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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Autoren: Neumeier Rachel
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Worten wenden: Er ist des Königs Agent; was bleibt ihm sonst übrig? Doch er sagte nichts.

Kapitel 16
    Der Arobarn empfing sie, zwei Tage nachdem sie in Breidechboda eingetroffen waren, in einem einschüchternden Saal, der Platz für dreißig Menschen geboten hätte, mit genug großen, schweren, kunstvoll geschnitzten Stühlen für alle dreißig und dazu einem einzelnen massiven und verschnörkelten Schreibtisch. Der König hatte einen umfassenden Bericht von Beguchren erhalten; Gerent vermutete dies zumindest. Jedenfalls hatte Beguchren den Arobarn sofort aufgesucht, nachdem er in der Stadt eingetroffen war. Niemand sonst hatte es; niemand sonst war dazu aufgefordert worden.
    Gerent war natürlich im Stadthaus der Annachudrans abgestiegen, bei Tehre, ihrem Vater und ihrem Bruder. Soweit Gerent es verstanden hatte, war Sicheir mit dem Agenten des Königs nach Breidechboda geritten, nachdem Tehre sich diesem Agenten widersetzt und die Reise nach Norden fortgesetzt hatte. Die zweite Verantwortliche bei diesem Akt der Widersetzlichkeit, Fürst Bertaud – der als Einziger unter ihnen allen vermutlich nicht in der Gefahr schwebte, sich die Missbilligung des Königs zugezogen zu haben –, war in die Räume des Palastes zurückgekehrt, die man ihm zum persönlichen Gebrauch zugeteilt hatte. Tehre hatte inzwischen zwei Nachrichten des Fürsten aus Farabiand erhalten, jeden Tag eine, und ihm ihrerseits drei geschickt, was nur natürlich war. Gerent biss die Zähne zusammen und verkniff sich einen unüberlegten Kommentar, den er zu dieser Korrespondenz hätte abgeben können.
    Von Beguchren oder dem König traf keinerlei Nachricht ein – nicht bis ganz zuletzt. Zur unausgesprochenen Erleichterung aller wurde der Befehl, zu einer Audienz zu erscheinen, von einem äußerst elegant gekleideten königlichen Kammerherrn überbracht. Das Warten war Aben Annachudran und seinen Kindern schwergefallen, wie Gerent wusste. Falls jedoch einer von ihnen dieser Nervosität Ausdruck verliehen hatte, dann jedenfalls nicht Gerent gegenüber.
    Der König saß nicht am Tisch, noch war er überhaupt im Raum, als der Kammerherr sie alle hineinführte. Das kam nicht überraschend; der König traf wohl kaum verfrüht ein, um dann selbst auf Bittsteller zu warten. Nein, man hatte nach ihnen geschickt, und sie waren erschienen und mussten jetzt selbst warten, bis der König geruhte, sie aufzusuchen. Nichts war auf dem Tisch zu sehen, abgesehen von einer eleganten Vier-Stunden-Sanduhr aus Gold und Kristall, die man kürzlich gewendet hatte, sodass vielleicht der halbe Sand ins untere Glas gelaufen war. Gerent hoffte, dass diese Uhr nicht die Wartezeit anzeigte, die sie würden ertragen müssen. Vielleicht waren ja zwei Stunden keine unrealistisch lange Zeitspanne, um auf eine königliche Audienz zu warten, aber derzeit schien ihm eine solche Verweildauer unerträglich zu sein.
    Obwohl der Saal nicht uninteressant war ... Blaue und blaugrüne Mosaiken zogen sich wellenförmig über drei komplette Wände, bis hinauf zur Decke, die blassblau mit fliegenden Lerchen bemalt war. An der vierten Wand hing nur ein mächtiges Gemälde, eingerahmt von langen Samtbehängen in Blau und Violett. Das Bild zeigte Breidechboda aus der Perspektive eines weit oben befindlichen Betrachters – vielleicht ja aus der einer hoch fliegenden Lerche. Das Licht, das die gemalte Stadt übergoss, zeichnete sich durch eine kristallene Klarheit aus, als wäre Breidechboda in just dem Augenblick geschaffen worden, in dem das Bild sie einfing, und hätte noch gar nicht zu altern begonnen. Zum ersten Mal kam Gerent der Gedanke – der von einem merkwürdigen Gefühl der Unausweichlichkeit begleitet wurde –, dass der Künstler sicher Beguchren Teshrichten persönlich war.
    Gerent empfand den Gesamteindruck des Raums als recht beunruhigend. Und doch ... es hätte schlimmer sein können. Es hätte ein formeller Audienzsaal sein können, mit Porphyrsäulen und einem widerhallenden Marmorgewölbe, erfüllt von einer Kälte, die grimmiger zubiss als jeder tiefe Winter im Norden. Dieser Saal hier strahlte zwar Autorität aus, besaß aber einen nicht ganz so formellen Charakter, und der Kammerherr, der sie hereinführte, forderte sie mit einer ausladenden Geste zum Eintreten auf, die eher wie ein Gruß als wie ein Befehl wirkte. Das war kein Empfang der Art, die sie vielleicht von einem zornigen König erwartet hätten. Es fiel Gerent jedoch ein bisschen schwer, sich vorzustellen, wie
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