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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Autoren: Neumeier Rachel
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war ein Ort des Todes – und sie wollte, dass er starb.
    Er hatte gehofft, einen Teil des Vormittags noch weitergehen zu können. Angesichts der grausam wie ein Hammer herniederschlagenden Sonne versuchte er das jedoch nicht einmal. Er suchte vielmehr die nächste rote Steinsäule auf und warf sich in ihrem Schatten zu Boden.
    Der Tag erwies sich als unerträglich. Gerent ertrug ihn nur deshalb, weil ihm gar keine andere Wahl blieb. Während die Sonne langsam ihre Bogenbahn entlangwanderte, bewegte er sich mit ihr und verlagerte immer wieder seine Position an der großen verformten Steinsäule, um in deren Schatten zu bleiben. Selbst im Schatten jedoch stieg Hitze vom Sand unter ihm auf und brannte aus dem Stein hervor. Er konnte sich nicht hinlegen – als er es einmal versuchte, trieb ihn die Hitze des Bodens wieder in eine aufrechte Position; also saß er da und legte den Kopf auf die Knie. Was er an Schlaf fand, glich eher kurzen Zeiten der Bewusstlosigkeit; die Zwillingsfolter der Hitze und des Durstes weckte ihn ein ums andere Mal.
    Er hielt sich so weit vom Stein entfernt, wie er nur konnte, ohne dessen Schatten zu verlassen; aber der kurze Schatten der Mittagszeit trieb ihn auf Armeslänge an den großen Felsen, und er glaubte, wie ein Stück Brot in einem Ofen zu backen. Der leichte Wind, der gelegentlich nachts geweht hatte, war vollkommen verschwunden; die Luft hing schwer und unbewegt herab, ganz so, wie sie es wohl in einem Ofen tat. Falls Greifen unterwegs waren, sah Gerent sie nicht. Einmal erblickte er etwas anderes, oder er glaubte, etwas zu erblicken: drei Tiere mit langen Hälsen, ähnlich dem Rotwild, mit goldenem Fell und langen schwarzen Sichelhörnern, an denen Feuer flackerte. Sie liefen in seiner Nähe leichtfüßig über den Sand hinweg, und Flammen erblühten aus dem Boden, wo ihre Hufe auf den Sand trafen. Als sie sich Gerent näherten, blieben die Böcke stehen und wandten die Köpfe: Sie betrachteten ihn aus riesigen geschmolzenen Augen, als wären sie bass erstaunt, einen Menschen in ihrer feurigen Wüste anzutreffen. Mit gutem Grund, vermutete er.
    Dann erschraken die Tiere. Ihre riesigen Ohren neigten sich nach unten – eine Reaktion auf irgendein Geräusch, das Gerent nicht hörte –, und dann liefen die Böcke mit langen, kräftigen Schritten davon. Sie ließen nur kleine Flammenzungen zurück, die in ihren Hufabdrücken tanzten.
    Aber vielleicht bildete er sich die Flammen nur ein. Oder diese Tiere. Die Hitze war gewiss stark genug, um Halluzinationen hervorzurufen. Obwohl Gerent lieber die Vision eines stillen Sees gehabt hätte, an dem elegante Weidenbäume ihre Blätter hängen ließen ...
    Er konnte nicht essen. Schon beim Gedanken ans Essen wurde ihm schlecht. Gerent lechzte jedoch nach Wasser. Die Lippen waren schon rissig und aufgequollen. Berentser Gereimarn, der Dichter und Naturphilosoph, hatte geschrieben, dass in der Wüste das beste Gefäß für mitgeführtes Wasser der eigene Körper sei: dass also jemand, der sein Wasser rationierte, sich nur schwächte, während das Wasser direkt aus dem Schlauch verdunstete und gänzlich verloren ging. Gerent wollte sehr gern daran glauben. Das würde ihm allen Grund geben, das ganze Wasser aus dem zweiten Schlauch zu trinken. Gereimarn war jedoch mehr Dichter als Philosoph gewesen, und seine Aussagen waren oft unzuverlässig. Und Gerent erschreckte der Gedanke, einen weiteren Wasserschlauch schon am ersten Tag zu leeren und irgendwann ohne Wasservorrat in der Wüste festzusitzen. Er schätzte das langsame Voranschreiten des Sonnenstands ab und gestattete sich jede Stunde drei Mundvoll Wasser.
    Selbst in der Mitte des Sommers und in der Wüste musste die Sonne letztlich untergehen. Die Schatten wurden länger. Die hämmernde Hitze ging zurück ... Nicht genug. Niemals genug. Aber sie ging zurück. Gerent rappelte sich auf, ehe die Sonne ganz untergegangen war, und entfernte sich von dem Stein, der ihm den ganzen Tag lang Schutz geboten und ihn zugleich umzubringen versucht hatte. Mit raschen Schritten marschierte er los, denn jetzt, wo die Hitze nicht mehr so verzweifelt unerträglich war, wäre er am liebsten zusammengebrochen und hätte sich dem Schlaf der Erschöpfung überlassen. Wenn er das jedoch täte, wenn er nicht jede mögliche Stunde fürs Vorankommen nutzte, dann würde er niemals den Rand der Wüste erreichen, wie er nur zu gut wusste.
    Wie lange, hatte er geschätzt, brauchte ein Mensch, um vierzig Meilen
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