Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
Vom Netzwerk:
die Klinik gefahren, habe versucht, etwas für ihn zu empfinden, während ich an seinem Bett saß. Da war nichts, aber dann …“
    Er hielt inne. „Dann bin ich sofort hierhergeeilt, um meine Verantwortung wahrzunehmen.“ Gianni sprach mit fester Stimme, spürte allerdings, dass seine Lider immer schwerer wurden. Er warf einen Blick auf die Uhr. „ Dio! Ich hatte seit Tagen keinen Schlaf“, bemerkte er beinahe ungläubig.
    „Das sieht man“, stellte Meg nüchtern fest. Er sah aus, als hätte er in seinen teuren Designersachen geschlafen.
    Einem Impuls folgend, schlang sie die Arme um ihn. Sie konnte nicht anders. Ihre Reaktion war ebenso unbewusst wie seine, als er sie jetzt abzuwehren versuchte.
    „Nein! Alles ist okay. Lassen Sie das.“
    Sofort löste Meg sich von ihm. „Ich weiß, Sie befürchten, dass wir beobachtet werden. Aber Sie tun weder sich noch anderen einen Gefallen, wenn Sie sich so verausgaben, Signore. Sie brauchen Ruhe. Sonst sind Sie bald derjenige, der in die Klinik kommt! Wer wird sich dann um Castelfino und das ganze Personal kümmern?“
    Er schenkte ihr einen intensiven Blick, der Meg tief in ihrem Inneren berührte. Gianni Bellini war unrasiert und völlig erschöpft, und doch war er unwiderstehlich. So viele Nächte hatte sie damit verbracht, sich an sein Gesicht zu erinnern, an sein Lächeln, seinen Charme. Nun stand er vor ihr, ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ihre Wangen röteten sich vor Aufregung.
    „Warum tun Sie das, Megan Imsey? Sie sind gerade erst angekommen. Weshalb machen Sie sich Sorgen um mich? Ich bin ein kalter, gefühlloser Zeitgenosse. Außerhalb der Klubs und Strände werden Sie das von jedem hören. Wenn ich die lächerlichen Vorhaben meines Vaters auf Eis lege, ist hier keine Verwendung mehr für Sie.“
    Meg hob die Augenbrauen. Die Pflanzen des alten Grafen zu hegen, war ihr Traumjob gewesen. Aber unter Giannis Fuchtel war kein Platz für solche Träume. Es war an der Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken.
    „Ich kann es mir nicht leisten, mich nicht um Sie zu kümmern“, sagte sie entschieden. Wenn er ihr echtes Mitgefühl nicht verstand, brauchte er auch keines. „Ich stehe auf Ihrer Gehaltsliste, doch Sie sind bisher der Einzige, dem bekannt ist, dass ich meinen Dienst hier angetreten habe. Um es freiheraus zu sagen, Signore Bellini, habe ich ein großes Interesse daran, mich um Sie zu kümmern, um zumindest ein wenig für diesen sinnlosen Ausflug entschädigt zu werden. Und es besteht ja durchaus eine kleine Chance“, fügte sie kühn hinzu, „dass Sie meinem Vorschlag folgen und an den Plänen Ihres Vaters festhalten.“
    Langsam verwandelte sich Giannis Miene von Resignation in Abneigung. „Hätte ich mir denken können. Frauen haben immer nur das eine im Sinn: Geld. Und dann wundern sich die Leute, warum ich sie am ausgestreckten Arm verhungern lasse.“ Er verzog das Gesicht.
    Meg musste an ihre Zukunft denken. Ihre Eltern hatten sie am Flughafen mit großen Hoffnungen verabschiedet. Sie durfte sie nicht enttäuschen und mit leeren Händen zurückkehren.
    „Es ist nicht allein das Geld, Signore . Es sind auch praktische Überlegungen. Ich habe das Geschäft meiner Eltern wieder flottgemacht. Sie vertrauen mir. Im Augenblick geht es ihnen gut, doch ich weiß aus bitterer Erfahrung, wie schnell sich das Blatt über Nacht wenden kann.“
    Gianni hatte ihr tief in die Augen gesehen, während sie sprach. Nun nickte er, schwieg aber.
    „Deshalb brauche ich diese Stellung, Signore . Ihr Vater hat mir erlaubt, im Gartenhaus zu wohnen. Ich kenne es von früheren Besuchen her. Sie brauchen keinen Gedanken an mich zu verschwenden“, versicherte sie. Als ob Gianni Bellini einen Gedanken an andere verschwendete! „Doch wir können das später besprechen, sobald Sie etwas zur Ruhe gekommen sind.“
    „Nein, ich muss wach bleiben.“ Streitlust sprach aus seinen müden Augen.
    „Selbstverständlich müssen Sie das, Signore .“ Meg musste lächeln. Er spielte ihr direkt in die Hände. „Deshalb benötigen Sie ja Schlaf. Keine Sorge. Ich habe schon ein wenig Erfahrung darin, wie Ihr Haushalt funktioniert. Man wird Sie auf dem Laufenden halten, und Sie werden nichts verpassen“, meinte sie besänftigend. „Der alte Graf hat stets betont, dass er nur die Besten beschäftigt.“
    Gianni sah sie einen Augenblick eindringlich an. Dann – völlig unerwartet – hob er ihre Hand an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. Meg stockte der Atem. Als er sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher