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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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Schultern in stillem Schmerz herabfielen, legte sie die Hand auf seinen Arm.
    „Dein Vater muss am Boden zerstört gewesen sein“, sagte sie sanft.
    Dieses Mal gab es kein zustimmendes Lächeln. In tiefer Verzweiflung schüttelte Gianni den Kopf.
    „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr.“ Er fluchte leise. „Als Kind dachte ich immer, er litte an gebrochenem Herzen. Kann sein, dass ich recht hatte – aber der Verlust an Vertrauen hat ihn stärker getroffen als der Tod meiner Mutter. Sie war von einer Affäre in die andere geschlittert und wurde dann von einem ihrer zahlreichen Liebhaber schwanger. Mit mir hat mein Vater damals nie über dieses Thema gesprochen. Er schloss sich lieber in das Herrenhaus ein. Ich wurde nach England auf eine Schule geschickt. Man hat wohl gedacht, es sei besser, mich von all den Gerüchten fernzuhalten.“
    Er machte eine Pause. „Was meine Eltern dabei nicht bedacht hatten, war die natürliche Widerstandskraft eines Kindes. In unserer Einsamkeit haben wir beide, mein Vater und ich, uns einen Schutzpanzer zugelegt. Als ich von der Schule wieder nach Hause kam, hatte ich gehofft, wir würden einander unterstützen. Doch ich hatte mich geirrt. Mein Vater hat mich lediglich ermutigt, meinen eigenen Weg zu suchen und mich zu vergnügen. Immer in der Hoffnung, dass die Frau, die eines Tages an mir hängen bleiben würde, perfekt zu den Bellinis passt. Papa hat sein Leben lang bereut, die falsche Wahl getroffen zu haben, und er wollte, dass mir dieses Schicksal erspart bleibt.“
    „Was für ein schreckliches Beispiel für eine Ehe“, sagte Meg. Sie musste an das ideale Verhältnis zwischen ihren eigenen Eltern denken. „Kein Wunder, dass du dich nie binden wolltest.“
    „Ich wollte vermeiden, dass meine Gefühle mich ins Verderben führen. Mein Vater hat aus Liebe geheiratet und wurde bitter betrogen. Wenn schon meine eigene Mutter nichts von Treue hielt, wie konnte ich da irgendeiner anderen Frau Vertrauen schenken?“
    „Wir sind doch nicht alle gleich“, entgegnete Meg mit fester Stimme. „Meine Mutter zum Beispiel ist ganz anders als deine. Jedenfalls war sie es, bevor ich nach Italien gegangen bin …“
    „Haben die Verhältnisse sich geändert?“ Er schien etwas zu ahnen.
    Sie nickte.
    „Wie ich dir gesagt habe“, meinte er, jedoch mit Bedauern in der Stimme, nicht mit Triumph.
    „Man kann die alleinige Schuld nicht nur bei einem Partner suchen. Ich habe dich verlassen, weil du meine Gefühle verletzt hast. Erst als ich wieder nach Hause kam, habe ich festgestellt, dass du recht hast. Die Zeiten ändern sich, Menschen entwickeln sich. Ich hätte so viel Selbstvertrauen besitzen müssen, dass es mir egal ist, was du und deine Freunde über meine Arbeit denken. Und ich hätte stark genug sein müssen, dich nicht im Streit zu verlassen.“ Sie hielt inne. Der Knoten in ihrem Hals drohte sie zu ersticken. „Wir sollten unsere Beziehung anständig beenden, und zwar jetzt“, schloss sie eilig.
    „Selbstverständlich.“ Giannis kühle Art brach ihr vollends das Herz. Eine Situation wie diese musste für ihn schon Routine sein. Eine Frau unter Tränen, zärtliche Abschiedsworte, seine Vorspiegelung des Bedauerns …
    Ein Handy meldete sich mit durchdringendem Summen von irgendwoher. Gianni stellte sein Glas ab und griff in die Innentasche des Jacketts, das er über einen Stuhl geworfen hatte. Er legte das Handy ans Ohr, fluchte leise und beendete das Gespräch sofort wieder.
    „Was mir dabei einfällt … lösche bitte meine privaten Details auf deinem Blackberry“, sagte Meg. Sie konnte nur hoffen, dass ihm das Zittern in ihrer Stimme nicht weiter auffiel.
    „Das wird nicht möglich sein“, gab er zurück, „denn dort waren deine Daten nie gespeichert.“
    Der Schmerz, unter dem Meg so lange gelitten hatte, überschwemmte sie nun vollends. Trotzdem sah sie Gianni weiterhin offen an, wobei sie Mühe hatte, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten.
    „Aber du hast doch alle wichtigen Nummern dort gespeichert!“
    Giannis Konter kam schnell und scharf wie eine Degenspitze. „Aber nicht deine. Oh, schau mich bitte nicht so an – was hast du denn erwartet? Wäre es dir lieber, dass ich dich belüge und dir vormache, deine Nummer sei dort gespeichert? Nein! Solche Spielchen von Lug und Betrug überlasse ich lieber Menschen wie meiner Mutter.“
    „Gianni! Wie kannst du nur so herzlos sein?“, rief sie verbittert. „Wenn du mich fragst, nimmst du die
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