Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition)
Autoren: Myk Jung
Vom Netzwerk:
verschlungen?«
    »Was wäre denn, wenn?«, fragte Pipifax vorlaut.
    »Das… wäre schade«, antwortete Ganzhalb. »Richtig schade.« Die Dösköppe waren betroffen ob seines emotionalen Überschwangs und schwiegen lange.
    »Habt ihr bemerkt, wie sehr ihn der Verlust seines Freundes mitnimmt? «, fragte Frohdoof augenblicklich die anderen beiden. Die nickten, und Macho mutmaßte: »Er muss ihn sehr lieb gehabt haben, den zerschlissenen Dauerläufer.«
    »Ich kann es nicht ertragen, wie sehr er leidet«, flüsterte Pipifax.
    Ganzhalb studierte in der Zwischenzeit die Gegend, darin sie sich befanden. Die lag mitten im Mondlicht, und das war fahl, in der Tat fast bleich. Der Zauberer beschattete seine Augen mit der rechten Hand und murmelte: »Lange sind wir unter den Sträuchern gekrochen. Fast will es mir erscheinen, als ob der Waldsaum da vorne der Rand des Finsterforsts ist!«
    »Der Finsterforst!«, murmelte Frohdoof, der Bilbords alte Karten immerzu gern angeguckt hatte, vor allem, wenn sie auseinander gefaltet waren. »Dann sind wir ja unglaublich weit gekrochen! Und unbemerkt über die Dunstberge hinweg, oder unter ihnen hindurch!«
    Ganzhalb kaute auf seinen Lippen, während er immer noch so tat, als würde er angestrengt auf den Waldsaum starren. »Jaa«, knurrte er, »dann ist’s wohl doch nicht der Finsterforst… Aber unheimlich weit gekrochen sind wir trotzdem! Ich glaube, da vorn seh’ ich den Gipfel der Unwetterkuppe, und das is’ ein ganz legendärer Berg!«
    Wieder deutete der Zauberer mit knotiger Hand in die Gegend. So sehr sich die anderen auch anstrengten: sie konnten keinen Berg ausmachen. Macho zeigte auf eine nahebei gelegene Hütte. »Seht, das Haus des Oh-m, wo Samenweis gerade im Vorgarten das Unkraut jätet!«
    »Mitten in der Nacht – das finde ich komisch!«, sagte Pipifax.
    »Heißt es nicht Wildkraut?«, merkte Frohdoof an. Da kam Samenweis auf sie zugelaufen. »Herr!«, rief er, denn er war ein wenig geistesverwirrt und redete Frohdoof immer so an – niemand wusste, wieso.
    »Herr! Ich tat so, als würde ich Unkraut jäten, und nur so entkam ich den Geistern, die durch die Luft schwirren und den Oh-m fortschleiften! Jetzt will ich aber schnell mit zu den Albernen – denn dort wollt ihr doch hin, oder etwa nich’?« Er jauchzte. »Die Albernen! Ich möchte sie so gern singen hören!«
    »Vay-ah!«, stöhnte Macho. (Auch er verstand ein wenig Hochalbernisch.) »Jetzt haben wir auch noch den am Hals! Es heißt übrigens Wildkraut.«
    Ganzhalb lugte verstohlen in die Gegend. Waren sie etwas weniger weit gekrochen als er angenommen hatte? Da sah er Frohdoofs Bude: sie war mindestens einen Steinwurf entfernt – wenn auch einen kleinen.
    »Wir sind da ganz ordentlich gekrochen, unterm Gebüsch«, murmelte er vor sich hin. Dann straffte er sich und sagte zu den anderen: »Aber wir müssen weiter! Noch sind wir nicht am Ende unseres Abenteuers angekommen!« So mahnte er.
    »Wohin sollen wir uns wenden?«, fragte Frohdoof.
    Da guckte Ganzhalb scharf unter seinen buschigen Augenbrauen hervor. »Der Eine Ohrring muss in Sicherheit gebracht werden. Wir sollten uns durchschlagen zu Allround, dem Meister der Albernen! Zum Letzten Anheimelnden Haus müssen wir. Nach Duchfal!«
    »Zu den Albernen! Juckuruh 8 !«, rief Samenweis. Er rief es laut, und so hörten ihn die Nazgulashs, die nicht weit entfernt trainierten zu zirkulieren; sie kamen näher, und die Gefährten sahen ihre bedrohlichen Schatten vor dem Mond, dem fahlen, zirkulieren.
    »Mysth-h!«, flüsterte Macho. »Ich wusste ja, dass Samenweis was Blödes machen würde.«
    »Ab ins Unterholz!«, kommandierte Ganzhalb.
    Ein weiteres Mal sprangen sie ins Gebüsch, und Frohdoof verhedderte sich an dem Einen, so dass der wieder in seinem Ohr baumelte. Es machte ihn unglücklich, aber so sehr er auch dran zerrte, er kriegte ihn nicht wieder heraus. Da fühlten sie, wie sich eine Hand auf ihre Schultern legte, und als sie sich umwandten, gewahrten sie Marathorn, verfangen im Gesträuch, von Dornen ganz zerpiekt.
    »Das ist aber die falsche Richtung, wenn ihr nach Duchfal zu kriechen gedenkt!«, flüsterte er. »Ich kenne alle Pfade zwischen dem Meer und den Nordwestlichen Öden. Folgt mir, denn ich bin Elendsstiels Erbe! Dass ich zerschlissen aussehe, mögt ihr höflicherweise übersehen!«
    Da erkannten sie, dass er nicht von einem Nazgulash verschlungen worden war. Fortan war er ihr Führer und geleitete sie durchs Unterholz, dahin die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher