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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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raschen Worten wandte er sich ab.
    »Danke, M’lord«, sagte Dunk, bevor der Mann verschwinden konnte. »M’lord, ist der König eingetroffen?«
    Der Stallmeister lachte laut auf. »Nein, den Göttern sei Dank. Diese Invasion von Prinzen ist Prüfung genug. Wo soll ich den Platz für die vielen Tiere hernehmen? Und Futter?« Er lief davon und rief nach seinen Stallburschen.
    Als Dunk den Stall verließ, hatte Lord Aschfurt seine königlichen Gäste bereits in die Große Halle geführt, aber zwei Ritter der Königsgarde mit ihren weißen Rüstungen und schneeweißen Mänteln trieben sich noch auf dem Hof herum und sprachen mit dem Hauptmann der Wache. Dunk blieb vor ihnen stehen. »M’lords, ich bin Ser Duncan der Große.«
    »Seid gegrüßt, Ser Duncan«, antwortete der größere der beiden weißen Ritter. »Ich bin Ser Roland Rallenhall, und dies ist mein Waffenbruder, Ser Donnel von Dämmertal.«
    Die sieben Streiter der Königsgarde waren die mächtigsten Krieger der Sieben Königslande, abgesehen vielleicht nur vom Kronprinzen Baelor Speerbrecher selbst. »Seid Ihr gekommen, um am Turnier teilzunehmen?«, fragte Dunk besorgt.
    »Es wäre nicht angemessen für uns, gegen jene zu reiten, die zu schützen wir geschworen haben«, entgegnete Ser Donnel mit dem roten Haar und Bart.
    »Prinz Valarr hat die Ehre, einer von Lady Aschfurts Recken zu sein«, erklärte Ser Roland, »und zwei seiner Vettern wollen ihn herausfordern. Wir anderen sind nur zum Zuschauen gekommen.«
    Erleichtert dankte Dunk den weißen Rittern und ritt zum Burgtor hinaus, ehe ein anderer Prinz auf den Gedanken kam, ihn anzusprechen. Drei junge Prinzen, überlegte er, während er den Zelter durch die Straßen von Aschfurt dirigierte. Valarr war der älteste Sohn von Prinz Baelor und stand an zweiter Stelle in der Erbfolge des Eisernen Throns, aber Dunk wusste nicht, wie viel vom legendären Geschick seines Vaters im Umgang mit Lanze und Schwert er geerbt hatte. Über die anderen Prinzen der Targaryen wusste er noch weniger. Was soll ich tun, wenn ich gegen einen Prinzen reiten muss? Wird man mir überhaupt gestatten, gegen einen derart Hochgeborenen anzutreten? Er hatte keine Ahnung. Der alte Mann hatte oft zu ihm gesagt, dass er blöd wie eine Burgmauer sei, und im Augenblick kam er sich auch so vor.
    Henly gefiel Leichtfuß ausgesprochen gut, bis er hörte, dass Dunk die Stute verkaufen wollte. Von da an sah der Stallbesitzer nur noch Fehler an ihr. Er bot dreihundert Silberstücke. Dunk sagte, dass er dreitausend für sie haben wollte. Nach vielem Streiten und Fluchen einigten sie sich auf siebenhundertfünfzig Silberhirsche. Das war etwas näher an Henlys Anfangsgebot als an dem von Dunk, wodurch er sich als Verlierer bei diesem Tjost sah, aber der Stallbesitzer wollte nicht höher gehen, weshalb Dunk am Ende keine andere Wahl blieb, als nachzugeben. Ein zweiter Streit begann, als Dunk erklärte, dass der Sattel nicht im Preis inbegriffen war, Henly aber darauf beharrte.
    Schließlich war man sich einig. Als Henly ging, um die Münzen zu holen, streichelte Dunk die Mähne von Leichtfuß und bat sie, tapfer zu sein. »Wenn ich gewinne, komme ich wieder und kaufe dich zurück, das verspreche ich dir.« Er zweifelte nicht daran, dass sämtliche Makel der Stute in den kommenden Tagen verschwinden und sie bis dahin das Doppelte des heutigen Preises wert sein würde.
    Der Stallbesitzer gab ihm drei Goldstücke und den Rest in Silber. Dunk biss auf eine der Goldmünzen und lächelte. Er hatte noch nie Gold in der Hand gehabt, geschweige denn im Mund. »Drachen« nannten die Leute diese Münzen, da der dreiköpfige Drache des Hauses Targaryen auf einer Seite eingeprägt war. Die andere zeigte den König. Auf zwei der Münzen, die Henly ihm gab, war der Kopf von König Daeron zu sehen; die dritte war älter, abgenutzter und zeigte einen anderen Mann. Sein Name stand unter dem Kopf, aber Dunk konnte die Buchstaben nicht lesen. Obendrein war Gold vom Rand abgekratzt worden. Er wies Henly lautstark darauf hin. Der Stallbesitzer knurrte, legte aber noch eine Handvoll Silbermünzen und ein paar Kupferstücke darauf, um das Gewicht auszugleichen. Ein paar der Kupfermünzen gab Dunk ihm gleich zurück und wies mit einem Kopfnicken auf Leichtfuß. »Das ist für sie«, sagte er. »Sieh zu, dass sie heute Abend etwas Hafer bekommt. Ja, und einen Apfel.«
    Mit dem Schild unter dem Arm und dem Sack mit der alten Rüstung über der Schulter machte sich Dunk zu
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