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Der Henker von Lemgo

Der Henker von Lemgo

Titel: Der Henker von Lemgo
Autoren: Bettina Szrama
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die linke Hand
ins Wams gesteckt, das bis zu den Knien reichte, und doch so federnd, als würde
er gleich zum Tanz sich drehen. Margit senkte das Kinn. Und wie er mit ihr
tanzen konnte.
    »Der Rat wird
nicht ruhen. Die Legge gehört der Stadt. Das Blut des Leggemeisters muss
gesühnt werden.«
    Der helle und der
dunkle Schopf, Husbeek und Reimer … drei Schritt vor ihr, nur noch die Männer
wegschieben … dann hätte sie ihn berühren können. Er drehte den Kopf herüber zum
Salzstand der alten Quindt. Sein Blick verfing sich in ihrem. Die braunen Augen
verloren den ganzen Stolz des Ratsherrn, ein Wimpernschlag, schon schauten sie
weich. Die Farbe von Honigkuchen. Er hatte sie gesehen. Margit umschloss die
Perle ihres Ringes mit den Lippen und presste die Faust gegen den Mund, der
lachen wollte.
    Eisel bog sich
weit ins Kreuz zurück. Von der Seite kniff ihre Magd die Augen zusammen und
machte einen Schmollmund. Niemand außer Eisel sollte sie lachen sehen.
Honigkuchen, was hätte Reimer ihr wohl dafür gegeben? Er war ein richtiger
Mann. Seine Arme hatten sie frei in der Luft über der Tanzdiele gehalten. Er
hatte sie herumgewirbelt, wie sie zuletzt als Kind von der Amme gedreht worden
war. Damals war sie von der Kinderfrau auf der Sommerwiese gebettet worden.
Nach dem Tanz hatte sie anderes blühen sehen.
    Die Männer vor ihr
liefen mit der Menge los. Eisel war schon halb zwischen den Leuten
verschwunden, Margit sprang hinterher und erreichte mit der Hand gerade noch
den Korbrand. »Wo willst du hin?«
    »Na, gucken, wie
der tote Reker daliegt.«
    »Nein, wir gehen
zurück in den Laden.«
    Eisel drehte sich
langsam um, den Korb schlenkerte sie an der Hand. »Wenn Ihr meint, Herrin.«
    »Du vergisst schon
wieder das Salz.« Eisel nahm den Korb vor die Brust auf ihren Fingerzeig hin.
»Vater ist genauso neugierig wie du. Er wird uns schon alles erzählen.« Margit
legte ihr die Hand auf die Schulter. »Die lassen uns Jungfrauen sowieso nicht
vor.« Margit lenkte die Schritte zur Domfreiheit, so waren sie schneller zu
Hause. Den toten Reker zu sehen, wollte sie sich ersparen. Sie behielt ihn
lieber so in Erinnerung, wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. An Vaters
Tisch, mit den hochgezogenen spitzen Augenbrauen, hatten sie sich über den
Gläsern aus Venedig zugeprostet. Jetzt erschien es ihr wie ein Zeichen des
Schicksals. Der Wein darin hatte im Kerzenschein blutrot geleuchtet.
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