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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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In dem Leinenbeutel befanden sich drei Silberhirsche, neunzehn Kupferheller und ein gesplitterter Granat; der größte Teil seines weltlichen Besitzes hatte, wie bei den meisten Heckenrittern, aus seinem Pferd und seinen Waffen bestanden. Dunk besaß nun ein Panzerhemd aus Ketten, von dem er tausendmal den Rost abgekratzt hatte. Einen eisernen Halbhelm mit breitem Nasenschutz und einer Delle an der linken Schläfe. Einen Schwertgürtel aus rissigem braunem Leder und ein Langschwert in einer Scheide aus Holz und Leder. Einen Dolch, eine Rasierklinge, einen Wetzstein. Beinschienen und Halsberge, eine zweieinhalb Meter lange Kriegslanze aus gedrechseltem Eschenholz mit einer schrecklichen Spitze aus Eisen und einen Eichenschild mit einem zerschrammten Metallrand und dem Wappen von Ser Arlan von Hellerbaum: ein geflügelter Kelch, Silber auf Braun.
    Dunk betrachtete den Schild, hob den Schwertgürtel auf und sah wieder den Schild an. Der Gürtel war für die knochigen Hüften des alten Mannes gemacht. Er würde ihm selbst nie und nimmer passen, so wenig wie die Halsberge. Er band die Scheide an ein Stück Hanfseil, knotete es um die Taille und zog das Langschwert.
    Die Klinge war gerade und schwer, guter, in einer Burg geschmiedeter Stahl, der Griff aus weichem, über Holz gespanntem Leder, der Knauf aus glattem, poliertem schwarzem Stein. So schlicht es war, das Schwert lag ihm gut in der Hand, und Dunk wusste, wie scharf es war, da er es viele Nächte mit dem Wetzstein bearbeitet hatte, bevor sie sich schlafen legten. Es liegt mir so gut in der Hand wie ihm, dachte er bei sich, und in Aschfurt findet ein Turnier in der Aue statt.
    Leichtfuß hatte einen weicheren Gang als der alte Fuchs, aber Dunk war dennoch wund und müde, als er vor sich das Gasthaus erblickte, ein hohes Fachwerkgebäude am Flussufer. Das anheimelnde gelbe Licht, das aus den Fenstern strahlte, sah so einladend aus, dass er nicht daran vorbeireiten konnte. Ich habe drei Silberhirsche, dachte er bei sich, genug für eine gute Mahlzeit und so viel Bier, wie ich trinken kann.
    Als er abstieg, kam ein nackter Junge tropfend aus dem Bach und trocknete sich mit einem grob gewirkten braunen Mantel ab. »Bist du der Stallbursche?«, fragte Dunk ihn. Der Junge schien nicht älter als acht oder neun zu sein, ein Knochengestell mit blassem Gesicht, die nackten Füße bis zu den Knöcheln schlammverkrustet. Sein Haar war das Merkwürdigste an ihm. Er hatte keines. »Ich möchte, dass mein Zelter gestriegelt wird. Und Hafer für alle drei. Kannst du dich um sie kümmern?«
    Der Junge sah ihn dreist an. »Ich könnte. Wenn ich wollte.«
    Dunk runzelte die Stirn. »Das lasse ich mir nicht bieten. Ich bin ein Ritter, musst du wissen.«
    »Ihr seht nicht wie ein Ritter aus. «
    »Sehen alle Ritter gleich aus?«
    »Nein, aber sie sehen auch nicht wie Ihr aus. Euer Schwertgürtel ist aus Seil.«
    »Solange er die Scheide hält, genügt er. Und jetzt kümmere dich um meine Pferde. Du bekommst ein Kupferstück, wenn du es gut machst, und eine Ohrfeige, wenn nicht.« Er wartete nicht ab, wie der Stallbursche darauf reagierte, sondern wandte sich ab und drängte sich zur Tür hinein.
    Er hatte damit gerechnet, dass das Gasthaus um diese Zeit brechend voll sein würde, aber der Schankraum war so gut wie leer. Ein junger Lord in einem edlen Damastmantel lag besinnungslos auf einem Tisch und schnarchte leise in einer Weinlache. Sonst war niemand da. Dunk sah sich unsicher um, bis eine stämmige, kleine Frau mit käseweißem Gesicht aus der Küche kam und sagte: »Setz dich, wohin du willst. Willst du Bier haben oder Essen?«
    »Beides.« Dunk setzte sich in die Nähe des Fensters, in sicherem Abstand von dem schlafenden Mann.
    »Wir haben gutes Lamm in einer Kräuterkruste und Enten, die mein Sohn geschossen hat. Was möchtest du?«
    Er hatte seit einem halben Jahr oder länger nicht mehr in einem Gasthaus gegessen. »Beides.«
    Die Frau lachte. »Nun, groß genug dafür bist du.« Sie zapfte einen Krug Bier und brachte ihn an seinen Tisch. »Möchtest du auch ein Zimmer für die Nacht?«
    »Nein.« Dunk hätte nichts lieber gehabt als eine weiche Strohmatratze und ein Dach über dem Kopf, aber er musste sparsam mit seinen Münzen umgehen. Der Erdboden würde genügen. »Etwas zu essen, ein wenig Bier, und dann weiter nach Aschfurt. Wie weit ist das noch?«
    »Einen Tagesritt. Reite an der Gabelung bei der ausgebrannten Mühle nach Norden. Versorgt mein Junge deine Pferde,
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