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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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es abzunehmen. Doch Gianni hielt sie zurück.
    „Erkennst du sie wieder?“
    „Es sieht wie das Diadem aus, das deine Mutter auf dem Porträt deiner Eltern trägt, das in deiner Suite hängt.“
    Er ließ ihre Hand los. Unsicher betrachtete sie die kleinen Päckchen am Zitronenbäumchen. Sie versuchte sich zu erinnern, was die Contessa auf diesem beängstigend glamourösen Bildnis sonst noch trug. Zusammen mit dem Diadem waren da Ohrringe, eine Halskette, ein Armreif, Ringe … Meg zermarterte sich das Hirn und überlegte, ob es auch noch eine Armbanduhr gab, das einzige Geschenk, das sie gerade noch akzeptiert hätte.
    „Ich kann das unmöglich tragen“, wiederholte sie.
    „Es ist für dich. Es ist alles für dich“, wiederholte Gianni geduldig. Er überreichte ihr ein zweites, etwas kleineres Päckchen. In einem kleinen Schmuckkästchen ruhte ein Paar prachtvoller, zur Tiara passende Ohrringe. Ein Wasserfall von rosafarbenen Diamanten ergoss sich von einem filigranen, acht Karat schweren Goldband.
    Meg war klar, dass sie das nicht annehmen konnte. Solche exquisiten Schmuckstücke waren genau die Geschenke, mit denen ganz bestimmte Frauen abgefunden wurden. Geliebte. Wenn sie jetzt Giannis Zauber erneut verfiel, wäre sie für immer verloren. Er würde sie völlig vereinnahmen, und ihr Leben würde niemals mehr ihr selbst gehören. Alle Diamanten dieser Welt würden ihr nicht helfen, ihre Selbstachtung wiederzufinden.
    „Das sind die wunderschönsten Ohrringe, die ich je gesehen habe“, hauchte sie. „Doch ich kann sie unmöglich annehmen – nichts von alldem kann ich annehmen!“
    „Ich werde sie dir anlegen“, sagte er. Bevor sie widersprechen konnte, hieß er sie mit einem Blick schweigen. Er hob den ersten Ohrring aus seinem roten Samtbett und befestigte ihn fachmännisch an ihrem Ohrläppchen. Bald hing auch das zweite Kunstwerk aus wertvollen Steinen an ihrem anderen Ohr. „Wenn du sie nicht tragen willst, Megan, wird keine andere Frau auf der Welt es jemals tun. Das meine ich ernst. Sie gehören dir. Du hast einen Anspruch darauf.“
    Bekümmert sah sie ihn an. „Gianni, du schuldest mir doch nichts. Auch ich meine das sehr ernst.“
    „Bist du dir da sicher?“
    Zum ersten Mal bemerkte Meg einen Ausdruck in seinen Augen, der von etwas anderem als Selbstsicherheit sprach. Auf einmal wurde ihr angst. Seit sie von ihrer Schwangerschaft wusste, war ihre kleine Welt aus den Fugen geraten. Das einzig Verlässliche war bisher Giannis felsenfeste Sicherheit gewesen. Zu entdecken, dass auch er nicht mehr wie in Stein gemeißelt dastand, verunsicherte sie heftig. Meg war bestrebt, die natürliche Ordnung wiederherzustellen. Wenn sie ihre Bombe platzen ließ, würde er schon zu seiner üblichen Haltung zurückfinden.
    „Gianni, ich hatte gedacht, nichts könnte mir mein Geheimnis entreißen … doch du zwingst mich dazu …“
    Augenblicklich kehrte die gewohnte Bellini-Attitüde zurück. Gianni straffte die Schultern und maß sie mit stolzem Blick.
    Meg holte tief Luft. Sie hatte viele Stunden damit verbracht, ihren Text in Gedanken durchzugehen und sich gegen Giannis Wut zu wappnen. Nun war der Moment gekommen, und plötzlich spürte sie eine fast unheimliche Ruhe in sich. Sie war aufs Äußerste gefasst. Ein zorniger Gianni jagte ihr weniger Angst ein als dieser Mann, der vor ihr stand und nicht sehr erfolgreich versuchte, seine Zweifel zu verbergen.
    „Ist dir eigentlich bewusst, wie wenig mir all deine Reichtümer und Besitzungen bedeuten, Gianni? Nun, ich werde es dir sagen.“ Sie ballte die Hände zu Fäusten und spürte, dass sie feuchte Handflächen hatte. Durchdringend sah Gianni sie an. Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Dies war der Mann, den sie kannte – stark und unnachgiebig –, ein einsamer Wolf.
    „Die Wahrheit ist, Gianni … ich habe sehr gern auf Castelfino gearbeitet, und die Entscheidung, das Gut zu verlassen, fiel mir sehr, sehr schwer… so schwer, dass ich nicht wusste, wie ich es überleben soll.“ Sie atmete tief durch und bereitete sich darauf vor, die Wahrheit in Worte zu fassen. Wieder wanderte ihre Hand unbewusst zu ihrem Bauch und erinnerte sie an die neue Verantwortung, die sie in sich trug.
    „Vermutlich hätte ich irgendwann meinen Stolz überwunden und versucht, meine Stelle wiederzubekommen. Doch nun gibt es etwas, Gianni, das mich davon abhält.“
    Er bedachte sie mit einem langen, eindringlichen Blick. „Sag nichts … ich weiß, was du mir
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