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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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Lagerstätte, doch das meiste von seiner Ausrüstung hatte er verloren. Einen Teil hatte der Dämon durch sein Toben zerstört, und der Rest war verschmort, als die von dem Nebel ausgehende Stichflamme die Luft zum Brennen brachte. In dem Zirkel, in dem Morgenröte stand, bewahrte er Ersatz für die wichtigsten Dinge auf, doch dieser eine tote Dämon verursachte ihm Kosten, die er selbst durch den Verkauf der Töpferwaren kaum abdecken konnte.
    Wenn überhaupt noch Keramiken übrig waren, die sich versilbern ließen. Der Gedanke erschreckte Arlen so sehr, dass er sofort die Treppen zu Meister Dravazis Werkstatt hinaufhetzte. Und seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich, als er sah, dass fast jedes Stück beschädigt oder total zerschmettert war. Hastig durchkämmte er die anderen Häuser und fand dort auch eine Menge Töpferwaren, allerdings handelte es sich um robustes Geschirr für den alltäglichen Gebrauch. Die Bahavaner, die auf Handel angewiesen waren, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, hatten keine Zeit darauf verwendet, die Sachen, die sie selbst benutzten, mit kunstvollen Ornamenten zu versehen. Er konnte sich schon glücklich schätzen, wenn der Erlös für seine Ausbeute den entstandenen Schaden ausglich und sein Verlust sich so in Grenzen hielt.
    Doch trotz seiner immer noch schmerzenden Wunden und obwohl die Exkursion nicht den erhofften Profit
einbrachte, ritt Arlen hoch erhobenen Kopfes und in glänzender Laune aus der Schlucht heraus. Er hatte einen Ort gesehen, den seit über zwanzig Jahren niemand mehr aufgesucht hatte, sich gegen die dort hausenden Dämonen behauptet und überlebt, so dass er zurückkehren und anderen von seinen Abenteuern berichten konnte.
    Eines Tages wird dich dein Glück verlassen, ermahnte ihn die Stimme seines Vaters.
    Das mag ja sein, erwiderte er in Gedanken, aber nicht heute.

    Sich schwer auf seine Krücke stützend, humpelte Abban durch den Großen Basar von Fort Krasia, der Stadt, die den Beinamen »Der Wüstenspeer« trug. Abban schob einen gewaltigen Bauch vor sich her, doch selbst wenn er nicht so ein Fettwanst gewesen wäre, hätte sein lahmes Bein ihn nicht tragen können.
    Auf dem Kopf trug er einen Turban aus gelber Seide, der von einer gelbbraunen Stoffmütze gekrönt wurde. Das weit geschnittene, leuchtend blaue Seidenhemd unter der gelbbraunen Wildlederweste war mit einem aufwendigen, verschnörkelten Muster aus Goldfäden verziert, und an seinen Fingern glitzerten Ringe. Seine Pluderhosen, die aus der gleichen Seide bestanden wie der Turban, wurden von einem mit Juwelen besetzten Gürtel gehalten, und das obere Ende der Krücke war aus glattem weißem Elfenbein geschnitzt. Die Schnitzerei
stellte das erste Kamel dar, das Abban je gekauft hatte, und seine Achselhöhle ruhte zwischen den beiden Höckern.
    Der Basar erstreckte sich meilenweit entlang der Innenseite der Stadtmauern. Scheinbar endlose Reihen von Buden, Zelten und Tierpferchen säumten die heißen, staubigen Straßen, man verhökerte Nahrungsmittel, Gewürze, Parfüms, Kleidung, Schmuck, Möbel, Vieh, Lasttiere - einfach alles, was das Herz eines Käufers begehrte.
    So wie das Labyrinth außerhalb der Mauern in einer Weise angelegt war, die es den dal’Sharum ermöglichte, jeden Dämon, der versuchte, in die Stadt einzudringen, einzufangen und zu töten, so gestaltete sich der Basar nach einem ähnlichen Prinzip, um Käufer anzulocken und zu verwirren, damit sich die Händler auf sie stürzen konnten. Die beeindruckende Zurschaustellung von Waren und die Aufdringlichkeit der Verkäufer ließen selbst die schwierigsten, anspruchsvollsten Kunden schwachwerden, so dass sie bereitwilliger als sonst ihre Geldbörsen zückten. Und vermeintliche Ausgänge, von denen man annahm, sie führten aus dem Bezirk heraus, entpuppten sich häufig als Sackgassen, weil die ständig umgestellten Buden die Passage versperrten. Sogar jemand, der sich in dem unübersichtlichen, verwinkelten Basar gut auskannte, verirrte sich von Zeit zu Zeit.
    Aber nicht Abban. Der Basar war sein Zuhause, und der Lärm, den die in höchster Lautstärke geführte Feilscherei verursachte, war die Luft, die er zum Atmen
brauchte. Er konnte sich genauso wenig in dem Basar verlaufen, wie der Erste Krieger im Labyrinth die Orientierung verlieren würde.
    Abban war im Zelt seiner Familie geboren worden, direkt im Zentrum des Basars. Seine Großmutter hatte die Hebamme ersetzt, und Abbans Vater, Chabin, hielt den Laden für
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