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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Autoren: Neumeier Rachel
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der König sie letztlich empfangen würde.
    Fürst Bertaud war schon da. Gerent wusste nicht recht, ob das frühzeitigere Eintreffen des Ausländers ein Zufall war oder etwas zu bedeuten hatte oder, wenn denn eine Absicht dahintersteckte, worum es dabei ging. Wahrscheinlich las er einfach zu viel in einen bloßen Zufall hinein.
    Tehre eilte sofort voraus, um den Fürsten aus Farabiand zu begrüßen, während Gerent, Aben Annachudran und Sicheir langsamer folgten. Tehres Vater war in den Tagen der Reise von seinem Haus nach Breidechboda sehr still gewesen und nach ihrer Ankunft in der Hauptstadt sogar noch stiller geworden. Diese Schweigsamkeit wies inzwischen jedoch eine neue Eigenschaft auf. Gerent verstand es – oder vermutete dies zumindest. Er glaubte, dass der Arobarn bereit war, jedem von ihnen alles zu verzeihen, wie er es auch tun sollte – das jedenfalls war Gerents Auffassung. Aber der König war wohlbekannt dafür, dass er Korruption oder Laster oder überhaupt irgendeine Form von Unehrlichkeit bei seinen ernannten Richtern verabscheute. Und so wusste Gerent ebenso wenig wie sie alle genau, was der König tun würde.
    Der Fürst aus Farabiand empfing Tehre mit einem Lächeln: nach Gerents Eindruck ein eher zu warmherziges Lächeln, als dass irgendein Ausländer es einer casmantischen Dame hätte zeigen sollen. Das Nicken, mit dem Gerent den Fürsten grüßte, fiel vielleicht ein bisschen zu steif aus. Keiner von ihnen sagte ein Wort; es schien weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für müßige Konversation. Und was konnten sie schon einander sagen? Der Ausländer erwiderte den Gruß jedoch mit etwas, das ein seltsames Mittelding aus Nicken und einer Verbeugung war, und zeigte Aben Annachudran die gleiche Begrüßung. Annachudran nickte seinerseits, warf einen kurzen Blick auf seine Tochter und holte tief Luft, als wollte er etwas sagen. Dann schwieg er jedoch.
    »Ihr alle dürft Euch setzen«, sagte der Kammerherr, während er Stühle zu einem lockeren Halbkreis am Tisch zurechtrückte. »Ihr, hochverehrter Herr ... Ihr, Herr ... meine Dame Tehre, wenn Ihr möchtet ... Hier drüben, mein Fürst, wenn Ihr so freundlich wärt.«
    Niemand riskierte, diesem Arrangement zu widersprechen, das Fürst Bertaud ein wenig von den anderen entfernt platzierte und ihm zudem einen deutlich kunstvoller gestalteten Stuhl zuwies. Gerent saß Tehre nahe genug, um sie an der Hand zu fassen, und er fühlte sich dazu versucht, wären nicht alle derartigen Gesten unter diesen Umständen gänzlich unangemessen gewesen. Ganz zu schweigen vom Blick ihres Vaters.
    Das Eintreffen des Königs unterbrach Gerents Gedanken, was vielleicht auch gut so war.
    Wie es seine weithin bekannte Gewohnheit war, trug der Arobarn keine höfische Kleidung. Er war nur wenig anspruchsvoller gekleidet als ein Soldat – ganz in Schwarz –, abgesehen von dem saphirblauen Gürtel und den Knöpfen, die vermutlich tatsächlich Saphire waren. Um den Hals trug er die dicke Goldkette der casmantischen Könige und um das linke Handgelenk eine Kette mit breiten Gliedern aus schwarzem Eisen.
    Beguchren Teshrichten ging nicht wie ein Dienstbote hinter dem König, sondern wie ein Freund neben ihm. Neben der massigen dunklen Gestalt des Arobarn hätte Beguchren mit seinen weichen, zierlichen Gesichtszügen vielleicht wie ein elegantes, reiches, arrogantes Kind wirken können. Doch ungeachtet der nach wie vor an ihm erkennbaren Anspannung und Müdigkeit strahlten die Haltung des zart gebauten Kopfes und viel zu viele Jahre in den sturmdunklen Augen eine zu große Autorität aus, um eine solche Illusion aufkommen zu lassen. Der Blick dieser Augen begegnete dem Gerents und wirkte so unergründlich wie eh und je. Aber Beguchren nickte ihm nicht zu, geschweige denn, dass er etwas gesagt hätte.
    Alle erhoben sich eilig, sogar der Fürst aus Farabiand, aber der Arobarn drehte eine seiner großen Hände mit der Fläche nach oben, um anzuzeigen, dass niemand niederzuknien brauchte, und wandelte diese Geste dann in eine lässige, kurze Bewegung um, die alle aufforderte, sich wieder zu setzen. Angesichts dieser höflichen Aufmerksamkeit fühlte sich Gerent unbehaglich.
    Beguchren ließ sich wortlos auf einen besonders reich verzierten Stuhl am schweren Tisch nieder, legte die Handflächen auf die Armlehnen und starrte alle Anwesenden mit undurchdringlicher Gelassenheit an.
    Der Arobarn setzte sich nicht, sondern lehnte sich mit der Hüfte an die polierte
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