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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition)
Autoren: Myk Jung
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unaufgeregter Beiläufigkeit zu geben. »Du, ich kann jetzt gar nicht mitkommen. Ich hab’s nämlich ganz eilig! Ich werd’ jetzt schnell ein bisschen investigieren, und danach fremde Landstriche erkunden, du weißt schon. Eben das übliche Zauberergedöns. Aber wem sag’ ich das? Da gibt’s ja so viel zu tun… Wir sehen uns sicher bald, ja?« Und hastig bahnte sich Ganzhalb einen Weg durchs Farnkraut.
    Fahrduman wollte ihn nun mit Magie binden, bestenfalls in Dunkelheit, und gern von hinten. Er ärgerte sich, als er feststellte, dass er seinen Zauberstab im Ohr-Tank liegen gelassen hatte. Zerknirscht rief er dem Grauen nach: »Versprochen, dass du mir Bescheid sagst, wenn du was vom Einen Ohrring hörst?«
    Ganzhalb wanderte am Ufer eines Flusses entlang; und nach kurzer Zeit gelangte er an eine Furt. Da sah er die Mäntel der Nazgulashs auf dem Wasser schwimmen, und wie Frohdoof sich nach dem Einen bückte.
    »Da bin ich wieder, Kinder!«, rief er. »Hat’s geklappt mit den Neun?«
    Die Gefährten schauten ihn düster an, denn sie entsannen sich wohl, dass der Zauberer sie einstmals in einer misslichen Situation verlassen hatte – unter einem Vorwand, der ihnen wie eine Ausrede erschienen war. Eigentlich hatten sie nicht übel Lust, ihm über den Mund zu fahren, und das nicht im übertragenen Sinn. Aber da Ganzhalb ihnen so anerkennend wohlwollend auf die Schultern klopfte, von seiner erfolgreichen Fahrt zu Fahrduman berichtete, anklingen ließ, dass er neue Pläne, Vorschläge und Strategien mitgebracht hätte, was er sich natürlich samt und sonders aus den Fingern gesaugt hatte, und auch angesichts der verlustlosen Furtüberquerung, die überraschend glimpflich verlaufen war, wie ihnen jetzt im nachhinein aufging, und weil sie deswegen guter Stimmung waren und die Temperaturen obendrein linde und die goldene Sonne die ganze Szenerie weiterhin verschönerte, ließen sie es schließlich sein, missmutig zu gucken, und Marathorn knurrte nur: »Es macht fast gar nichts, Ganzhalb.« Gluthwindel war der einzige, dessen Laune grau verhüllt blieb. Denn nirgendwo war sein Schwert zu sehen.
    »Aber…«, murmelte er, »…Gondeldrin…«
    Die Gefährten hatten sich wieder gefunden, und es gab keinen Grund, warum sie nicht gemeinsam den Weg zu Allrounds Sitz zurücklegen sollten, dem Letzten Anheimelnden Haus vor der Grenze zur Ödnis – bis auf den einen Grund: dass sie eigentlich lieber im Gras zu dösen bevorzugt hätten. Sie sangen im Weiterwandern ein Lied, und das machte die Sache nur unerträglicher. Zumindest für die nahebeie Fauna. Glücklicherweise sind des Liedes Worte nicht überliefert und müssen jetzt nicht aufgeschrieben werden.

Neuntes Kapitel:
Der Rat von Allround
    In Duchfal, da stand das Haus von Allround, dem legendären Halb-Albernen. Der Meister selbst hatte sich gerade zu einem kleinen Schläfchen hingelegt, als er von draußen Gelächter hörte und Stimmen, und Schritte und Tritte, und zwar sich nähern, und das war für ihn das Unangenehmste an der ganzen Sache.
    »Nicht schon wieder!«, stöhnte er, und mit aller Macht suchte er seine Augen zusammenzukneifen. »Ich will weiterschlafen! Ich will doch nur ein bisschen weiterschlafen!«
    Aber es nützte gar nichts, dass er sich einredete, bald wieder einschlafen zu können, und dass er sich um nichts zu kümmern bräuchte. Allround musste sich nämlich kümmern. Und zwar um die Verschlingungen und Verwirrungen des Schicksals, und um die Geschehnisse, die das Ende des Zeitalters einläuten sollten, und um den Kampf gegen das Dunkel, und um den Kampf gegen die Vergänglichkeit, namentlich das Dahinschwinden der Erstgeborenen, jener, die die Albernen genannt wurden. Und um so manches mehr. Andauernd suchten ihn irgendwelche von fern kommenden Wanderer auf, die das Leid ihres Geschlechts ihm zu klagen gewillt waren.
    Erst am frühen Morgen waren ein paar Zwerge in seinem Anheimelnden Haus eingetroffen; vom Überlaufenen Berg waren sie gekommen, hatten schlechte Nachrichten gebracht und seinen Beistand gesucht. Er hatte ihnen geraten, sich doch erst mal ein Weilchen zu erholen und ihn selbst sich erholen zu lassen.
    Am mittleren Vormittag dann waren drei oder vier Alberne aus dem fernen Finsterforst herangeschlendert, weitläufige Verwandte, die den Ärger ihrer Sippschaft mitbrachten und um seinen weisen Rat als Beisitzer baten. Allround hatte unwillig den Kopf geschüttelt und unbedarfterweise in Aussicht gestellt, dass er ihrem Bittgesuch
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