften, und einen Augenblick schmiegte sie sich dicht an ihn. Doch dann versuchte sie sich von ihm zu lösen, als eine ihr völlig fremde Panik sie befiel.
    Er aber hielt sie keuchend fest. Ein Mondstrahl fiel durch das schmale Fenster auf sein Gesicht, und sie sah seine gesträubten Brauen und den stechenden Blick.
    »Yisselda, Ihr müsst mich heiraten!« stieß er hervor. »Wir können noch heute Nacht Burg Brass verlassen und haben bereits morgen die Türme der Kamarg hinter uns. Euer Vater würde es nicht wagen, uns nach Granbretanien zu folgen.«
    »Mein Vater würde alles wagen«, erwiderte sie überzeugt. »Aber ich hege nicht den Wunsch, mein Lord, ihn zu diesem Wagnis zu veranlassen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Dass ich Euch nicht ohne seine Zustimmung ehelichen würde.«
    »Gäbe er denn seine Zustimmung?«
    »Ich glaube es nicht.«
    »Dann …«
    Sie versuchte, ganz von ihm freizukommen, aber seine kräftigen Hände packten ihre Arme. Sie fragte sich, wie ihre Leidenschaft sich so schnell hatte in Furcht verwandeln können.
    »Ich muss gehen!« keuchte sie.
    »Nein, Yisselda, ich bin es nicht gewohnt, abgewiesen zu werden. Erst verweigert Euer dickköpfiger Vater mir, worum ich ihn bat – und jetzt Ihr! Ich töte Euch eher, als Euch gehen zu lassen ohne Euer Versprechen, mich nach Granbretanien zu begleiten!«
    Er zog sie heftig an sich und presste seine Lippen auf ihre. Sie stöhnte, als sie sich zu wehren versuchte.
    Da betrat die dunkelgekleidete Gestalt die Kammer und zog Jen Dolch aus der Scheide. Der Stahl leuchtete im Mondlicht.
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