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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel
Autoren: Catherine Coulter
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gehen. Bist du damit einverstanden, Merrik?«
    »Es ist nicht dein Kind!« kreischte sie. »Es ist Eriks Kind! Wenn es ein Sohn wird, wird er einst Herr auf Malverne sein!«
    Cleve schüttelte traurig den Kopf. »Nein Sarla, es ist mein Kind. Ich schwöre bei allen Göttern, daß du nach Eriks Tod deine Monatsblutung hattest.«
    »Lügner!«
    »Er ist kein Lügner«, widersprach Merrik leise, senkte den Kopf und schwieg lange.
     

EPILOG
    Zwei Tage nach der Wintersonnenwende wütete ein Schneesturm übers Land. Im warmen Haus mischte sich der Duft von gebratenem Wildbret mit den weniger einladenden Gerüchen der Ziegen und Kühe, die mit ins Haus genommen worden waren. Die Pferde waren zum Glück mit genügend Heu in den Futtertrögen im Stall geblieben.
    Laren hob gelegentlich den Kopf von ihrer Näharbeit, um zu Merrik hinüberzusehen, der sich mit einem Boten von Onkel Rollo unterhielt. Das Wams war fast fertig, und es würde Merrik prächtig kleiden. Diesmal hatte sie ein dunkleres Blau gewählt. Es war das dritte Wams, in einem weiteren Blauton, das sie für Merrik fertigte. Seine Leute machten bereits heimlich Witze darüber.
    Plötzlich stieß das Kind nach ihr, sie fuhr erschreckt hoch, legte dann aber lächelnd die Hand über ihren geschwollenen Leib.
    Merrik trat zu ihr, ging in die Hocke und streichelte ihren Bauch. »Schlägt er wieder um sich, mein Sohn?«
    »Ja, unser Kind ist recht lebhaft. Weiß der Bote Neues zu berichten?«
    »Ja. Cardle hält sich in Britannien am Hofe des Königs von Wessex auf. Rollo ließ ihn nicht hinrichten. Er meinte, nach all den Jahren mit Ferlain habe er es verdient, in Ruhe seinen Studien über die Sachsenkönige und die alten Griechen nachzugehen.«
    »Das freut mich.«
    »Cardle hat Rollo außerdem davon unterrichten lassen, daß er beabsichtige, die Berichte seiner ruhmreichen Taten in Britannien zu verbreiten. Das mag mit ein Grund gewesen sein, warum dein Onkel ihn begnadigte. Dein Vater hat ein junges Mädchen deines Alters geheiratet. Er meinte, er habe nicht mehr viel Zeit, deshalb beeilte er sich, wieder zu heiraten. Sie ist die Tochter eines Edlen am Hofe von König Karl. Hallads Gemahlin — deine Stiefmutter also — hat bereits einen dicken Bauch.« Während seiner Rede blickte er zu Sarla hinüber. Sobald sie ihr Kind zur Welt gebracht hatte, würde er sie zurück zu ihren Eltern schicken.
    Er hatte niemandem etwas von ihren Verbrechen gesagt, Laren und Cleve bewahrten gleichfalls Schweigen. Andernfalls hätte ihr mit Sicherheit einer von Eriks Männern den Hals umgedreht. Trotz allem wurde sie rücksichtsvoll behandelt, auch von Cleve. Ihm ging es einzig und allein um sein Kind, das sie trug, und das wußte Sarla genau. Die anderen wunderten sich zwar, warum die beiden nicht heirateten, aber folgerten schließlich, daß Sarla ihn verschmäht habe, weil er ein ehemaliger Sklave war. Allerdings wagte niemand, eine diesbezügliche Frage zu stellen.
    Laren freute sich über die Neuigkeiten, die Merrik berichtete. »Ja, mein Vater«, schmunzelte sie. »Er kann es nicht lassen. Wie heißt meine neue Stiefmutter?«
    »Bartha. Ein häßlicher Name, doch der Bote berichtet, sie sei eine durchaus ansehnliche Person.«
    »Ich hoffe, Taby mag sie.«
    »Nicht besonders. Offenbar schenkt er ihr keinerlei Beachtung. Und Rollo amüsiert sich darüber. Unser Taby wächst und gedeiht und macht rundum gute Fortschritte. Helga hat aufgehört, die Hexe zu spielen. Sie hat Weland geheiratet, der ihr offenbar die Zauberei und Hexenkünste untersagt hat. Wie findest du das?«
    »Au! Ich habe mich in den Finger gestochen. Das ist doch ein Scherz, Merrik! Du willst mich mit fantastischen Geschichten übertrumpfen.«
    »Ich schwöre, es ist die Wahrheit. Liebste, wollen wir uns zurückziehen? Es war ein anstrengender Tag.«
    »Bald«, sagte sie und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. »Es ist noch früh am Abend, Merrik. Wir haben die ganze Nacht vor uns.«
    »Da meine Lust ebenso groß ist wie meine Liebe zu dir, werde ich dich solange glücklich machen, bis du mich anflehst, dich in Frieden zu lassen.«
    Bedächtig legte sie Nadel und Faden beiseite, faltete die Näharbeit sorgsam zusammen und flüsterte mit gesenkten Lidern: »Liebst du mich wirklich?«
    Er schob seine Hand unter ihr Kinn, hob ihren Kopf und blickte sie sehr lange an. Dann küßte er sie auf den Mund. »Ja«, raunte er an ihren warmen Lippen. »Ich liebe dich mehr, als du dir vorstellen kannst. Wie kannst
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