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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo
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jede Auskunft geben. Ich meinesteils muß für die Ankerung sorgen. – Der Reeder ließ sich das nicht zweimal sagen und erstieg behende das Schiff, wo ihm, während Dantes auf seinen Posten zurückkehrte, Danglars entgegenkam.
    Danglars war ein Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, unterwürfig gegen seine Obern und barsch gegen seine Untergebenen, Eigenschaften, die ihn allgemein bei der Mannschaft ebenso verhaßt machten, wie Edmond Dantes bei ihr beliebt war.Nun, Herr Morel, sagte Danglars, Sie wissen bereits das Unglück, nicht wahr?
    Ja, ja, der arme Leclère! Ein braver, ehrlicher Mann!
    Und ein trefflicher Seemann, ergraut zwischen Himmel und Wasser, wie es sich für einen Mann geziemt, dem die Interessen eines so wichtigen Hauses wie Morel und Sohn anvertraut sind.
    Aber, versetzte der Reeder, mit den Augen dem geschäftigen Dantes folgend, es scheint mir, man braucht nicht gerade ein so alter Seemann zu sein, um sein Handwerk zu kennen, und unser Freund Edmond hier treibt das seinige, meine ich, wie ein Mensch, der niemandes Rat nötig hat.
    Ja, antwortete Danglars, auf Dantes einen Blick des Hasses werfend, ja, der ist jung und fürchtet nichts. Kaum war der Kapitän tot, so übernahm er das Kommando, ohne jemand um Rat zu fragen, und ließ uns anderthalb Tage auf der Insel Elba verlieren, statt unmittelbar nach Marseille zurückzukehren.
    Was die Übernahme des Kommandos betrifft, sagte der Reeder, so war dies seine Pflicht als Sekond; was aber das Verlieren von anderthalb Tagen auf der Insel Elba betrifft, so hatte er unrecht, wenn nicht das Schiff Haverei ausbessern mußte.
    Das Schiff befand sich so wohl, wie ich mich befinde, und diese anderthalb Tage dienten bloß dem Vergnügen, ans Land zu steigen.
    Dantes, sagte der Reeder, sich nach dem jungen Mann umwendend, kommen Sie hierher!
    Ich bitte um Entschuldigung, erwiderte Dantes, ich stehe sogleich zu Diensten; dann rief er der Mannschaft zu: Anker geworfen!
     

     
    Sogleich fiel der Anker, und die Kette rasselte geräuschvoll hinterdrein. Dantes blieb trotz der Gegenwart des Lotsen an seinem Posten, bis dieses letzte Manöver beendigt war. Dann rief er: Hißt die Flagge Halbmast! Kreuzt die Segelstangen!Sie sehen, sagte Danglars, auf mein Wort, er hält sich bereits für den Kapitän.
    Gott verdamme mich, warum sollen wir ihn nicht an diesem Posten lassen? entgegnete der Reeder; ich weiß wohl, er ist jung, aber er scheint mir ganz bei der Sache und bereits recht erfahren zu sein.
    Eine Zorneswolke trübte Danglars' Miene.
    Um Vergebung, Herr Morel, sagte Dantes nähertretend; nun, da das Schiff geankert hat, stehe ich zu Befehl.
    Danglars machte einen Schritt rückwärts.
    Ich wollte Sie fragen, warum Sie an der Insel Elba angehalten haben, begann der Reeder.
    Es geschah in Vollzug eines letzten Befehls des Kapitäns Leclère, der mir sterbend ein Paket für den Großmarschall Bertrand übergab.
    Sie haben ihn also gesehen, Edmond?
    Wen? – Den Großmarschall. – Ja.
    Morel schaute um sich her, zog Dantes beiseite und fragte lebhaft: Wie geht es dem Kaiser?
    Gut, soviel ich mit meinen eigenen Augen sehen konnte.
    Haben Sie mit ihm gesprochen? Was sagte er?
    Er stellte Fragen an mich über das Schiff, über Zeit und Weg unserer Fahrt nach Marseille und über die Ladung. Ich glaube, wäre ich der Herr des Schiffes gewesen, so hätte er es kaufen wollen. Aber ich sagte ihm, ich sei nur Sekond, und das Schiff gehöre dem Hause Morel und Sohn. Ah, erwiderte er, ich kenne das Haus. Die Morel sind ein altes Reedergeschlecht, und ein Morel stand in demselben Regimente mit mir in Valence in Garnison.
    Das ist bei Gott wahr! rief der Reeder ganz freudig, es war Policar Morel, mein Oheim, der später Kapitän geworden ist. Dantes, Sie werden meinem Oheim sagen, daß der Kaiser sich seiner erinnert hat, und der alte Murrkopf wird weinen. Gut, gut, fuhr der Reeder, dem jungen Menschen vertraulich auf die Schulter klopfend, fort, Sie haben wohldaran getan, Dantes, den Auftrag des Kapitäns Leclère zu erfüllen und an der Insel Elba anzuhalten. Doch wenn man wüßte, daß Sie dem Marschall ein Paket übergeben und mit dem Kaiser gesprochen haben ... es könnte Sie gefährden.
    Wie sollte mich dies gefährden? entgegnete Dantes. Ich weiß nicht einmal, was ich überbrachte, und der Kaiser richtete nur die nächstliegenden Fragen an mich. Doch um Vergebung, hier sind die Zollbeamten. Sie erlauben ... nicht wahr?
    Gewiß, mein lieber Dantes. Der junge Mann
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