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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
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offensichtlich war es jedoch auch, dass sie in ihrer Unerfahrenheit sich von ihm angezogen fühlte.
    Graf Brass schien das nicht zu bemerken. Eines Morgens, als sie auf den oberen Terrassen des Burggartens spazieren gingen, sprach Bowgentle zu seinem Freund.
    »Mir scheint, Baron Meliadus plant nicht nur, dich zu verführen, den Verlockungen Granbretaniens zu erliegen«, sagte er. »Er hat eine noch ganz andere Art der Verführung im Sinne, wenn ich mich nicht irre.«
    »Was meinst du?« Graf Brass wandte den Blick von den Reben, denen er sich gewidmet hatte. »Was sonst wollte er hier?«
    »Deine Tochter«, erwiderte Bowgentle sanft.
    »Du siehst Gespenster, weil du dem Baron nicht über den Weg traust«, lachte der Graf. »Er ist ein Gentleman. Und außerdem will er etwas von mir. Er wird doch seine Mission nicht durch einen Flirt in Gefahr bringen. Ich glaube, du tust ihm Unrecht. Mir ist er recht sympathisch.«
    »Dann wird es höchste Zeit, dass du dich wieder mit Politik beschäftigst, mein Lord«, sagte Bowgentle erregt, aber trotzdem sanft, »denn es scheint, deine Urteilskraft ist nicht mehr so scharf, wie sie ’einmal war!«
    Graf Brass zuckte die Schultern. »Sei es, wie es will. Ich meine, du benimmst dich wie eine nervöse alte Frau, mein Freund. Baron Meliadus hat sich seit seiner Ankunft vorbildlich benommen. Ich gebe zu, es ist mir nicht entgangen, dass er keine Eile an den Tag legt. Ich wünschte, er verließe uns bald. Aber ich habe keinen Hinweis, dass er beabsichtigt, meine Tochter zu heiraten. Eine Heirat zwischen ihm und ihr käme für ihn einem Bündnis zwischen mir und Granbretanien gleich. Aber damit wäre Yisselda nicht einverstanden und ich ebenso wenig.«
    »Und was ist, wenn Yisselda ihn liebt, und er Leidenschaft für sie empfindet?«
    »Aber wie könnte sie ihn lieben?«
    »Nun, sie kennt wenige so gutaussehende und galante Männer hier in der Kamarg.«
    »Hmmm«, knurrte der Graf. »Wenn sie den Baron liebt, dann würde sie mir das nicht verschweigen, nicht wahr? Ich glaube deine Geschichte, wenn Yisselda selbst sie mir bestätigt!«
    Bowgentle fragte sich, ob die Blindheit des Grafen in dieser Sache wohl darauf zurückzuführen war, dass er insgeheim gar nicht wissen wollte, wie der wahre Charakter jener, die Granbretanien regierten, aussah, oder ob es einfach die Unfähigkeit eines Vaters war, sein Kind so zu sehen wie andere auch.
    Bowgentle beschloss, Baron Meliadus und Yisselda nicht mehr aus den Augen zu lassen. Er konnte nicht verstehen, wie der Graf einen Mann schätzen konnte, der schuld am Massaker von Lyttich gewesen war, der Sahbrock brandschatzen ließ und dessen perverse Gelüste der Schrecken aller Sklaven vom Nordkap bis Tunis waren. Der Graf hatte schon zu lange die reine Landluft geatmet und vermochte nun den Gestank der Korruption nicht mehr zu erkennen, selbst wenn er ihm direkt in die Nase stieg.
    Obgleich Graf Brass in seinen Gesprächen mit Meliadus sehr zurückhaltend war, war der Baron es durchaus nicht. Er ließ durchblicken, dass selbst in Gebieten, die nicht unter Granbretaniens Herrschaft fielen, unzufriedene Edelleute und Bauern geheime Pakte mit den Agenten des Dunklen Imperiums schlossen, die ihnen Macht versprachen, wenn sie halfen, die Gegner Granbretaniens zu vernichten. Granbretaniens Ambitionen schienen nicht einmal an den Grenzen Asiens, haltzumachen. Jenseits des Mittelmeers gab es wohlorganisierte Gruppen, die bereit waren, das Dunkle Imperium zu unterstützen, sobald die Zeit dafür gekommen schien. Graf Brass’ Bewunderung für die Taktik Granbretaniens wuchs von Tag zu Tag.
    »In zwanzig Jahren«, bedeutete ihm Baron Meliadus, »wird ganz Europa unser sein. Zehn Jahre später gehört uns Arabien- und alle Länder rundherum. Und noch ehe fünfzig Jahre vergangen sind, werden wir stark genug sein, jenes geheimnisumwitterte, Land anzugreifen, das sich Asiakommunista nennt …«
    »Ein uralter und romantischer Name«, meinte Graf Brass. »Ein Land, das von Zauberei beherrscht wird. Ist nicht dort der Runenstab zu finden?«
    »So wird berichtet – dass er auf dem höchsten Berg der Welt steht, wo der Schnee ewig wirbelt und der Wind nie zu stürmen aufhört. Behaarte Männer von unvorstellbarer Weisheit sollen ihn beschützen. Männer, die zehn Fuß hoch sind und das Gesicht von Affen haben.« Baron Meliadus lächelte. »Aber es gibt viele Orte, an denen der Runenstab angeblich sein soll -selbst in Amarekh, sagt man.«
    Graf Brass nickte. »Ah,
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