Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Titel: Der Goldschatz der vom Himmel fiel
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
„sondern eine Kostbarkeit.
Vielleicht kann ich feilschen.“
    Entschlossen betrat er das
Juweliergeschäft, gefolgt von seinen Freunden.
    Die junge Verkäuferin erwiderte
lächelnd den Gruß. Für millionenschwere Kunden hielt sie die drei sicherlich
nicht, aber ihre Freundlichkeit kam aus dem Herzen und nicht aus der
Brieftasche.
    „Tja“, meinte Tim. „Ich suche
ein kleines Geschenk für meine Freundin, einen Anhänger fürs Goldkettchen. Gaby
wird Pfote genannt. Hätten Sie etwas Pfotiges in Gold?“
    „Habe ich“, erwiderte die Frau.
„Die Nachbildung einer zarten Hasenpfote. Sicherlich passt das zu deiner
Freundin.“
     
    *
     
    Sie gingen nur schräg über die
Straße ins Café TORTENHUBER, wo sie mit Gaby verabredet waren. Sie war schon
da, hatte einen Fensterplatz belegt und trank genüsslich Erdbeermilch. Tim
überreichte sein Geschenkpäckchen, als lege er seiner Freundin die Welt zu
Füßen.
    „Für dich! Weil du heute keinen
Geburtstag hast. Weil du... naja, hoffentlich gefällt’s dir.“
    Gabys Blauaugen wurden
riesengroß, während sie auspackte.
    „Ist echt Gold“, erklärte
Klößchen. „Tim hat’s um zwölf Mark billiger gekriegt, weil sonst sein Geld
nicht gereicht hätte.“
    Gaby fiel ihrem Freund um den
Hals und die übrigen Café-Gäste schmunzelten. Auch der Graf am Nebentisch.
Graf? Jedenfalls sieht er so aus, dachte Tim, dem der Mann auffiel. Er war
grauhaarig, elegant und trug einen englischen Schnurrbart.
    „Die Pfote ist irre schön“,
jubelte Gaby. „Die fädele ich gleich auf mein Kettchen.“
     
    *
     
    Eine halbe Stunde später saßen
TKKG noch immer am Tisch. Für die Geschäftsleute begann jetzt die Mittagspause
zum langen Samstag. Die nette Verkäuferin vom Juweliergeschäft SAMTHAMMER trat
auf die Straße, schloss ab und schritt dann dahin wie auf Wolken.
    „Sie hat kostbaren Schmuck“,
sagte Gaby. „Das sehe ich von hier aus. Logo! Sie sitzt an der Quelle.“
    Tim wollte antworten, aber in
diesem Moment sah er die beiden. Ihr Feuerstuhl donnerte, doch sie fuhren
ungewohnt langsam.
    „Draculas Söhne“, meinte Karl.
„Die übelsten Typen in der Stadt. Denen gönne ich ‘nen Unfall mit Rippenbruch.“
    Die Skins steckten in schwarzen
Lederjacken mit Leuchtschrift auf dem Rücken: DRACULAS SÖHNE. Paul Plötze und
Erich Schmirgl. Die beiden waren für jeden Terror zu haben.
    Tim spähte hinaus und spürte
ein Prickeln zwischen den Schultern, als werde gleich was passieren. Und
richtig!
    Das Motorrad war jetzt auf
gleicher Höhe mit der Verkäuferin und stoppte am Bordsteinrand. Plötze, der
hinten saß, beugte sich zur Seite. Nur eine Armlänge trennte ihn von der Frau.
Und aus vollem Munde — buchstäblich — spuckte er ihr auf die Hand.

    Entsetzt wich die junge Frau
zurück, strauchelte und wäre beinahe gestürzt. Mit röhrendem Motor preschte die
Maschine davon.
    Tim wusste, dass es sinnlos
war, konnte aber nicht anders und sauste hinaus zu der Verkäuferin, die ihre
bespuckte Hand weit von sich hielt, mit angeekelter Miene.
    „Unerhört!“, tönte eine
Männerstimme. „Diese Flegel! Warum ist jetzt kein Polizist da?!“
    Es war der ‚Graf’, der vorhin
am Nebentisch gesessen hatte. Grimm sträubte den Schnurrbart, als der Mann ein
weißes Taschentuch hervorzog.
    „Gestatten Sie, junge Frau?“
    Behutsam säuberte er ihre Hand
und wurde mit einem Lächeln belohnt. Er verbeugte sich und tauchte unter in der
Menge der Fußgänger.
    „Ich habe alles gesehen“, sagte
Tim. „Wenn Sie Anzeige... He, was ist denn?“
    Ihr Gesicht war käsebleich
geworden. Langsam hob sie die Hand und starrte auf ihre Finger.
    „Der... der Ring“, stammelte
sie. „Unser kostbarster... er... ist weg.“
    Gaby, Karl und Klößchen waren
herangekommen. „Bleibt bei ihr!“, rief Tim. „Sie macht schlapp. Ein Trickdieb
hat ihr den Ring vom Finger gestohlen. Der gräfliche Typ von vorhin! Vielleicht
erwische ich ihn.“
    Tim preschte los. Aber
vergebens. Der ‚Graf’ war verschwunden mit seiner Beute.
     
    *
     
    Jakob Samthammer, der Juwelier,
brüllte.
    „Unglaublich! Sie müssen
geisteskrank sein, Eva Scholz! Wie können Sie es wagen, einen 100 000-Mark-Ring
anzustecken, der Ihnen nicht gehört. Ich weiß, ich weiß. In der Mittagspause
wollten Sie damit angeben. Und nun? Sie schulden mir 100 000 Mark, Sie Dumm
tüte. Oder Sie schaffen den Ring wieder herbei.“
    Eva Scholz, die Verkäuferin,
weinte. Gaby war so voller Mitleid, dass auch ihr die Tränen kamen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher