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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs
Autoren: Sara Douglass
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Thron? Wer wagt den Traum? Wagt ihn und…«
    Maximilian hielt dem Blick stand und nahm die Herausforderung an. »Wagt ihn und… lacht«, ergänzte er den Vers, der nicht nur Garth und Ravenna, sondern vor ihnen schon Generationen von Historikern in Verwirrung und Ratlosigkeit gestürzt hatte.
    Der blauhaarige Mann nickte. »Ja. Er lacht.« Ein Lächeln, strahlend und unglaublich liebenswert, erhellte sein Gesicht.
    »Wer lacht, der braucht Mut, denn wer lacht, trotzt dem Schicksal und dem Leid und der Last allen Unrechts. Du bist wahrhaft königlichen Geblüts, Maximilian, und ich erkläre dich hiermit zum wahren König von Escator. Willkommen in deinem Reich!«
    Cavor ließ endlich das Schwert los, sein Arm sank langsam hinab, und er blickte verständnislos um sich. Das Schwert hing immer noch über ihm. Doch plötzlich schlug seine Stimmung um.
    »Genießt Euren Sieg, solange Ihr könnt«, zischte er Maximilian an, dann drehte er sich um und flüchtete durch den Stollen.
    Niemand achtete auf ihn.
    »Wer bist du?« flüsterte Garth. »Wer?«

    Über dem Hangenden
    Cavor stürmte durch den Stollen. Jedesmal wenn er stolperte, zischte er einen Fluch, und als er zweimal tatsächlich stürzte und blind auf Händen und Knien weiterkriechen mußte, schrie er seine Wut hemmungslos hinaus.
    Doch er kam immer wieder auf die Füße und rannte weiter.
    Wenn Wärter und Sträflinge ihm den Weg zu versperren drohten, stieß er sie mit Gewalt beiseite. Einen Mann, der ihm nicht schnell genug Platz machte, schlug er sogar mit der Faust ins Gesicht.
    Er hatte diesem Manteceros noch nie getraut, nein, wahrhaftig nicht. Und Maximilian – der hatte sich natürlich mit einem Schwindel aus der Affäre gezogen. Woher hätte er die Antwort auf die Frage des Manteceros wissen sollen?
    Woher? Die beiden mußten das Ganze vorher geplant haben.
    Es konnte nicht anders sein.
    Und so betrachtet war Cavors Vorhaben eigentlich kein Betrug mehr… sondern eher so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit… ja, das war es. Ausgleichende Gerechtigkeit.
    Endlich erreichte er die Höhle vor dem Schacht. Furst erwartete ihn bereits, die Aufzugtür stand einladend offen.
    Der schmale Mund des Aufsehers verzog sich zu einem kalten Lächeln. »Habt Ihr ihn besiegt, Sire?«
    Cavor fluchte aus Leibeskräften und schob Furst in den Korb.
    »Ist alles bereit?«
    Der Aufseher senkte den Kopf. »Gewiß, Sire.«
    »Dann los!« schrie Cavor. »Bringt mich von diesem Alptraum weg!«

    »Wenn Ihr das schon für einen Alptraum haltet«, murmelte Furst, »dann könnt Ihr froh sein, daß Ihr nicht mehr da unten im Stollen seid.« Kurz vor der Aufzugtür bückte er sich und griff nach einigen Drähten, die in den Schacht führten.
    »Wird es denn gelingen?« fragte Cavor kleinlaut. Seine Wut war vergessen, er wollte nur noch fort, um zu guter Letzt doch noch Sieger zu werden.
    Furst antwortete nicht gleich, doch dann richtete er sich auf und zeigte ein zufriedenes Gesicht. »Geschafft, Sire. Gewiß doch, es wird gelingen. Wir brauchen nur noch in die Sonne hinaufzufahren.«
    Damit schlug er die Aufzugtür zu und legte rasch den Hebel um.
    Der Aufzug schoß zur Oberfläche hinauf.
    Über dem Hangenden brodelte, lauernd wie ein gieriges Raubtier, das Meer… und nagte, nagte, nagte…
    »Wer bist du?« wiederholte Garth. Die Antwort gab Ravenna. Sie kämpfte sich hoch, ohne den neben ihr auf den Knien liegenden Maximilian zu beachten, und verneigte sich tief vor dem Fremden. »Drava«, flüsterte sie, »Herr des Traumreichs, ich grüße dich.«
    Nun zogen die Drähte an Hebeln, die bereitwillig auf-oder zuschnappten. Fachmännisch ausgelegte Feuersteine sprühten in jäher Wut ihre Funken.
    Die Explosionen begannen in den äußeren Kreisen und setzten sich im Abstand von Augenblicken nach innen fort, bis sie die Ladung im Zentrum erreichten und ebenfalls entzündeten. Einen Herzschlag später flog die Felswand auseinander.
    Minutenlang sah man nichts als Staub und Finsternis, dann zwängte sich ein grünes Rinnsal durch einen winzigen Spalt und kroch zaghaft über den Schutthaufen. Ein zweites gesellte sich dazu, dann ein drittes, und dann zertrümmerte eine zweite schwere Detonation den Rest der Felswand. Diesmal wurde kein Staub mehr aufgewirbelt. Das Wasser brach mit lautem Triumphgebrüll herein, füllte den ganzen Stollen aus und arbeitete sich schäumend und kochend immer weiter nach oben vor.
    Die Sprengung und der Wassereinbruch waren eher zu spüren als zu
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