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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2
Autoren: Alexandre Dumas
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Dumas mit dem »Grafen von Monte Christo« entgegen. Edmund Dantès, selbst einer der Unglücklichsten inmitten des großen Elends seiner Zeit, gelangt zur Zeit der Revolution von  (ein Jahr zuvor war er vom Château d’If entfl ohen) durch einen phantastischen Umstand in den Besitz ungeahnter Reichtümer, mit deren Hilfe er der allmächtigen und allgewaltigen Kraft des Geldes führender Vertreter der Gesellschaft des Julikönigtums Einhalt gebietet, indem er – mit noch mehr Geld arbeitet. Eine solche märchenhafte Utopie deckte sich zwar keineswegs mit den realen Möglichkeiten der damaligen Zeit, immerhin hatte Dumas die Macht des Geldes und seine Rolle unter Louis-Philippe erkannt, und nicht von ungefähr sagt er an einer Stelle über Edmund: er müsse nach der Hebung des Schatzes
    »in der Gesellschaft den Rang einnehmen und den Einfl uß und die Macht ausüben, die der Reichtum, die größte Kraft, über die der Mensch verfügt, seinem Besitzer verleiht.«
    Dumas begriff wie Balzac, daß in der aufblühenden Gesellschaft des Kapitalismus das Geld der entscheidende Faktor für Rang und Stand in der Gesellschaft war. Während Balzac in seinem Werk aber typische Gestalten der damaligen Zeit darstellt und in der privaten Entwicklung seiner Helden die sozialen Vorgänge in der Gesellschaft verallgemeinert, schaff t Dumas Ausnahmegestalten, die sich über die ökonomischen Gegebenheiten hinwegsetzen und damit für die französische Gesellschaft nicht typisch sind. Entsteht bei Balzac das Bild der objektiven Wirklichkeit aus dem Entwicklungsprozeß der einzelnen Romanfi guren, so ist umgekehrt bei Dumas das Zeitbild –
    das nicht gestaltet, sondern irgendeiner Quelle entnommen worden ist – nur der Rahmen für das abenteuerliche Leben seiner Helden.
    Die Beherrschung der Menschen durch den Dämon Geld in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts und die daraus entstehen-den Komplikationen – Spekulationen und deren Mißerfolg, Betrug, Hochstapelei, Bankrotte, Familienkatastrophen, Vergiftungen, Mord, Totschlag gaben ihm die Möglichkeit, solch ein außergewöhnliches Schicksal darzustellen. Alle diese Verbrechen führen zu einem zentra-len Punkt, dem Geld, das sie verursacht und die Menschen schuldig macht. So wie das Geld auf der einen Seite dazu dient, die Menschen zu zerstören, hilft es auf der anderen, sie zu retten. Dantès stellt den Ruf des Reeders Morrel in der Gesellschaft von Marseille wieder her, wo, wie überall in Frankreich, nicht moralische Qualitäten, sondern Bankguthaben und Kapitalien über die Stellung des Menschen in der Gesellschaft entscheiden. Er setzt sich in der Verkleidung des Grafen von Monte Christo für Verurteilte ein, korrigiert richterli-che Beschlüsse, gibt anderen durch Geld die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Aber all das vermag er nur, weil er durch seinen Reichtum die käufl iche Justiz und die bestechlichen Staatsbeamten beeinfl ussen kann und dadurch selbst über dem Gesetz steht. »Ich habe meine Justiz für mich, hohe und niedere, ohne Aufschub und ohne Berufung, die verurteilt oder freispricht und in die niemand sich einzumischen hat.«
    So schlägt er, wie er sagt, der Gerechtigkeit (jedenfalls dem, was die herrschende Klasse darunter versteht) ein Schnippchen, und wer hät-te das unter Louis-Philippe nicht gern getan, unter dem Bürgerkönig, der sich weigerte, den hohen Wahlzensus herabzusetzen, und der durch seinen Minister Guizot immer wieder verkünden ließ: Es liegt nur an euch; wenn ihr reich seid, könnt ihr wählen und mitbestim-men, wie ihr leben wollt! Dieser Verhöhnung der Volksmassen setzte Dumas die Taten seines Helden entgegen, der das Geld an die verteilte, die es nötig brauchten (wobei wir nicht vergessen wollen, daß er sich dabei nur in den »oberen« Gesellschaftsschichten bewegt).
    Dumas hat also mit seinem »Grafen von Monte Christo« im we-sentlichen Probleme seiner Gegenwart aufgegriff en, er spiegelt Ideen, Wünsche und Hoff nungen der damaligen Zeit wider, und seine Handlung endet erst wenige Jahre, bevor Dumas den Roman zu schreiben begann, nämlich . Die das Romangeschehen auslösenden Handlungselemente jedoch, ohne die die aufregenden Ereignisse um Edmund Dantès nicht möglich gewesen wären, führen uns in das Jahr  zurück. Ein Jahr vorher hatte Napoleon unter dem Druck der Verbündeten, die gegen ihn gekämpft hatten, abdanken müssen, und war nach der Insel Elba verbannt worden,
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