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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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nahm Meg das Orchideengeschenk ab, wurde aber durch eine Bewegung im Hintergrund abgelenkt.
    „ Grazie, Consuelo. Sie können gehen, wenn Sie damit fertig sind“, sagte Gianni.
    Megs Herz machte einen Satz. Instinktiv fuhr sie mit der Hand an den Bauch. Rasch ließ sie den Arm sinken. Gianni durfte keinen Verdacht schöpfen.
    Jeder Zoll ein Aristokrat, bewegte er sich durch die geräumige Wohnung und fühlte sich sichtlich in seinem Element. Er trug denselben Anzug wie bei dem Treffen mit den Journalisten, nur hatte er Jacke und Krawatte abgelegt und stand barfuß vor ihr. Auch die Manschettenknöpfe fehlten, und die aufgerollten Ärmel gaben den Blick frei auf seine sanft gebräunten Unterarme.
    „Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir für all das zu danken, was du für mich gewesen bist. Ich wollte das jetzt nachholen“, sagte er zu Meg, während das Dienstmädchen seinen Mantel anzog und ihnen eine gute Nacht wünschte.
    Meg fühlte sich entsetzlich. Das Letzte, was sie brauchen konnte, waren Details, die sie nicht wissen wollte, über die Frau, der zuliebe Gianni seine Abneigung gegen eine Heirat überwunden hatte.
    „Wie viel Zeit haben wir?“, fragte Meg. Nervös ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Sie war krank vor Angst, sie könne ein Zeichen weiblicher Anwesenheit finden. Doch ihr fiel nichts ins Auge. Giannis Apartment war eine maskuline Kombination klarer Linien und teurer Möblierung. Der Saum silbergrauer Vorhänge, die von Goldschnüren gehalten wurden, streifte einen weißen Teppich. Hinter einem Panoramafenster, das sich über die gesamte Wand erstreckte, lag die Weltstadt London ausgebreitet wie in einem Kaleidoskop blinkender Lichter.
    „So lange, wir es mir beliebt“, sagte Gianni. „Ich muss dir einiges erklären und will sichergehen, dass du es auch wirklich verstehst.“
    Wie betäubt nickte sie. Er schritt zu einem niedrigen Couchtisch aus Buchenholz und griff nach einer Kristallkaraffe mit Cognac. Zwei Gläser warteten auf einem Silbertablett. Er schüttete einen Fingerbreit in jedes Glas und bot ihr eines an. Als Meg den Kopf schüttelte, zuckte er die Achseln.
    „Dann bediene dich selbst. Es ist alles da. Vielleicht kannst du später einen Schluck gebrauchen.“ Er hielt das Glas gegen das weiche Licht der Wandlampen, die ringsherum im Raum verteilt waren, und schwenkte die klare goldfarbene Flüssigkeit, bevor er sie zum Mund führte. Sie traf seinen Geschmack, und er strahlte.
    „Ich war im Unrecht, Meg“, bekannte er völlig unerwartet. „Ich hatte befürchtet, dass du dich in eine Frau verwandeln könntest, wie meine Mutter eine war. Sie hat meinen Vater kaputt gemacht. Wenn ich mich an dich binde, so dachte ich, würde alles andere zurückgedrängt werden, was jenseits unserer Lust so wertvoll, einzigartig und speziell an dir ist. Kannst du das verstehen? Ich wollte nicht das Risiko eingehen, mich emotionell zu verstricken. Als meine Geliebte hätte ich dich auf ewig als meine Idealfrau bewahren können.“
    Er schluckte. „Mit einer Heirat würdest du zu einer gewöhnlichen Ehefrau werden, und die Meg, die ich kenne, hat etwas Besseres verdient. Du warst weich, zart und sensibel – die ideale Geliebte, die mich nach einem harten Arbeitstag begrüßt. Ich wollte dich bewahren, nicht zu irgendeinem wellness- und fitnesssüchtigen Hausdrachen nach Hause kommen müssen. Dich als Teil der schrecklichen Erinnerungen an meine Mutter zu sehen, war das Letzte, was ich mir wünschte.“
    Eine lange Ansprache, während der Gianni unablässig in sein Glas starrte. Meg rührte sich nicht und wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Doch er war noch nicht fertig.
    „Meine frühesten Erinnerungen sind geprägt von ihren Streitereien. Meine Mutter schrie herum, mein Vater brüllte, und wie Windmühlenflügel wirbelten ihre Arme dabei durch die Luft. Meine Kindheit wurde vom lauten Klirren berstenden Geschirrs begleitet, das gegen jede Wand flog. Ich wollte so nicht leben. Dann kamst du. Und wolltest mehr als Sex und Geld.“
    „Ich dachte, deine Mutter sei im Kindbett verstorben?“, hakte Meg nach. Auf ihrem Gesicht hatten sich während Giannis Worten die unterschiedlichsten Empfindungen widergespiegelt. Furcht und Verwirrung waren verflogen. Nun war sie voller Misstrauen.
    „Ein Kind hat tatsächlich den Tod meiner Mutter verursacht. Aber nicht ich. Mein Halbbruder war eine Totgeburt.“
    Meg verschlug es die Sprache. Was hätte sie auch sagen sollen? Als Giannis
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