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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Autoren: Sebastian Jutzi
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überleben wird. Aber, wie Robert sagen würde: »Aufgeben ist keine Option. Noch haben wir die Chance, das Reservat und die Berggorillas zu bewahren.«
    Robert kämpft bis 2011 für die Natur im Kongo und das Überleben der Gorillas. Im Herbst 2011 befördert ihn die Zoologische Gesellschaft Frankfurt dann zum Leiter ihrer gesamten Afrikaprogramme. Künftig wird er von Seronera aus, mitten in der Serengeti in Tansania, für den Naturschutz arbeiten. Jetzt lebt er dauerhaft an jenem Ort, von dem er 2004 aufbrach, um die Wälder der Virunga-Vulkane und ihre Berggorillas zu retten.

Epilog
    A m Morgen des 24. Januar 2011 passiert ein Transporter der Naturschutzbehörde ICCN die Piste, die mitten durch den Virunga-Nationalpark nach Norden führt. Es ist eine gemeinsame Aktion von Rangern und der regulären kongolesischen Armee. Nördlich von Rumangabo und Rutshuru überfallen immer wieder schwer bewaffnete Kämpfer Fahrzeuge, die hier entlangkommen. Meist sind es FDLR-Rebellen, die im Park campieren. Ihre Zahl ist schwer abzuschätzen, aber es könnten bis zu 700 sein. Um sechs Uhr in der Frühe eröffnen die Kämpfer aus einem Hinterhalt das Feuer. Sie töten acht Männer – drei Ranger und fünf Soldaten. Gerade einmal eine Woche später, noch weiter nördlich, stellen die FDLR-Rebellen den Rangern erneut eine Falle. Wieder attackieren sie aus einem sicheren Versteck und überraschend. Sie feuern ihre Salven auf die Parkwächter und ziehen sich dann schnell in den Regenwald zurück. Zwei Wildhüter sterben durch diesen Überfall.
    In der Abenddämmerung des 17. Februar 2011 fährt ein Lkw der ICCN-Ranger mit 15 Männern von einem Einsatz bei Rwinidi im Virunga-Nationalpark zurück zum Hauptquartier in Rumangabo. Routiniert gleichen die Wildhüter, die auf der Pritsche des Gefährts sitzen, die heftigen Schläge aus, die das Gelände dem Transporter versetzt. Wie so oft sieht alles nach einem Routinetag beim Kampf gegen Wilderer und Köhler aus. Doch kurz bevor das Fahrzeug die Stadtgrenze von Kiwanja erreicht, beginnt ein Inferno. Aus der dichten Vegetation am Rand der Piste knallen Schüsse. Links und rechts des Weges haben sich an die 30 Mann versteckt. Es sind wohl wieder Kämpfer der FDLR, die die Gegend immer noch unsicher machen. Sie sind wütend, weil die Ranger immer mehr Erfolg haben, immer mehr illegale Machenschaften aufdecken und den Holzeinschlag, die Köhlerei und das Wildern zusehends unterbinden. Die Maschinengewehre rattern unaufhörlich und spucken unzählige tödliche Geschosse aus. Sie prallen auf das Metall des Lkw, lassen Erde aufspritzen, bringen Fensterscheiben zum Platzen und treffen vier Menschen.
    Geistesgegenwärtig gibt der Fahrer Gas, aber in der Panik, die die Attacke auslöst, und in der verzweifelten Hoffnung, sich entweder zu wehren oder in Deckung bringen zu können, springen einige Männer ab, darunter auch der Ranger Katchupa Changwi. Noch bevor sich der 40-Jährige im Gebüsch aus der Schusslinie bringen kann, trifft ihn eine Kugel in die Wade. Verletzt schleppt sich der Wildhüter ins Dickicht und wartet ab. So schnell, wie sie ihre Attacken starten, so eilig ziehen sich die Angreifer auch wieder zurück. Sie wissen, dass mit der zu erwartenden Verstärkung aus dem Hauptquartier der Ranger in Rumangabo nicht zu spaßen ist. Die Rettung für diejenigen, die sich ins Unterholz geflüchtet haben, kommt gegen 21 Uhr. Die herbeigeeilten Wildhüter rufen nach ihren Kollegen und leuchten mit Taschenlampen in die düster wirkende Vegetation. Sie finden alle – bis auf Katchupa.
    Ob er durch die starke Blutung aus seiner Schussverletzung zu schwach war, um sich bemerkbar zu machen, oder ob er unter Schock stand und deshalb kein Lebenszeichen von sich geben konnte, weiß niemand. Seine letzten Stunden waren vermutlich von Angst, Schmerzen und bangen Gedanken an seine Frau, seine beiden Töchter und seinen Sohn geprägt. Vielleicht hat er gebetet, vielleicht hat er inständig darauf gehofft, dass es mit ihm doch nicht so zu Ende gehen kann. Vielleicht hat er gehofft, dass seine Kollegen und Freunde ihn finden werden, dass die kongolesische Fahne im Hauptquartier nicht für ihn wie für so viele andere Ranger auf Halbmast gesenkt werden muss und dass seine Kinder und seine Frau noch keine Erde auf seinen Sarg werfen müssen. Niemand weiß, wann genau und mit welchen Gedanken Katchupa starb. Aber ihm war sicher schon lange bewusst gewesen, dass ihn der Schutz des Virunga-Nationalparks eines
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