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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
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verdeckte fast das gesamte Gesicht, den Körper bedeckte ein schwerer Ledermantel. Er salutierte mit hoch erhobenem Arm.
    Graf Brass hob auch den Arm. »Ist alles in Ordnung, Wache?«
    »Alles in Ordnung, mein Lord.« Der Wächter nahm eine Hand von der Flammenlanze und zog sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf, als die ersten Tropfen fielen. »Abgesehen vom Wetter.«
    Graf Brass lachte. »Warte, bis der Mistral bläst, und beschwer dich dann.« Er lenkte sein Pferd weg vom Turm ‚auf den nächsten zu.
    Der Mistral war der kalte schneidende Wind, der in den Wintermonaten durch die Kamarg peitschte und dessen wildes Heulen bis zum Frühling beständig zu hören war. Graf Brass liebte es zu reiten, wenn der Wind am stärksten blies. Die Regenschwaden, die gegen sein Gesicht gepeitscht wurden, färbten seine bronzene Haut dann glühend rot.
    Jetzt platschte der Regen auf seine Rüstung, und er griff hinter dem Sattel nach seinem Umhang, legte ihn um die Schultern und zog die Kapuze über. Der Tag wurde dunkler, und überall beugte sich das Riedgras unter dem sturmgetragenen Regen. Beständig war das Platschen von Wasser auf Wasser zu vernehmen, als die schweren Tropfen in die Lagunen fielen und deren Oberflächen wild kräuselten. Die Wolken über ihm wurden schwärzer, und es sah aus, als stürze in Kürze eine Menge Wasser vom Himmel; also beschloss Graf Brass, seine weitere Besichtigung auf morgen zu verschieben und in seine Burg zu Aigues-Mortes zurückzukehren, die etwa einen Vierstundenritt durch die gewundenen Marschenpfade entfernt lag.
    Er lenkte das Pferd zurück auf den Pfad, den er gekommen war, wohlwissend, dass das Tier den Weg instinktiv finden würde. Der Regen wurde stärker und durchweichte den Mantel; die Dunkelheit rückte immer näher, bis nur noch eine dichte schwarze Wand zu sehen war, auf die der Regen silberne Streifen malte. Das Pferd ging langsam, blieb aber nie stehen. Graf Brass konnte das feuchte Fell riechen und versprach dem Tier eine besonders gute Behandlung durch die Stallknechte, sobald sie Aigues-Mortes erreichten. Er schüttelte mit der Hand Wasser aus der Pferdemähne und versuchte, die Dunkelheit vor sich zu durchdringen, erblickte aber nur die Riedgräser, die unmittelbar um ihn wuchsen. Gelegentlich war das wilde Flügelschlagen einer Stockente zu hören, die von einem Wasserfuchs oder einem Otter verfolgt über die Lagune flatterte. Manchmal vermeinte er eine dunkle Gestalt über sich zu erkennen und fühlte den Luftzug eines dahinbrausenden Flamingos, der auf dem Weg zu seinem Nest war. Auch Geräusche eines Kampfes zwischen einem Moorhuhn und einer Eule drangen durch die Finsternis. Einmal erhaschte er einen Blick auf etwas Weißes und lauschte den donnernden Hufen einer Herde weißer Stiere auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen auf festerem Boden. Einen Augenblick später hörte er einen Marschbären, der sich an die Herde heranschlich; er erkannte den pfeifenden Atem und das leise Patschen der Pfoten auf dem sumpfigen Grund. Graf Brass kannte all diese Geräusche, und keines beunruhigte ihn.
    Selbst das angsterfüllte schrille Wiehern von Pferden und deren Hufschläge in einiger Entfernung brachten ihn nicht aus der Ruhe, bis sein eigenes Reittier unvermittelt stehen blieb und verunsichert tänzelte. Die Pferde kamen direkt auf ihn zu, sie rasten von Panik erfüllt den schmalen Pfad entlang. Jetzt sah Graf Brass den Leithengst. Augenblicklich erkannte er die rollenden, furchterfüllten Augen und die geblähten Nüstern.
    Graf Brass brüllte und winkte mit den Armen in der Hoffnung, den Hengst ablenken zu können. Das von Panik erfasste Tier jedoch beachtete ihn nicht. Es gab keine andere Möglichkeit: Graf Brass riss die Zügel seines Pferdes herum und lenkte es in den Sumpf; er hoffte verzweifelt, dass der Grund wenigstens fest genug war, ihn und sein Reittier zu tragen, bis die Herde vorüber war. Das Pferd stolperte durch die Riedgräser und suchte mit den Hufen Halt auf dem sumpfigen Boden, dann stürzte es ins Wasser. Graf Brass fühlte, wie eine Welle sein Gesicht traf. Das Pferd schwamm, so gut es konnte, durch das kalte Wasser der Lagune und trug tapfer seine gewappnete Last.
    Die Herde jagte rasch vorbei. Graf Brass fragte sich, was sie so in Panik versetzt haben mochte; die gehörnten Pferde der Kamarg waren für gewöhnlich nicht sehr schreckhaft. Dann, ‚als er das Pferd zurück zum Pfad lenkte, vernahm er ein Geräusch, das ihm die Aufregung der Pferde
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