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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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überhaupt spürte. Hinter ihm schien sich die gesamte Klippe in einen Schwarm aus brüllenden Dämonen zu verwandeln.
    Wieder sprang er über einen Wall, um den letzten von Dämonen eroberten Treppenabsatz zu vermeiden, und legte dann einen Endspurt zu seinem sachte vor sich hinglimmenden Lagerfeuer hin. Noch ehe er dort ankam, stellte er fest, dass der Lehmdämon, den er in den Vorhang eingewickelt und die Klippenwand hinuntergeworfen hatte, mitten in seinem Zirkel gefangen war. Die große Höhe und der Stoff, in den er eingerollt war, hatten ihn beim Abtauchen in den Wirkungsbereich der Siegel offenbar geschützt, doch nun versuchte die Kreatur vergeblich, den Zirkel wieder zu verlassen. Wie wahnsinnig bearbeitete der Horcling mit den Krallen das Siegelnetz, und Blitze aus weißer Magie sprühten wie ein flirrendes Spinnengewebe durch die Luft.
    Da Arlen sich nicht in seinen eigenen Zirkel flüchten konnte, schlug er einen Haken und steuerte auf den Kreis zu, in dem Morgenröte angepflockt stand. Ein Lehmdämon versperrte ihm den Weg, doch als er ihn ansprang, ließ Arlen die Fackel fallen und schnappte sich das Vieh mit beiden Händen. Die scharfkantigen Schuppen zerschnitten seine Haut, und er bekam einen Schwall faulig stinkenden Atem ins Gesicht, doch er drehte sich geschickt auf dem Absatz herum und nutzte den Schwung der angreifenden Bestie aus, um sie in eine der Dämonengruben im Hof zu schleudern.
    Ein grelles Kreischen ertönte, als Arlen sich mit einem Hechtsprung in den Zirkel des Pferdes rettete, und die Siegel flammten auf, weil ein Winddämon gegen das Netz prallte. Der Horcling wurde zurückgeworfen und wäre in derselben Grube gelandet wie der Lehmdämon, hätte er nicht im letzten Moment die Schwingen gespreizt und sich in der Luft gefangen. Der Winddämon zischte Arlen wütend an und entblößte im Licht der funkensprühenden Siegel seine entsetzlichen Zähne.
    Aber noch war Arlen nicht in Sicherheit. Die Lehmdämonen brandeten wie eine Welle gegen den Zirkel an und versuchten zu Dutzenden, den Schutzwall zu durchbrechen. Die Siegel loderten in magischem Feuer, wenn die Horclinge mit dem Netz in Berührung kamen, und der Ausbruch an Energie ließ sie abrupt innehalten, aber die Lehmdämonen wurden nicht nach hinten geschleudert, wie es eigentlich hätte sein müssen. Die Magie durchzuckte ihre gedrungenen Leiber, und sie heulten vor Schmerzen, dennoch gruben sie ihre Klauen in den Boden und stemmten sich gegen das Siegelnetz. Arlen hetzte am Rand des Zirkels entlang und scheuchte die Dämonen mit Fußtritten von dem Netz weg, aber lange konnte er diese Taktik nicht anwenden, und die Nacht war noch jung. Früher oder später würden die Lehmdämonen in den Kreis eindringen. Instinktiv witterte Morgenröte die Gefahr und zerrte nervös an den Stricken.
    Doch dann erscholl ein Brüllen, das selbst die Kakophonie der Lehmdämonen übertönte, und Einarm kam
in den Hof gedonnert. Von den Hornspitzen bis zu den Zehen maß der Felsendämon gute fünfzehn Fuß, und durch seinen dicken schwarzen Körperpanzer war er gegen fast jeden Angriff gefeit; lediglich die stärksten Siegel konnten ihn abwehren.
    Eifersüchtig wie immer fegte der riesige Horcling mit seinem verbliebenen Arm die Lehmdämonen beiseite, wie ein Mann welkes Herbstlaub wegkehren würde, und bahnte sich einen Weg zu Arlens Zirkel. Mit zornigem Knurren verjagte er jeden Lehmdämon, der so dumm war, sich ihm zu nähern, und tötete nicht wenige seiner kleineren Vettern, ehe sie ihre Lektion lernten.
    Bei ihrer ersten Begegnung vor fast zehn Jahren hatte Arlen Einarm verstümmelt. Damals war er noch ein Junge gewesen, und mehr zufällig als mit bewusster Absicht hatte er dem Giganten den Arm abgetrennt, doch der Felsendämon war unsterblich und konnte nicht vergessen, geschweige denn vergeben.
    Jede Nacht stieg Einarm an der Stelle aus dem Boden, an der er Arlen das letzte Mal gesehen hatte, und folgte seiner Spur. Egal, wie viele Flüsse Arlen durchschwamm oder auf wie viele Bäume er kletterte, der hünenhafte Dämon holte ihn stets nach wenigen Stunden ein, wobei er schneller rennen konnte als das beste Pferd. Er kannte weder Erschöpfung noch Durst, sein ganzes Sinnen und Trachten war nur darauf gerichtet, sich an Arlen zu rächen.
    Der Felsendämon hämmerte mit seinen wuchtigen Pranken gegen die Siegel, und in seiner Besessenheit, endlich Vergeltung zu üben, beleuchtete er die gesamte
Flussniederung mit Magie. Aber Arlen beherrschte
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