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Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe
Autoren: Jasna Mittler
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bekannt machen!«
    Â»Und der dritte Wunsch?«, fragt Olli-Lolli neugierig.
    Darüber hatten sich Gott und Jesus ebenfalls schon Gedanken gemacht. »Es müsste etwas sein, was die Liebe der beiden auf lange Sicht erhält«, hatte Gott beschlossen. »So eine Art Schutzengel für ihre Liebe!«
    Â»Ich verstehe«, hatte Jesus erklärt. »Jemand, der sie immer wieder daran erinnert, was sie aneinander haben. Jemand, der frischen Wind in ihre Beziehung bringt.«
    Vater und Sohn hatten einander angesehen. Schließlich hatte Gott das ausgesprochen, was ihnen beiden durch den Kopf ging: »Aber das haben sie ja schon! Bessere Liebesschutzengel als Lolli und Erbse können wir ja gar nicht finden!«
    Â»Der dritte Wunsch ist noch offen«, erklärt Jesus nun den Kindern. »Wir haben uns gedacht, diesen Wunsch überlassen wir euch!«
    Erbse und Lolli sehen einander an.
    Â»Uns?«, fragt der Junge überrascht. Dann zuckt er mit den Achseln. »Okay«, sagt er, »da wird uns be stimmt etwas einfallen. Nicht wahr, Erbse?«
    Â»Kla ro!«, sagt das Mädchen. »Lasst uns nur mal machen!«
    Gott blickt von einem Kind zum anderen. »Ich danke euch für eure Hilfe!«, sagt Er und schleckt mit Fridos Zunge freundschaftlich über die behandschuhten Hände der Kinder.
    Jesus springt mit einem Satz aus der Tasche heraus. »Ich danke euch auch«, schnurrt er und streicht den beiden um die Beine. »Es war sehr schön bei euch! Aber vergesst nicht – sobald wir wieder normale Tiere sind, müsst ihr uns unseren Besitzern zurückgeben!«
    Die Kinder nicken zaghaft. Schon vor Tagen hatten sie im Park und an diversen Straßenecken Aushänge entdeckt, mit denen nach den Tieren gesucht wurde. Sie hatten sich die Telefonnummern notiert, die auf diesen Zetteln standen, weil sie wussten, dass die Tiere irgendwann von ihnen Abschied nehmen würden. Aber sie waren nicht darauf vorbereitet gewesen, dass es so schnell gehen würde …
    Â»Rita und Erwin werden euch auch vermissen«, sagt Olli-Lolli. Seine Stimme ist belegt, denn er spürt einen Kloß in seinem Hals, der sich nicht wegräuspern lässt. Plötzlich hat er eine Idee. »Was meinst du«, fragt er, an Erbse gewandt, »ob wir für die beiden als dritten Wunsch einen Hund und eine Katze bestellen sollen?«
    Erbse lächelt unter den Tränen, die ihr leise über die Wangen kullern. »Prima Idee!«, ruft sie aus. »Aber das müssen genauso tolle Tiere sein wie Frido und Marlene!«
    Gott nickt. »Schön«, sagt Er. »So soll es sein. Und jetzt, wo das geklärt ist, ist es an der Zeit, dass wir wieder zu den Tieren werden, die wir früher waren!«
    Er blickt Jesus an, die beiden zwinkern einander zu, und im nächsten Moment ist die göttliche Einheit wiederhergestellt. Vater und Sohn schweben körperlos über den Köpfen der Kinder. Die Tiere wirken benommen. Die weiße Katze faucht kraftlos und taumelt so unbeholfen auf ihren Beinen, dass Erbse sie auf den Arm nimmt und beruhigend streichelt. Der Hund hat unterdessen begonnen, lauthals draufloszubellen. Olli-Lolli redet leise auf ihn ein. Die Kinder setzen die verängstigte Katze zurück in die Tasche und schließen den Reißverschluss bis auf ­einen Spalt. Mit der Tasche in ihrer Mitte und dem Hund an der Leine ziehen sie traurig weiter.
    Jesus seufzt. Ich werde die beiden vermissen!, denkt er und spürt, dass es seinem Vater genauso geht. »Können wir denn nicht noch irgendwas tun, um sie aufzuheitern?« Jesus’ Frage wabert wehmütig durch das geteilte Bewusstsein.
    Â»Aber ja doch!«, durchzuckt Gottes Geistesblitz die Einheit. »Da gibt es was, was sie auf andere Gedanken bringen wird!«
    Aus den dicken, weißen Wolken, die den ganzen Tag schon den Himmel bedecken, löst sich die erste wunderbare Schneeflocke des Jahres. Leise und noch unbemerkt segelt sie zur Erde herab.
    Sogleich folgen ihr weitere Flocken, Hunderte, Tausende, die sich auf die Wege und Rasenflächen des Parks legen, die Äste der Bäume bekleiden, die Sitzflächen der Parkbänke bedecken und die Mützen der Kinder weiß färben.
    Bald ist der ganze Park mit einer Puderzuckerschicht bedeckt, die alles, was zuvor grau und trostlos aussah, in eine prächtig glitzernde Winterlandschaft verzaubert. Die Kinder legen ihre Köpfe in den Nacken und starren
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