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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Autoren: Neumeier Rachel
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Dichter gehalten. Und wenn Gerent je eine poetische Floskel gehört hatte, dann waren es sicherlich die Worte »Einen Tag, eine Nacht und einen weiteren Tag«. Wie lange hatte es wirklich gedauert? Einen Tag? Drei Tage? Oder gar zehn? Sarakrens Zerstörung lag zu lange zurück und war von zu vielen unglaubwürdigen Historikern behandelt worden. Niemand konnte wissen, wie lange es dauern würde, bis Melentser in der roten Wüste unterging. Sollte der Sturm jedoch länger als drei oder vier Tage dauern, würde sich Gerent gewiss noch wünschen, er hätte mehr Lebensmittel gestohlen.
    Die Sanduhr lief dreimal durch – zählte damit zufällig einen Tag, eine Nacht und einen weiteren Tag ab –, ehe Gerent die Geduld verlor und sich erlaubte, die erste Treppe hinaufzusteigen und die schwere, dicht schließende Tür zu öffnen, die in den oberen Keller führte. Dort blieb er stehen und lauschte. Es war überhaupt nichts zu hören. Die Luft war hier anders: nicht kühl und feucht. Sie war leicht und trocken und wies einen ihm unbekannten Geruch auf. Wie von ... heißem Eisen oder heißem Stein. Vielleicht. Oder vielleicht bildete er sich nur wieder etwas ein. Im Schein seiner Lampe glitzerte und bewegte sich jedoch ein Staubschleier. Das bildete er sich nicht ein.
    Er stieg die zweite Treppe hinauf. Roter Staub war unter der Küchentür eingedrungen und hatte sich auf die Stufen gelegt. Er knirschte unter Gerents Schritten und wirbelte ein wenig auf, während er schlurfend nach oben schritt. Als Gerent das Treppengeländer anpackte, hinterließ seine Hand blasse Abdrücke im Staub. Oben angekommen, legte er die Hand an die Tür. Dann jedoch stand er sehr lange einfach nur da. Er sagte sich, dass nichts zu fürchten war. Er hörte nichts, selbst als er das Ohr an die Tür hielt. Der tobende Wind ... wahrscheinlich hatte sich der Sturm gelegt. Und wenn das zutraf, war nichts zu befürchten. Niemand hielte sich in den Küchen auf. Niemand hielte sich im ganzen Haus auf. Niemand hielte sich in der Stadt auf ... Gewiss niemand von Bedeutung. Wahrscheinlich würde sich auf den breiten Straßen Melentsers nichts mehr bewegen – außer Wind und Sand und bald einem verzweifelten Mann, der bereit war, in der Wüste sein Leben aufs Spiel zu setzen, wenn er damit nur auch das Fluchgelübde verlor ... Gerent hob die Hand und rieb das Brandzeichen im Gesicht mit dem Daumen. Die glatte Narbe fühlte sich immer noch seltsam an, obwohl sie ihn schon das halbe Leben lang zeichnete.
    Der Türknauf aus Messing war warm. Gerent drehte ihn und drückte gegen die Tür, doch sie rührte sich nicht. Sie war nicht verschlossen: Gerent spürte, dass der Riegel beweglich war. Er schob fester. Es nützte nichts.
    Ihm war sofort klar, dass sich auf der anderen Seite der Tür eine Sandverwehung gebildet haben musste. Vielleicht war dort eine Menge Sand. Vielleicht war die Küche damit komplett angefüllt; vielleicht lag das Haus darunter vergraben ... Das Entsetzen roch nach heißem Metall und heißem Gestein: Furcht lebte in einer Hand voll roten Staubes. Gerent drückte panisch gegen die Tür.
    Sie bewegte sich. Nicht viel. Genug jedoch, um anzudeuten, dass sie sich aufdrücken ließ. Genug, damit er die Panik beherrschen und tief Luft holen konnte. Er hörte auf zu kämpfen und dachte nach.
    Er hatte gespürt, dass der Sand gegen die untere Türhälfte drückte. Gerent lehnte sich an die Mauer des Treppenabsatzes, setzte die Füße direkt an die untere Türkante und drückte gleichmäßig.
    Die Tür öffnete sich mühselig einen Spalt weit. Wärme und Licht strömten durch die Lücke – und zudem Sand. Viel roter Sand. Hätte der Sand auf der anderen Seite höher gereicht als wenige Zoll, wäre es Gerent nicht mehr möglich gewesen, die Tür zu öffnen. Er schaffte es nicht, diese Erkenntnis wieder zu verbannen, obwohl er es versuchte. Es war eine solide, robuste Tür: So stark er auch war, er hätte sie vermutlich nicht aufbrechen können. Schlauer Narr!, schalt er sich. Schlau genug, um sich in einer hübschen, kühlen, geheimen Todesfalle zu verstecken ... Wut und gleichzeitig Furcht gaben ihm die Kraft, noch fester gegen die Tür zu drücken und gegen den Sand, der sich daran aufgehäuft hatte.
    Der Spalt wurde breiter. Durch ihn drangen Licht und Wärme, Staub und Sand und, hineingemischt in all das, dieser seltsame trockene Geruch – so als ob die Hitze selbst einen spezifischen Duft hätte. Roter Sand und Ruhe ... Gerent fand die Küche
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