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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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ein unbefriedigender Ersatz für die Zeit in der Toskana. Sie brauchte Gianni, um ihr Leben im Griff zu behalten. Ohne ihn drohte sie, ihr Gleichgewicht zu verlieren.
    Trotz ihrer Niedergeschlagenheit siegte ihr Stolz. Sie suchte in der Handelspresse nach Stellenangeboten. „Internationaler Koordinator für Gartenbau“ war das Stichwort. Kein Treffer! Also erfand sie sich selbst einen neuen Job. Auf ihre Erfahrungen bei der Gartenschau aufbauend, entwarf sie einen Anhänger, der speziell für den Transport von Pflanzen zu den großen Ausstellungen geeignet war.
    Doch in Wirklichkeit wollte sie nur ihre Unsicherheit verdrängen. Wenn sie sich auf das Imsey Gartencenter konzentrierte, würde sie auch bald aufhören, eine Zukunft zu beklagen, die verloren war.
    Allmählich bemerkte sie auch noch etwas anderes. Ihre Brüste waren größer geworden, und – wann hatte sie eigentlich ihre letzte Periode gehabt? Ihr Kopf war voll mit Gedanken an Gianni – das machte ihr Sorgen.
    Ihre Tage waren nicht mehr ausgefüllt. Ihr Leben war nur mehr ein simples Existieren. Im Morgengrauen stand sie auf und arbeitete den ganzen Tag, es war reine Routine. Sie war es, die am Morgen das Geschäft öffnete, und sie war es, die es abends abschloss.
    Als sie sich von ihren Eltern überreden ließ, sich ein wenig Freizeit zu gönnen, verbrachte sie diese auf ihrem Zimmer. Sie schrieb die Notizen nieder, die sie während der Zeit auf Castelfino gemacht hatte. Besser gesagt, sie versuchte es.
    Stattdessen saß sie vor dem kleinen Schreibtisch, den ihr die Eltern zu ihrem sechzehnten Geburtstag geschenkt hatten, und starrte aus dem Fenster. Über die Felder und Hecken da draußen hatte sie ihr ganzes Leben lang geblickt. Bis zu ihrer Abreise hatte sie dabei stets Neues entdecken können.
    Der Anblick der Schwärme von Rotdrosseln, die sich über die Beeren der Weißdornbüsche hermachten, hatte sie früher an ihre Weihnachtsvorbereitungen erinnert. Heute betrachtete sie die kreischenden Vögel, ohne sie wirklich zu bemerken. Ihre Gedanken waren weit weg, jenseits der Alpen. In ihrem Herzen herrschte ewiger Winter. Alles hatte sie aufgegeben, und wofür?
    Hör auf damit , schalt sie sich im Stillen. Mein Herz ist schwer, und es ist alleine meine Schuld. Ich, nur ich, habe die Entscheidung getroffen, der Beziehung zu Gianni ein Ende zu setzen. Wenn mein dummer Stolz nicht gewesen wäre, hätte ich noch länger bleiben können, wenigstens für eine Weile. Nun muss ich damit fertig werden. Und die Menschen in meiner Umgebung haben etwas anderes verdient als den Anblick dieses Trübsal blasenden Etwas vor ihrer Nase!
    Mit einem tiefen Seufzer legte sie die Hände auf den Schreibtisch und stemmte sich hoch. Da draußen lief das Leben ohne sie ab. Sie mochte sich endgültig der Welt verschlossen haben, doch das bedeutete nicht, dass alle anderen mit ihr leiden mussten. Auf einmal fühlte sie sich schwindelig. Sie musste sich eine Sekunde an der Tischplatte festhalten, um nicht umzufallen. Ihr fiel ein, dass sie mit flauem Magen heute nicht mehr als ein paar Cracker heruntergebracht hatte.
    Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr auf. Es mochte die Trauer sein, die sie ständig müde werden ließ und ihr den Appetit verdarb. Andererseits …
    Lächerlich. Gianni war geradezu pedantisch darin gewesen, eine Schwangerschaft zu verhüten.
    Sie konnte einfach nicht schwanger sein.
    Es war unmöglich! Wie gebannt starrte sie in den Sonnenuntergang und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Vergeblich. Es gab nur einen Weg, sich Gewissheit zu verschaffen. Sie griff nach ihrem Portemonnaie und machte sich auf den Weg in die Stadt, um eine Apotheke mit Spätdienst zu finden.
    Die nächsten Tage vergingen wie in einem Nebel. Ohne den riesigen Planer an der Wand und ohne die kleinen Erinnerungs-Mails im Computersystem wäre Meg nicht in der Lage gewesen, irgendeine Arbeit zu bewältigen. Wie eine Maschine erledigte sie die Routineaufgaben. Sie wählte die schönsten Pflanzen aus, die sie auf dem Anhänger nach London zum Imsey Gartencenter schaffte.
    Der Aufenthalt dort wurde zum Albtraum. Die Straßen schienen voll mit schwangeren Frauen. Auf jedem Gehsteig drängten Kinderwagen vorwärts. Babys, wohin man schaute. Früher hatte Meg sie nie bemerkt. Nun sah sie bloß noch kleine Kinder, doch nur ein einziges zählte: Giannis Baby, das sie unter dem Herzen trug. Es gab nur diesen Gedanken.
    Die Aussicht, einen Stand auf der monatlichen Messe der Königlichen
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