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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2
Autoren: Alexandre Dumas
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diesem Klee eine Hütte bauen zu lassen und künftig zwanzig Schritt von Ihnen entfernt zu leben. Ich bin unbeschreiblich glücklich! Kann man das bezahlen, Valentine? Nicht wahr, das ist unmöglich. Nun gut, dieses ganze Glück, für das ich zehn Jahre meines Lebens gegeben hätte, kostet mich, raten Sie, wieviel …? Fünfhundert Franken jährlich, zahlbar alle drei Monate. Sie sehen also, von jetzt an haben wir nichts mehr zu fürchten. Ich bin hier zu Hause, kann die Leiter gegen meine Mauer stellen und hinübersehen und habe, ohne mich vor einer Patrouille fürchten zu müssen, das Recht, Ihnen zu sagen, daß ich Sie liebe, wenn es Ihren Stolz nicht verletzt, dieses Wort aus dem Mund eines Tagelöhners in Bluse und Mütze zu hören.«
    Valentine stieß einen Ruf freudiger Überraschung aus, plötzlich aber sagte sie traurig: »Ach, Maximilian, jetzt werden wir zu frei sein, unser Glück wird uns Gott versuchen lassen, wir werden unsre Sicherheit mißbrauchen, und unsre Sicherheit wird uns verderben.«
    »Können Sie mir das sagen, liebe Freundin, mir, der ich, seit ich Sie kenne, Ihnen jeden Tag beweise, daß ich meine Gedanken und mein Leben Ihrem Leben und Ihren Gedanken untergeordnet habe?
    Was hat Ihnen Vertrauen zu mir gegeben? Mein Glück, nicht wahr?
    Als Sie mir gesagt haben, daß eine unbestimmte Ahnung Sie vor einer großen Gefahr warne, habe ich mich in Ihren Dienst gestellt, ohne andern Lohn zu verlangen als das Glück, Ihnen zu dienen. Habe ich Ihnen seitdem durch das Geringste Anlaß gegeben, es zu bereuen, daß Sie unter der Menge derjenigen, die glücklich gewesen wären, für Sie zu sterben, mich ausgezeichnet haben? Sie haben mir gesagt, armes Kind, daß Sie die Verlobte des Herrn von Epinay seien, daß Ihr Vater diese Verbindung beschlossen habe, das heißt, daß sie ge-wiß sei; denn alles, was Herr von Villefort will, geschieht, und dennoch lieben Sie mich, haben Sie Mitleid mit mir gehabt, Valentine, und haben es mir gesagt. Dank für dieses süße Wort, Valentine. Ich bitte Sie um nichts, als daß Sie es mir von Zeit zu Zeit wiederholen, und es wird mich alles vergessen lassen.«
    »Und das hat Sie kühn gemacht, Maximilian; das macht mich zugleich sehr glücklich und sehr unglücklich, so daß ich mich oft frage, was besser sei, der Kummer, den mir früher die Strenge meiner Stiefmutter und ihre blinde Bevorzugung ihres Kindes verursachten, oder das gefahrvolle Glück, das ich genieße, wenn ich Sie sehe.«
    »Gefahrvoll!« rief Maximilian. »Können Sie ein so hartes und ungerechtes Wort sagen? Haben Sie jemals einen unterwürfi geren Sklaven gesehen als mich? Sie haben mir erlaubt, manchmal mit Ihnen zu sprechen, Valentine, mir aber verboten, Ihnen zu folgen; ich habe gehorcht. Seit ich die Möglichkeit gefunden habe, mich hier ein-zuschleichen und mit Ihnen durch diesen Zaun zu sprechen, Ihnen so nahe zu sein, ohne Sie zu sehen, sagen Sie, habe ich seitdem je verlangt, auch nur den Saum Ihres Kleides durch dieses Gitter zu berühren? Habe ich je einen Schritt getan, um diese Mauer, ein lä-
    cherliches Hindernis für meine Jugend und meine Kraft, zu übersteigen? Nie habe ich einen Vorwurf über Ihre Strenge, nie einen Wunsch laut ausgesprochen; ich habe gewissenhaft mein Wort gehalten wie einer der alten Ritter. Geben Sie das wenigstens zu, damit ich Sie nicht für ungerecht halte!«
    »Das ist wahr«, sagte Valentine, indem sie die Spitze eines ihrer schlanken Finger durch einen Spalt steckte, die Maximilian küßte;
    »es ist wahr, Sie sind ein ehrlicher Freund. Aber schließlich haben Sie doch nur aus Eigennutz gehandelt, mein lieber Maximilian; Sie wußten wohl, daß der Sklave alles verlieren müßte, sobald er anspruchsvoll würde. Sie haben mir die Freundschaft eines Bruders versprochen, mir, die ich keine Freunde habe, die ihr Vater vergißt, die von ihrer Stiefmutter verfolgt wird und die ich als Trost nur meinen gelähmten Großvater habe, den unbeweglichen, stummen Greis, dessen Hand die meine nicht drücken kann, dessen Auge allein zu mir spricht und dessen Herz für mich allein noch ein wenig Wärme übrig hat. O bitterer Hohn des Schicksals, das mich zur Feindin und zum Opfer aller derjenigen macht, die stärker sind als ich, und mir einen Leichnam zur Stütze und zum Freund gibt! O fürwahr, Maximilian, ich wiederhole es Ihnen, ich bin sehr unglücklich, und Sie sollten mich meinetwegen und nicht Ihretwegen lieben!«
    »Valentine«, sagte der junge Mann mit tiefer
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