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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition)
Autoren: Myk Jung
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verschwanden.
    Und eines Tages gewahrten die Wanderer die Letzte Furt, die direkt über den Letzten Fluss führte. Ganzhalb schlotterte vor Angst, denn er befürchtete, dass seine Wassermagie nicht ausreichen würde, falls denn alle neun Ohrringgespenster bei der Furt auf sie warteten – was ihm immerhin möglich vorkam. Obgleich die mentalen Kapazitäten der Nazgulashs, wie sich später die Historiker verwunderten, solch Schläue eher unerwartbar scheinen ließen.
    Da entdeckten die Freunde ein gutes Stück voraus neun Schatten, leidlich versteckt unter einem Gezweig, und sie wurden nicht froh über den Anblick. Zum Glück fiel dem Zauberer nun etwas ein.
    »Ich muss ja weg!«, rief er und patschte sich gegen die Stirn. »Fahrduman hat mich in seinen Eisengarten eingeladen, falls ich mit ihm über den Einen sprechen möchte. Wahrscheinlich wäre es besser, ich täte es. Er weiß bestimmt einen Ratschlag! Ich kehre zu euch zurück, sobald ich’s vermag!«
    Und so eilte der Graue fort und verschwand im Dunst zwischen den Sträuchern. Die anderen schauten einander betroffen an. Den sagenhaften Zauberer in ihrer misslichen Situation zu verlieren, rief ihren Unmut auf den Plan. Marathorn knurrte verdrießt in seinen Dreißigtagebart.
    Da hörten sie hinter sich Hufschläge, und alsbald sahen sie einen braunen Lichtschimmer um die Bäume biegen. Ein Fürst der Albernen kam in Sicht, ein berittener, und dies war niemand Geringeres als Gluthwindel, einer der Weisesten aus Allrounds Haushalt. Unbeholfen, als fehlte ihm die Übung, winkte er den Gefährten zu.
    »Hey, ihr da!«, rief er. »Entschuldigt mein elanloses Winken, ich habe schon längere Zeit nicht mehr gewunken. Und passt mal lieber gut auf! Da vorne lauern nämlich Ohrringgespenster, müsst ihr wissen! Aber jetzt bin ich ja da! Und ich bin da, um euch in eurer Not beizustehen.«
    »Du willst uns aus der Patsche helfen!«, rief Marathorn begeistert; aber solch Umgangssprachliches war Gluthwindel nicht geläufig, wie allen Albernen. Die Gefährten wollten gerade anfangen, beruhigt zu sein, da sahen sie die gleiche Einfalt in Gluthwindels Zügen, wie sie auch Frohdoof ins Gesicht geschrieben stand.
    »Das gibt nichts, wirst schon sehen«, raunte Macho Pipifax ins Ohr.
    Mit dem Albernen Fürsten vorneweg näherten sie sich jetzt dem Fluss, und zwar in rasanter Manier 10 . Da saßen die Neun, wie die Aasgeier, lungerten und lauerten im Halbschatten des Gezweigs. Gluthwindel straffte seinen hühnerbrüstigen Oberkörper und richtete sich im Sattel auf.
    »So. Ihr seid also die Ohrringgespenster, eh? Passt mal lieber gut auf, was ich mit euch mache!«
    Und er zog ein gewaltiges Zauberschwert, davon die anderen sofort vermuteten, dass es einstmals in der Albernenstadt Gondel- drin geschmiedet worden war. Und er fuchtelte damit in der Luft herum, bis es sich an dem Beherrschenden Ohrring in Frohdoofs Läppchen verhedderte. Da wurden Schwert und Ohrring in den Fluss geschleudert.
    »Ach du Maeyne Vraessae!«, rief Gluthwindel entsetzt, und die anderen waren verdattert, dass ihm dieser Ausdruck geläufig war, den die Albernen gemeinhin nicht kennen. Der Ohrring verschwand in den Wassern des Letzten Flusses.
    Die Neun Gespenster aber waren begierig, den Schatz zu ergattern – was nicht verwunderlich ist, denn Saurum hatte sie mit dem Auftrag losgeschickt, den Einen wiederzuholen; obendrein waren sie dem fluchwürdigen Kleinod in sklavischer Abhängigkeit verfallen. Sie warfen sich in die Fluten, und ihre Dino-Stuten nahmen sie mit, wo sie alle miteinander ertranken, zumindest verging ihr Materie-Aspekt. Sich in Fluten zu stürzen, das hatten sie bislang nicht ernsthaft trainiert. Mit dem Zirkulieren hatte es inzwischen ganz gut geklappt, aber das half ihnen jetzt nichts. Es gab einen Dampf und einen Knall, und kurz darauf schwammen neun dunkelfarbige Mäntel auf dem Wasser.
    »Das ging ja nochmal so eben gut!«, seufzte Frohdoof, als er den Ohrring aus dem Matsch klaubte, wohin er gespült worden war.
    »Nur mein Schwert is’ weg!«, rief unglücklich der arme Gluthwindel. »Es wird nicht angespült! Dabei ist es doch vor Urzeiten in Gondeldrin geschmiedet worden und deswegen ganz wertvoll!«
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, murmelte Marathorn, während er beobachtete, wie sich das Schwert an einer über der Wasseroberfläche hängenden, ein wenig in die Luft ragenden Wurzel verfing, wo es sanft hin und her geschwappt wurde, aber offenbar festsaß. Als keiner
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