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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin
Autoren: Patricia Amber
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Kutsche.
    „Die Jagdgesellschaft des Königs“, sagte Christian mit dumpfer Stimme. „Wir sind verloren, Jeanne.“
    Es war kein Entkommen mehr möglich, im Nu waren sie von den Reitern umringt, die das Wappen des Comte de Saumurat auf der Kutsche erkannt hatten. Neugierig starrten die Höflinge in das Innere des Gefährts – dieser arrogante junge Mensch hatte es gewagt, den königlichen Befehl zu missachten. Anstatt mit dem König zur Jagd zu reiten, vertrieb er sich die Zeit mit seiner Geliebten. Welche es wohl dieses Mal war?
    Der König hatte sein Pferd neben die Kutsche gelenkt und sah hinein. „Duchesse de Gironde!“, rief er erstaunt. „Fast hätte ich Euch in diesem Aufzug nicht erkannt. Ich wähnte Euch in der Bastille. Aber wie ich sehe, hat sich ein Kavalier gefunden, der Euch aus dieser misslichen Lage befreit hat.“
    „Ich bitte um Gnade, Sire“, sagte Jeanne und sah den König flehend an. „Nicht für mich – für den Comte. Er hat alles nur um meinetwillen getan. Ich habe ihn dazu veranlasst. Nur ich bin die Schuldige für seinen Ungehorsam.“ Aber Christian fiel ihr ins Wort.
    „Hört nicht auf sie, Sire. Ich habe sie gegen ihren Willen aus der Bastille geholt und in meine Kutsche gezwungen. Sie ist unschuldig – ich schwöre es bei meinem Leben. Bestraft mich – aber lasst die Duchesse nicht ohne Schuld Strafe erleiden.“ Gekicher erhob sich unter den Höflingen. Was für ein hübscher Vogelkäfig war da geöffnet worden. Die beiden Vögelchen, die da so lieblich füreinander eintraten, würden ohne Zweifel gleich ordentlich gerupft werden.
    Der König hatte beide mit hochgezogenen Augenbrauen gemustert, sein Gesicht verriet mit keiner Miene, was er dachte. „Wie ich höre, hat also die Duchesse Euch veranlasst, sie gegen ihren Willen aus der Bastille zu rauben, Comte?“, fragte er ironisch. Die Höflinge gestatteten sich zu lächeln. Einer lachte sogar, hörte aber sofort wieder auf, denn der König blieb ernst.
    „Ich sehe, dass das Amt, das ich Euch gegeben habe, Euren Neigungen wenig entspricht“, sagte Ludwig. „Daher werde ich Euch davon befreien, Comte.“
    „Sire“, sagte Jeanne unerschrocken. „Ihr täuscht Euch. Der Comte ist ein hervorragender Jäger und für dieses Amt der einzig Richtige.“
    Ludwig sah die bezaubernd schöne junge Frau an und musste lächeln. „Es lässt sich nicht leugnen, dass der Comte einen gewissen Jagderfolg zu verzeichnen hat“, meinte er schmunzelnd. „Dennoch sehe ich mich genötigt, ihn auf seine Güter zu verbannen. Und zwar in Eurer Gesellschaft, Duchesse.“ Verblüffung allerseits, die Höflinge warfen sich Blicke zu, einer wagte es, dem König etwas ins Ohr zu flüstern. Ludwig machte eine abwehrende Handbewegung, und der Höfling erstarrte.
    „Ich habe vor einer Stunde eine Nachricht vom Duc de Gironde erhalten“, sagte er beiläufig. „Dank der Pflege der Duchesse ist er wieder auf dem Wege der Besserung. Wir werden dem Fall nachgehen, denn der Duc hat einen Verdacht geäußert, der mir wahrscheinlich erscheint.“
    Christians Hände, die sich um den Knauf seines Degens gekrampft hatten, lösten sich. Er war bereit gewesen, Jeanne sogar gegen die Höflinge, ja gegen den König selbst zu verteidigen. Doch wie es schien, war es unnötig. Der König bewegte sein Pferd und machte Miene, davonzureiten. „Ich wünsche Euch erst nach Ablauf von drei Jahren wieder bei Hofe zu sehen, Comte“, rief er den beiden zu. „Und zwar gemeinsam mit Eurer Gemahlin.“
    Die Reiter sprengten davon, bevor Christian und Jeanne dem König danken konnten. Stumm saßen sie in der Kutsche und sahen sich an. Dann ergriff Christian ihre Hand.
    „Es ist zum Verzweifeln“, sagte er lächelnd. „Sogar den König hast du bezaubert. Ich bin heilfroh, dass du für die nächsten drei Jahre mit mir in meinem Schloss bleiben wirst.“
    „Ich hatte nie einen anderen Mann im Sinn als dich, Christian“, gab sie zurück und küsste seinen Mund.
    „Eine Kutsche!“, vermeldete der getreue Diener. „Sie ist uns gefolgt, seitdem wir die Stadt verlassen haben.“
    „Verflucht!“
    Christian schob Jeanne in eine Ecke des Wagens und zog den Degen. „Wir werden ja sehen, wer es wagt, sich uns in den Weg zu stellen“, drohte er.
    Er hörte Jeanne lachen und sah sie verblüfft an.
    „Aber siehst du denn nicht, mein großer Held? Es ist die Kutsche von de Gironde.“
    Das Gefährt hielt dicht hinter ihnen, und eine kleine junge Frau stieg aus. „Nadine!“,
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