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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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wunderbarerweise völlig unversehrten Waldläufer. Die weißen Hosen des alten Zauberers waren scheußlich zerfetzt, auf der Vorderseite seiner Nehrujacke war ein hässlicher Fleck, und seine schicken Stiefel waren hoffnungslos hinüber. Auch trug er den rechten Arm in einer farblich passenden Schlinge, aber als er später dazu neigte, mal diesen, mal jenen Arm in die Schlinge zu stecken, wurde diese Wunde nicht mehr so recht ernst genommen.
    Sie schwammen in Tränen, als sie einander begrüßten. Sogar Gimbohr und Legolam brachten es fertig, ihre Feindschaft auf ein oder zwei obszöne Gesten zu beschränken. Es gab viel Gelächter und Umarmungen, besonders zwischen Arabikum und Eoweh. Indes war Arabikum nicht blind für gewisse Blicke, die ausgetauscht wurden, als der stämmige Faraschlaks der Schafreiterin vorgestellt wurde.
    »Und dieser Held«, sagte Gutgolf schließlich zu Arabikum, »ist der tapfere Faraschlaks, der rechtmäßige Erbe des Truchsessenamts von Zwiedor.«
    »Ich bin entzückt, mein Wort darauf«, erwiderte Arabikum eisig, während er dem Krieger die Hand schüttelte und ihm gleichzeitig auf den verwundeten Fuß trat. »Ich bin Arabikum von Arabeske, rechtmäßiger Sohn von Arachnit und rechtmäßiger König von ganz Zwiedor. Die schöne Eoweh, die Ihr eben kennen gelernt habt, ist meine Verlobte und Königin!« Der Nachdruck, den der Waldläufer auf seine förmliche Begrüßung legte, entging niemandem.
    »Grüße und Glückwünsche«, sagte der Grüne Toupet. »Möge Eure Regierung und Ehe so lange währen wie Euer Leben.« Er zerquetschte Arabikums Hand, als er sie schüttelte.
    Die beiden sahen einander mit unverhülltem Hass an.
    »Lasst uns alle in das Haus der Heilung gehen«, sagte Arabikum schließlich, als er seine zermanschten Finger betrachtete, »denn es gibt viele Wunden, die ich heilen möchte.«
     
    Bis die Gefährten den Palast erreicht hatten, war viel gesagt worden. Gutgolf wurde allseits dazu beglückwünscht, dass er mit seiner Flagge das Zeichen zum Angriff gegeben hatte. Viele staunten über seine Klugheit, weil er gewusst hatte, dass Hilfe unterwegs war, aber er selbst schwieg sich seltsamerweise darüber aus. Die Gefährten waren auch betrübt, dass Vogelauge heute an ihrer Siegesfeier nicht teilnehmen konnte, denn der grüne Riese und seine zuverlässigen Vegetabilen waren auf dem Rückweg von Isentrop von einer schwarzen Herde von Sauerkopfs Geister-Kaninchen aus dem Hinterhalt überfallen worden. Von dem einst mächtigen Heer war nicht ein einziger Stängel übrig geblieben. Mopsi und Pepsi vergossen bittere Tränen über den Verlust ihrer fruchtbaren Karotten und tanzten eine kleine Gigue der Verzweiflung.
    »Und nun«, sagte Arabikum zu den verwundeten Kriegern und deutete auf einen Betonbunker, »wollen wir uns zurückziehen ins Jen… hm … Haus der Heilung, wo wir unsere Unannehmlichkeiten beseitigen können.« Er sah Faraschlaks vielsagend an.
    »Heilen, wozu denn, wir ist okay«, wandte Eoweh ein und warf Faraschlaks einen Blick zu wie ein Hund, der über ein Pfund Steaks frohlockt.
    »Hört auf meine Worte«, befahl Arabikum und stampfte mit einem Stiefel auf.
    Die Gefährten protestierten schwach, gehorchten aber, um seine Gefühle nicht zu verletzen. Drinnen zog Arabikum eine weiße Schürze an, bewaffnete sich mit einem Plastik-Stethoskop und rannte hierhin und dorthin, um nach den Patienten zu sehen. Faraschlaks legte er in ein Einzelzimmer weit weg von den anderen.
    »Nur das Beste für den Truchsess von Zwiedor«, erklärte er.
    Bald waren alle versorgt, ausgenommen der neue Truchsess. Arabikum behauptete, Faraschlaks habe in seinem Einzelzimmer einen Rückfall erlitten, und eine Operation sei sofort notwendig. Er werde die anderen später beim Siegesfestmahl sehen.
     
    Das Festmahl in der Haupt-Cafeteria von Benelux’ Palast war ein sehenswerter Anblick. Gutgolf hatte große Vorräte an Delikatessen aufgetrieben; zufällig dieselben Delikatessen, die vorher auf der Verpflegungsliste des Zauberers gestanden hatten. Ellenlange Schlangen aus Krepppapier und bunte Lampions blendeten die Augen der Gäste. Gutgolf selbst hatte die zweiköpfige reine Troll-Kapelle engagiert, die auf einem niedrigen Podium aus alten Apfelsinenkisten saß und die Speisenden musikalisch ergötzte, und alle sprachen ausgiebig den kleinen Fässern mit Fusel-Met zu. Die Gäste, beschwipste Elben, besoffene Zwerge, torkelnde Menschen und ein paar nicht zu identifizierende Beduselte,
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