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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo
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anstoßenden mit unendlicher Pracht geschmückten Gemache hervorstrahlende Klarheit den Saal, in dem sich Morel seinem süßen Todeskampfe hingab.
    Da sah er auf der Schwelle dieses Saales zwischen beiden Gemächern eine Frau von wunderbarer Schönheit stehen, Bleich und sanft lächelnd, schien sie der Engel der Barmherzigkeit, der den Engel der Rache beschwört.
    Öffnet sich schon der Himmel für mich? dachte der Sterbende; dieser Engel gleicht dem, welchen ich verloren habe.
    Monte Christo bezeichnete der jungen Frau mit dem Finger das Sofa, auf dem Morel ruhte.
    Sie ging auf ihn zu, die Hände gefaltet und ein Lächeln auf den Lippen.
    Valentine! Valentine! rief Morel aus dem Grunde seiner Seele.
    Aber sein Mund brachte keinen Ton hervor, und er stieß, als wären alle seine Kräfte in dieser inneren Bewegung vereinigt, einen Seufzer aus und schloß die Augen.
    Valentine stürzte auf ihn zu.
    Morels Lippen machten abermals eine Bewegung.
    Er ruft Sie, sprach der Graf, er ruft Sie aus der Tiefe seines Schlummers, er, dem Sie Ihr Schicksal anvertraut hatten, und von dem Sie der Tod trennen wollte! Aber zum Glück war ich da; und ich habe den Tod besiegt! Valentine, fortan sollt ihr euch auf Erden nicht mehr trennen; denn damit ihr einander wiederfändet, stürzte er sich in das Grab. Ohne mich wäret ihr beide gestorben; ich gebe euch einander zurück: möge Gott mir das doppelte Dasein, das ich rettete, in Rechnung stellen!
    Valentine ergriff die Hand Monte Christos und drückte sie in einem Ergusse unwiderstehlicher Freude an ihre Lippen.
    Oh! Danken Sie mir sehr, sagte der Graf, oh! Wiederholen Sie mir, ohne des Wiederholens müde zu werden, daß ich Sie glücklich gemacht habe; Sie ahnen nicht, wie sehr ich dieser Gewißheit bedarf.
    Oh! Ja, ja, ich danke Ihnen von ganzer Seele, sagte Valentine, und wenn Sie an der Aufrichtigkeit meines Dankes zweifeln, so fragen Sie Haydee, die mich seit unserer Abreise von Frankreich bewog, mit Gesprächen über Sie den glücklichen Tag, der heute für mich erglänzt, geduldig zu erwarten.
    Sie lieben also Haydee? fragte Monte Christo mit einer Rührung, die er vergebens zu verbergen bemüht war.
    Oh! Von ganzer Seele!
    Nun wohl, so hören Sie, sagte der Graf, ich habe mir eine Gunst von Ihnen zu erbitten.
    Von mir? Großer Gott! Bin ich so glücklich? ...
    Ja. Sie haben Haydee Ihre Schwester genannt, möge sie in der Tat Ihre Schwester sein, Valentine; geben Sie ihr alles zurück, was Sie mir schuldig zu sein glauben, beschützen Sie mit Morel die arme Haydee, denn sie wird fortan allein auf der Welt sein ...
    Allein auf der Welt! wiederholte eine Stimme hinter dem Grafen; und warum?
    Monte Christo wandte sich um.
    Haydee stand da, bleich und in Eis verwandelt, und schaute den Grafen mit einer Gebärde tödlicher Starrheit an.
    Weil du morgen frei sein wirst, meine Tochter, antwortete der Graf; weil du in der Welt den dir gebührenden Platz einnehmen wirst; weil mein Verhängnis das deinige nicht verdunkeln soll. Fürstentochter! Ich gebe dir die Reichtümer und den Namen deines Vaters zurück!
    Haydee erbleichte, öffnete ihre durchsichtigen Hände, wie es die Jungfrau tut, die sich Gott befiehlt, und sprach mit einer von Tränen heiseren Stimme: Also du verläßt mich, Herr?
    Haydee! Du bist jung, du bist schön; vergiß mich bis auf meinen Namen und sei glücklich!
    Es ist gut, sprach Haydee, deine Befehle sollen vollzogen werden, mein Herr, ich werde dich bis auf deinen Namen vergessen und glücklich sein. Und sie machte einen Schritt rückwärts, um sich zu entfernen.
    Oh, mein Gott! rief Valentine, während sie den erstarrten Kopf Morels auf ihre Schulter hob, sehen Sie nicht, wie bleich sie ist? Begreifen Sie nicht, was sie leidet?
    Haydee entgegnete mit einem herzzerreißenden Ausdrucke: Warum soll er mich begreifen? Er ist mein Herr, und ich bin seine Sklavin; er hat das Recht, nichts zu sehen.
    Der Graf bebte bei den Tönen dieser Stimme, die selbst die geheimsten Fibern seines Herzens erweckte; seine Augen begegneten denen des jungen Mädchens und konnten ihren Glanz nicht ertragen.
    Mein Gott! Mein Gott! rief Monte Christo, was ich ahnen durfte, wäre also wahr, Haydee, du wärest glücklich, wenn ich dich nicht verlassen würde?
    Ich bin jung, antwortete sie mit sanftem Tone; ich liebe das Leben, das du mir stets so süß gemacht hast, und würde es beklagen, wenn ich sterben müßte.
    Damit willst du mir sagen, wenn ich dich verließe, Haydee ...
    So würde ich
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