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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: H. J. Alpers
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Verkünder, die ihn schon längst bemerkt haben mußten. Nirgendwo die Rufe der Knaben, die dem Heimkehrer ihre Bewunderung entgegenbrüllten.
    Muruims Flanken bebten, als vor ihnen die Helligkeit zunahm. Der Rand der Lebens-Enklave, Dreiauges Heimat, sein Zuhause.
    „… Bö … se …“ summte der Metazahn und drängte sich näher an Dreiauge heran. Der duckte sich, packte seinen Kurzspeer fester und trat dann auf die Ausläufer der riesigen Lichtung.
    Sein Stamm existierte nicht mehr.
    Der Boden war aufgerissen. Wo vorher die vielen Thornhütten der Seinen gewesen waren, klafften nun breite Risse im Erdreich, gewaltigen Wunden gleich, die aufgehört hatten zu bluten. Nur an wenigen Stellen noch bedeckte das Rotmoos den Boden. Soweit das Auge reichte – nur Zerstörung, Auflösung. Es sah so aus, als wäre eine ganze Schar von Glitschern hier an die Oberfläche gedrungen, als hätten sie hier den Boden auf der immerwährenden Suche nach Nahrung durchwühlt, so lange, bis alles tot und öde war.
    Wie betäubt trat Dreiauge an eins der gewaltigen Löcher heran. Nein, es konnten keine Glitscher gewesen sein. Die charakteristischen Glanzlachen fehlten, und am Grund des Loches waren seltsame Spuren, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Sie waren parallel zueinander, etwa anderthalb Manneslängen voneinander entfernt, und wirkten fast wie eine magische Zeichnung.
    Dreiauges Hauptaugen tränten, und sein Zusatzblick öffnete sich weit. Der Boden schien daraufhin eine andere Färbung anzunehmen. Das tote Gelbbraun verwandelte sich in ein strahlendes Blau, und nur dort, wo Muruim und er den Boden berührt hatten, glühte er in einem dunklen Rot.
    Der Metazahn knurrte, duckte sich eng an den Boden und jagte dann mit einem Satz davon. Dreiauge folgte ihm. Als er seinen Begleiter einholte, kauerte dieser vor einem unförmigen, wimmelnden Haufen. Es waren die Überreste eines Stammesbruders. Dreiauges Zusatzblick zeigte ihm, daß sein Bruder schon lange tot sein mußte. Dennoch war sein Körper noch nicht zersetzt. Die Larven handtellergroßer Schaben waren eingedrungen, und die Sekrete der Muttertiere hatten den Leichnam konserviert, als Nahrungsreserve für ihre Brut. Dreiauge wandte sich ab. Er legte den Kopf in den Nacken und stimmte den Klagegesang an.
    Stunden später, als das rote Großlicht bereits am Rand der Welt versunken war, legte er sich zum Sterben nieder. Der Metazahn legte sich neben ihn, und seine Augenpaare musterten seinen Herrn. Ab und zu stieß er ein wehklagendes Winseln aus. Dreiauge berührte die Hornplatten, und das riesige Geschöpf erschauerte unter den Berührungen. Begriffes, daß es nun an der Zeit war, Abschied zu nehmen? Sein Herr weinte. Es war ein befreiendes Weinen, das den Kummer aus ihm herauswusch, ein nicht enden wollender Strom silberner Tränen. Ohne den Stamm war der einzelne nichts. Der Stamm war das Heim, und was war ein Vollwert ohne Heim? Er war dazu verurteilt, als Einsamer die Welt zu durchstreifen, ohne Sinn und ohne die Geborgenheit, die er nur unter den Seinen finden konnte.
    Als der Tränenstrom versiegte, war Dreiauge bereit. Er legte den Beutel mit dem Lebensstein ab, von dem in der ihn umgebenden Dunkelheit das Strahlenlicht ausging, deponierte Kurzspeer und Klebnetz daneben. Dann drehte er sich um und schritt einige hundert Meter weiter, um sich direkt am Rand eines der riesenhaften Erdlöcher erneut niederzulegen. Der Dämon, der seinen Stamm vernichtet und die Lebens-Enklave verwüstet hatte, würde auch ihn holen und töten. Und dann war er wieder mit seinem Stamm vereinigt, in den Jenseits-Sphären, von denen die Schamanen sprachen, in der Groß-Enklave, wo so viele Lebenssteine existierten, daß nie ein Mangel herrschte.
    Dreiauge wollte sich in die Halbstarre versetzen, die den Tod erleichterte, aber es gelang ihm nicht. Seine Glieder waren plötzlich schwach, und sein Atem rasselte. Sein Kurzarm begann zu zittern, dann die beiden Beine, dann auch der Langarm. Es war empörend! Dreiauge versuchte, das Zittern und Zucken zu überwinden, aber es wurde immer intensiver. Dabei hatte er keine Angst vor dem Ende. Im Gegenteil. Es sollte die Erlösung bringen, nicht Furcht. Etwas Klebriges beruhte ihn an der Wange. Der Metazahn. Der Begleiter hockte direkt neben ihm, wackelte mit dem Schädel, warf ihn dann empor und hechelte. Aus seinem breiten Maul lösten sich Tropfen einer grünen, schaumigen Flüssigkeit.
    „… Schmerz … schwach …“ summte Muruim und stieß
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