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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Autoren: Sebastian Jutzi
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überstanden haben. Es sind sogar mehr geworden. Die Population ist um zwölf Prozent gewachsen. Für Robert ist das der Beweis, dass niemand ein unmittelbares Interesse an der Vernichtung der seltenen Tiere hat und dass trotz aller Grausamkeiten insgesamt mehr Gutes als Schlechtes auf der Welt geschieht. Selbst im Osten des Kongos kann sich das Gute immer wieder behaupten – und wie so oft kann das gerade da schneller und unverhoffter geschehen als anderswo. Wie so häufig im Kongo folgt auf die düstersten Stunden und die bitterste Verzweiflung ein Moment großer Hoffnung.
    Die Eskalation durch Nkundas Armee, der Flüchtlingsstrom und das menschliche Elend, das die Kämpfe auslösen, und auch die öffentliche Aufmerksamkeit für das Schicksal der Berggorillas veranlassen Verantwortliche der UN und der westlichen Industriestaaten dazu, mit Nachdruck eine Lösung der Krise zu fordern. Die USA schicken Jendayi Frazer, ihren höchsten Berater für Afrika, nach Kinshasa, und die EU entsendet ihren Entwicklungshilfekommissar Louis Michel. Der kongolesische Präsident Kabila und der ruandische Regierungschef Kagame einigen sich darauf, mit gemeinsamen Militäraktionen im Osten des Kongos für eine Befriedung zu sorgen. Die noch auf freiem Fuß befindlichen Verantwortlichen für den Völkermord von 1994 sollen gefangen werden. Nkunda, der ehemalige Verbündete Ruandas, wird nun zur Last, weil er weiter gegen die Armee des Kongos kämpft. In seiner CNDP regt sich außerdem Widerstand gegen ihn. Bosco Ntaganda, Nkundas Stabschef, ist unzufrieden mit der Politik seines Vorgesetzten. Daher ruft er am ersten Sonntag des Jahres 2009 die führenden Offiziere in sein Hauptquartier und erklärt Nkunda für abgesetzt. Zwar dementiert der Rebellengeneral diesen Putsch über seinen Pressesprecher, aber wenige Tage danach wird er in Ruanda verhaftet. Obwohl er im Kongo mittlerweile wegen Kriegsverbrechen angeklagt ist, liefert die ruandische Regierung ihren ehemaligen Verbündeten nicht aus. Zu groß ist wohl die Gefahr, dass Nkunda in einer Gerichtsverhandlung unangenehme Fakten preisgibt, die für die Machthaber in Kigali zumindest peinlich sein könnten – oder sie sogar endgültig der Lüge überführen.
    Einem anderen Schurken hat das durch Nkundas Armee verursachte Chaos allerdings genutzt. Honore Mashagiro, der Drahtzieher hinter den Erschießungen der Gorillas, kann seine Spur endgültig verwischen. In der Welle der Gewalt, die Goma und die Region überflutete, zählte das Überleben und nicht die Verfolgung eines korrupten ehemaligen Parkdirektors. Also verschwindet Mashagiro aus Goma, und seine Spur verliert sich irgendwo im riesigen Kongobecken.
    Doch für die Gorillas gibt es gute Nachrichten. Die Entmachtung Nkundas und das gemeinsame Vorgehen ruandischer und kongolesischer Militärs zwingen die CNDP-Kämpfer zum Rückzug. Nach einer erfolgreichen Attacke der kongolesischen Armee können die Ranger zumindest ihr Hauptquartier in Rumangabo wieder beziehen. Die Kontrollen in Kibati werden wieder aufgenommen. Dabei beschlagnahmen die Wildhüter täglich bis zu 200 Säcke Holzkohle an ihrem Straßenkontrollpunkt. Die Patrouillen der Ranger stoßen so weit wie möglich in den Gorillawald vor und zerstören weiterhin Meiler. Sie klären die Menschen auf, denen sie im Wald begegnen, belassen es jedoch bei Ermahnungen. Denn bei den Einheimischen wäre ohnehin kein Bußgeld zu holen, und einen Familienvater für drei Monate einzusperren, noch dazu mit dem Risiko, dass er die schlechten Haftbedingungen nicht überlebt, macht Frau und Kinder nur noch ärmer. Besser ist es, wenn die Menschen verstehen, wie wichtig der Wald auch für ihre Felder ist und dass die Gorillas Touristen anlocken, an die man zum Beispiel Handarbeiten oder geschnitzte Figuren verkaufen kann. Und tatsächlich, die unermüdlichen Kontrollen bei Kibati und die ständigen Patrouillen im Park zeigen endlich Wirkung. Die Köhlerei geht zurück, und zwar fast um die Hälfte. Der Kampf um die letzten Berggorillas der Welt entscheidet sich jedoch nicht an einem Tag und nicht durch einen Menschen. Vor dem Hintergrund einer an Grausamkeiten reichen Geschichte käme eine schnelle Lösung der zahlreichen Konflikte im Osten des Kongos tatsächlich auch einem Wunder gleich. Klarheit schafft hier nur der Tod, und Gerechtigkeit ist eine Kategorie, deren Absolutheit hier kaum noch anwendbar oder durchsetzbar erscheint.
    Und so bleibt der ehemalige Parkdirektor Honore
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