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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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das Zeichnen der Schutzzeichen gegen Felsendämonen mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit, und er schätzte die Chance, dass Einarm gewinnen könnte, als denkbar gering ein. Und dennoch, als er sich auf den Boden hockte und zurücklehnte, verspürte er keinen Anflug von Triumph, weil Einarms Auftauchen ihn unverhofft vor den Lehmdämonen gerettet hatte. Er wusste sehr wohl, dass der gewaltige Felsendämon ihn eines Tages auf der falschen Seite der Schutzsiegel erwischen würde, und dann wünschte er sich wahrscheinlich, die Lehmdämonen hätten ihn gekriegt.
    Doch vorerst grüßte er Einarm mit einer obszönen Geste und kramte dann in Morgenrötes Satteltaschen nach dem zweiten Kräuterbeutel, den er für Notfälle wie diesen aufbewahrte, und nach Verbandszeug.
    Er hatte ein beachtliches Geschick darin entwickelt, seine Wunden selbst zu versorgen.

    Kurz vor der Morgendämmerung, als der Himmel allmählich heller wurde, riss ein irrsinniges Kreischen Arlen aus dem Schlummer. Da er notgedrungen einen leichten Schlaf hatte, sprang er sofort auf die Füße und schüttelte die Müdigkeit ab wie eine lästige Decke. Einarm war bereits wieder in den Horc abgetaucht, so wie sämtliche Wind- und Lehmdämonen - bis auf einen.
    Der Horcling, der in Arlens Hauptzirkel gefangen war, versuchte verzweifelt, sich daraus zu befreien; mit den Krallen schlug er auf das Siegelnetz ein, doch es gelang ihm nicht, die Barriere aus Magie zu durchbrechen. Die Siegel waren vielleicht nicht präzise auf Lehmdämonen abgestimmt, aber wenn ein Horcling in einem geschlossenen Bannkreis steckte, verstärkte sich die Energie des Netzes um ein Vielfaches.
    Der Horizont hellte sich immer mehr auf, und mit großem Interesse beobachtete Arlen den dem Tode geweihten Dämon. Im zunehmenden Tageslicht glich die Kreatur ein wenig einem Gürteltier; über den Rücken verlief ein orangefarbener, in Platten gegliederter Panzer, die kräftigen Stummelbeine waren mit dicken, scharfkantigen Schuppen bedeckt und endeten in gekrümmten Klauen. Der stumpfnasige Kopf besaß die Form eines Zylinders und konnte als kräftiger Rammbock eingesetzt werden, was der Horcling demonstrierte, indem er immer wieder vergeblich gegen die magische Schranke seines Gefängnisses anrannte.
    Die ersten Sonnenstrahlen strichen über das trockene Flussbett, und der Horcling schrie gequält auf, obwohl die Wände der Schlucht noch im Schatten lagen. Doch das würde sich schon bald ändern.
    In seiner höchsten Not verlor der Dämon seine Stofflichkeit und verwandelte sich in einen orangegelben Nebel, der den Zirkel füllte. Doch selbst in seinem körperlosen Zustand gelang es dem Horcling nicht, aus dem Bannkreis zu entkommen. Im Lehmboden innerhalb des Siegelnetzes existierte kein Fluchtweg in den
Horc, und die nebelhafte Form schlängelte sich zu den Rändern des Zirkels hin, aber knisternde magische Entladungen drängten sie immer wieder zurück und zuckten fiebrig durch den Nebel wie Blitze, die in einer Gewitterwolke tanzen.
    Der Dunstschleier floss an der Innenseite des Zirkels entlang und forschte unablässig nach einer Bresche in Arlens dicht gewebtem Netz. Obwohl der Horcling keinen festen Körper mehr besaß, konnte Arlen seine Angst und Verzweiflung schmecken, und vor lauter Aufregung verkrampfte er sich. Dämonen waren gegen Waffen immun, mit denen man jedes andere Lebewesen zur Strecke bringen konnte. Der einzige sichere Weg, einen Horcling zu töten, bestand darin, ihn in einen Bannzirkel einzusperren und auf die Sonne zu warten, ein Vorgehen, bei dem oft genauso viele Menschen ums Leben kamen wie Dämonen.
    Endlich stand die Sonne so hoch, dass ihre Strahlen die andere Seite des Flusses erreichten, und in dem orangefarbenen Nebel flackerten Funken auf als würde ein Feuer entfacht. Plötzlich entlud sich ein gleißender Blitz, begleitet von einer unglaublichen Hitze, als sich der Nebel entzündete und sogar die Luft in Brand steckte. Arlen spürte, wie ein starker Wind an ihm vorbeirauschte, als das plötzlich entstandene Vakuum die Atmosphäre ansaugte; seine Augen trockneten aus und seine Wangen glühten, doch er hätte den Blick nicht von dem Spektakel abwenden können, selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre. Nach allem, was die Dämonen der Welt angetan hatten, wurde Arlen es nie
leid, mitanzusehen, wie ein Horcling den höchsten Preis für seine Bösartigkeit zahlte.
    Nachdem der Dämon verbrannt und der letzte Funke erloschen war, untersuchte Arlen seine
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