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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Autoren: Neumeier Rachel
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mein Gesetz stellte und dann diese Einmischung vertuschte? Und inwieweit sollte ausgleichend bewertet werden, dass derselbe Richter sich in den Tagen nach diesem Verbrechen während einer Krise löblich verhielt?«
    Tehre saß wie erstarrt da; in ihrer Bestürzung hatte sie eine Hand auf den Mund gelegt. Fürst Bertaud wandte still den Kopf ab, offensichtlich wollte er sich nicht in diese casmantische Angelegenheit einmischen. Beguchren blieb wie immer gelassen und undurchschaubar. Gerent wusste nicht, welche Haltung oder welche Gefühle er selbst zum Ausdruck brachte – hoffentlich keine, dachte er. Also geschah es letztlich doch. Es erforderte Mühe, nichts zu sagen und es Aben Annachudran zu überlassen, sich dieser Anschuldigung allein zu stellen.
    Annachudran hob den Kopf. »Es sollte natürlich gar nicht ausgleichend bewertet werden. Das Gesetz ist eindeutig: Eine ehrenvolle Handlung hebt nicht die Ehrlosigkeit einer früheren Tat auf. Wie ich sehr gut wusste.« Er stand auf, trat einen Schritt vor und sank auf die Knie. »Mein König, als ich mich entschied, Euer Recht zu brechen, hätte ich das Richteramt niederlegen müssen. Stattdessen habe ich versucht, zu verbergen, was ich tat. Ich bitte um Gnade.«
    »Tust du das? Jetzt?«
    Annachudran zuckte nur leicht zusammen, aber man konnte es sehen. »Mein König, Ihr werdet sagen, ich hätte Euch damals schon aufsuchen sollen, falls ich um Gnade bitten wollte. Erst um Nachsicht zu bitten, wenn man erwischt wurde, ist nicht ehrenhaft. Das stimmt. Natürlich hätte ich es früher tun müssen. Und ich bin mir dessen bewusst, wie es Touchan Dachbraden feststellte, dass ein für seine Barmherzigkeit wohlbekannter Richter in exakt gleichem Maße für seine Ungerechtigkeit wohlbekannt sein muss. Das ist mir klar. Ich kann dagegen keinen Einwand erheben.«
    Der Arobarn ging an die gegenüberliegende Seite des massiven Tisches, holte einen Samtbeutel aus einer Schublade und schüttete daraus zwei vertraute silberne Fluchgelübde-Ringe auf seine breite Hand. Sie klimperten dabei und wirkten zierlich und erschreckend zugleich. Der König bewegte sie mit einem dicken Finger, und sie klimperten erneut, leiser diesmal. Gerent stellte fest, dass er mit seiner neuen Wahrnehmung als Magier die kalte Zauberkraft richtig sehen konnte, die in die Ringe eingewebt war, als wäre sie eine dem Silber aufgeprägte Filigranarbeit aus Frost.
    Der König wandte sich aufs Neue an Annachudran. »Die Gerechtigkeit könnte fordern, das Fluchgelübde einem Mann aufzuerlegen, der eigenmächtig in dessen Bindung an einen anderen eingegriffen hat. Was sagst du dazu, mein Richter?«
    Annachudran war leichenblass geworden. Er wollte antworten, brach jedoch ab, als er Gerents Hand schwer auf der Schulter spürte. Tehre legte eine Selbstbeherrschung an den Tag, die Gerent erstaunte, und sagte weiterhin nichts; sie wartete vielmehr darauf, wie Gerent und der König reagierten. In Tehres Augen glänzten Zorn und Furcht.
    Gerent fand sich an Annachudrans Seite wieder, ohne dass er zuvor bewusst nachgedacht hätte: Er war einfach aufgestanden und zu seinem Freund getreten. Jetzt nahm er sich einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu ordnen, gelangte zur selben Schlussfolgerung wie sein Hinterkopf anscheinend schon zuvor und gestattete sich Schärfe im Ton, als er sagte: »Wenn ich Beguchren Teshrichten gedient habe, müssten diese Ringe mir gehören. Ihr sagtet, ich dürfte sie einschmelzen oder in den Fluss werfen – wie ich es lieber hätte. Ihr habt es versprochen. Jedoch dürften noch weitere Ringe existieren. Ich flehe Euch an, sie nicht zu benutzen, mein König. Wenn Ihr mir auch nur irgendetwas schuldet, so bitte ich Euch um Gnade für meinen Freund.«
    Tehre sprang auf und stieß heftig hervor: »Wenn Ihr mir etwas schuldet, dann bitte ich um Gnade für meinen Vater! Und Ihr schuldet mir etwas, mein König! Ihr sagtet, Ihr wärt dankbar! Und das solltet Ihr auch sein!«
    Der Arobarn betrachtete sie nachdenklich: diese vielversprechende, gefühlstiefe und zierliche Frau, in deren Haaren das Licht golden schimmerte und aus deren Augen die Leidenschaft blitzte. Seine Miene war schwer zu deuten. Er holte tief Luft, um zu antworten.
    Doch ehe der König etwas sagen konnte, erhob sich Beguchren und zog dadurch mühelos die Augen aller auf sich. Mit untadelig eleganter und förmlicher Haltung ging er zu dem auf Knien liegenden Aben Annachudran hinüber und starrte einen Augenblick lang auf ihn
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