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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs
Autoren: Sara Douglass
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lächelte sie. »Mit Freuden.«
    Niemand bemerkte, wie aus dem Nichts blaue und grüne Nebelfäden entstanden, den Herrn und die Herrin des Traumreichs umschlangen und sie zurückführten in die Finsternis. Nur ein flüchtiger Schatten und der Anflug eines Lächelns blieben zurück.
    Die Männer erreichten das Ende der Leiter und sahen die Sonne wieder. Die Zurückgebliebenen empfingen sie tief besorgt.
    »Was ist geschehen?« zischte Joseph und zog Garth aus dem Schacht. Vorstus stand dicht hinter ihm. »Wir hörten von unten das Donnern der See… wie… was ist geschehen? Wo ist Cavor?« Er drehte sich etwas zur Seite. »Maximilian – habt Ihr gesiegt?«

    Maximilian klopfte sich den Staub ab und lächelte müde.
    »Das ist eine lange Geschichte, Joseph, aber… ja, ich bin Sieger geblieben.«
    Als sich der Heiler wieder dem Schacht zuwandte, blieb ihm vor Staunen der Mund offenstehen. »Und wer sind alle diese Männer?«
    Garth nahm seinen Vater am Arm, führte ihn ein paar Schritte abseits und bemühte sich, ihm das Unbegreifliche zu erklären.
    Daß Drava und Ravenna nicht mit aus dem Schacht gekommen waren, bemerkten sie erst viel später.
    Furst sank erschöpft zu Boden und wartete auf den – Tod. Daß er ihn holen würde, stand für ihn fest, er fragte sich nur, warum es so lange dauerte.
    Cavor war jetzt bis auf die Augen versteinert, und Furst war sicher, daß auch er den Tod herbeisehnte.
    Plötzlich überschritt das Kreischen des Aufzugs die Grenze des Erträglichen. Furst schrie auf und preßte sich die Hände an die Ohren.
    Im nächsten Augenblick durchbrach der Korb den gläsernen Boden des Schachts und stürzte in die aufgewühlten Tiefen des Ozeans.
    Er brauchte sehr, sehr lange, um den Grund des Meeres zu erreichen.

Am Strand
    Maximilian stand am Strand. Die steife Brise wehte ihm das Haar ins Gesicht. Weit draußen auf See durchpflügte eines der bunten koroleanischen Handelsschiffe die Wellen. Sicher nahm es Kurs auf Narbon, um dort seine Waren abzuladen. Er beobachtete es eine Weile. Ob es wohl auch Nachrichten aus den fremden Reichen des Westens mitbrachte? Wenn ja, dann würde er noch früh genug davon erfahren.
    Seit er die Adern verlassen hatte, waren acht Wochen vergangen, in denen er unermüdlich daran gearbeitet hatte, den Thron zu sichern und seine Herrschaft über Escator zu festigen. Das Volk hatte ihn mit wenigen Ausnahmen willkommen geheißen, aber er war siebzehn Jahre lang von allen neueren Entwicklungen abgeschnitten gewesen und hatte eine Menge aufzuholen. Außerdem mußte er Abgesandte anderer Reiche empfangen und sich mit ihnen beraten, Gerichtsverfahren leiten, Entscheidungen treffen, Adlige und Handelsherren bewirten und sich ihre Sorgen anhören. Und neben soviel unermüdlicher Betriebsamkeit hatte er auch noch die Zeit und Muße gefunden, seine Eltern zu betrauern.
    Heute bot sich zum ersten Mal die Gelegenheit, alles hinter sich zu lassen und in Ruhe nachzudenken.
    Maximilian drehte sich um und lächelte. »Siehst du das Schiff, Garth?«
    Das Meer gleißte im Sonnenlicht. Garth beschattete die Augen. Er war fast so gut gekleidet wie der König neben ihm.
    Sein Hemd war aus feinstem Linnen, und die Jacke war ihm auf den Leib geschneidert. »Natürlich, Maximilian. Als Kind träumte ich davon, Pirat zu werden und auf solchen Schiffen über das Meer zu fahren.«
    Maximilian schaute wieder auf das Wasser hinaus. Garth war ihm in den acht Wochen nicht von der Seite gewichen. Der König benötigte dringend einen Freund, und oft genug hatte er ihm mit seiner frischen, unverdorbenen Sicht der Dinge auch als Berater gedient. Manchmal fühlte sich Maximilian am Hof zu Ruen mit seinen Intrigen fast ebenso beengt wie früher unter dem Hangenden. Aber nur fast.
    Schweigend schlenderten die beiden Männer am Wasser entlang auf eine kleine Klippe zu. Der Fels war teilweise abgebröckelt, die Wellen spülten darüber hin. Seehunde kletterten fröhlich kläffend über die Steine und stürzten sich wieder ins Meer.
    Vor drei Tagen waren sie von Ruen nach Myrna und weiter zu den Adern geritten. Die ›Smaragdgarde‹ hatte sie begleitet.
    Die Männer, die Maximilian aus den Adern gerettet hatte, trugen nun smaragdgrüne Uniformen, auf ihrer Brust prangte in leuchtendem Blau das Wappen des Manteceros. Sie waren so rasch zu einer Elitetruppe geworden, daß da und dort von Zauberei gemunkelt wurde.
    Garth mußte lächeln, wenn er daran dachte. Jetzt verstand er, warum sich Nennius den
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