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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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sind.«
    »Lieber esse ich das Pferd«, sagte Ei. »Ser.«
    »Du isst meine Faust, wenn du nicht tust, was ich dir sage. Hol die Bürsten! Sie sind in der Satteltasche. Ja, in der. «
    Gemeinsam bürsteten sie Leichtfuß’ rotbraunes Fell, legten ihr Ser Arlans besten Sattel auf den Rücken und zurrten ihn fest. Dunk sah, dass Ei ein guter Arbeiter war, wenn er sich auf seine Tätigkeit konzentrierte.
    »Ich gehe davon aus, dass ich den größten Teil des Tages fort sein werde«, sagte er dem Jungen, als er aufstieg. »Du bleibst hier und bringst das Lager in Ordnung. Sieh zu, dass keine anderen Diebe herumschnüffeln kommen.«
    »Kann ich ein Schwert haben, um sie zu vertreiben?«, fragte Ei. Er hatte blaue Augen, sah Dunk, sehr dunkel, beinahe violett. Durch seinen kahlen Kopf wirkten sie irgendwie riesig. »Nein«, sagte Dunk. »Ein Messer reicht. Und du solltest besser hier sein, wenn ich zurückkomme, hast du verstanden? Wenn du mich ausraubst und fliehst, werde ich dich aufspüren, das schwöre ich. Mit Hunden.«
    »Ihr habt keine Hunde«, bemerkte Ei.
    »Ich besorge mir welche«, sagte Dunk. »Nur für dich.« Er wendete Leichtfuß zur Wiese, ritt im flotten Trab davon und hoffte, die Drohung würde ausreichen, dass der Junge ehrlich blieb. Abgesehen von den Kleidern am Leib, der Rüstung in seinem Sack und dem Pferd unter ihm befand sich alles, was Dunk besaß, im Lager. Ich bin ein großer Narr, dass ich dem Jungen so sehr vertraue, aber es ist nicht mehr, als der alte Mann für mich getan hat, überlegte er. Die Mutter muss ihn mir geschickt haben, damit ich meine Schuld begleichen kann.
    Als er das Feld überquerte, hörte er Hammerschläge vom Flussufer, wo die Zimmerleute Absperrungen für das Turnier errichteten und eine prächtige Tribüne aufbauten. Einige neue Zelte wurden ebenfalls errichtet, während die Ritter, die früher eingetroffen waren, die Zechgelage der vergangenen Nacht ausschliefen oder sich niedersetzten, um zu frühstücken. Dunk konnte den Rauch von Holz riechen, aber auch Speck.
    Nördlich der Wiesen verlief Muschelfluss, ein Nebenfluss des mächtigen Mander. Jenseits der seichten Furt lagen Stadt und Burg. Dunk hatte im Verlauf seiner Reisen mit dem alten Mann viele Marktstädtchen gesehen. Dieses war hübscher als die meisten; die weißgetünchten Häuser mit ihren Schindeldächern hatten etwas Anheimelndes. Als er noch kleiner gewesen war, hatte er sich oft gefragt, wie es wohl sein mochte, in so einem Haus zu leben; jede Nacht mit einem Dach über dem Kopf zu schlafen und jeden Morgen mit denselben Wänden um sich herum aufzuwachen. Vielleicht werde ich es bald erfahren. Jawohl, und Ei auch. Es könnte dazu kommen. Seltsamere Dinge geschahen jeden Tag.
    Burg Aschfurt war ein Gebäude aus Stein mit dem Grundriss eines Dreiecks. An jeder Spitze ragten zehn Meter hohe runde Türme auf, dazwischen verliefen dicke Mauern mit Zinnen. Orangefarbene Banner, die das weiße Wappen mit Sonne und Sparren des Burgherrn zeigten, flatterten über den Brüstungen. Bewaffnete Männer in orangeroter und weißer Livree standen mit Hellebarden vor den Toren, verfolgten das Kommen und Gehen der Leute und schienen mehr darauf erpicht zu sein, mit einem hübschen Milchmädchen zu scherzen, als jemanden fernzuhalten. Dunk zügelte sein Pferd vor dem kleinwüchsigen, bärtigen Mann, den er für ihren Hauptmann hielt, und fragte nach dem Turniermeister.
    »Da musst du mit Plummer sprechen, der ist Haushofmeister hier. Ich zeige dir den Weg.«
    Im Innenhof nahm ihm ein Stallbursche Leichtfuß ab. Dunk schwang sich Ser Arlans kampferprobten Schild über die Schulter und folgte dem Hauptmann der Wache von den Stallungen zu einem Türmchen, das in eine Ecke der Außenmauer gebaut worden war. Eine steile Treppe aus Stein führte zum Wehrgang auf der Mauer hinauf. »Bist du gekommen, um den Namen deines Herrn in die Listen einzutragen?«, fragte der Hauptmann, als sie hinaufgingen.
    »Ich werde meinen eigenen Namen eintragen.«
    »Tatsächlich?«, Der Mann grinste. Dunk war sich nicht sicher, ob es freundlich gemeint war. »Diese Tür dort. Ich lass dich hier und kehre auf meinen Posten zurück.«
    Als Dunk die Tür aufstieß, saß der Haushofmeister an einem Zeichentisch und kratzte mit einer Feder über ein Stück Pergament. Er hatte schütteres graues Haar und ein schmales, verkniffenes Gesicht. »Ja?«, sagte er und schaute auf. »Was willst du, Mann?«
    Dunk zog die Tür zu. »Seid Ihr Plummer, der
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