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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif
Autoren: Gabriel Galen
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unseren Nachbarn neu zu schließen. Und ich will dich auch selbst dem Mann übergeben, der ab dann für das Glück deines Lebens verantwortlich ist. Ich versprach es einst deinem Vater, daß ich bei dir seine Stelle einnehmen würde, und es ist mir nie schwergefallen, da ich dich wie eine Tochter liebe. Nun lasse ich es mir auch nicht nehmen, die Hände meiner Tochter und ihres Bräutigams ineinanderzulegen, so wie es der Brauch will.“
     
    „Oh, Oheim! Wie wundervoll!“ jubelte Coriane. „Ich hatte mir so gewünscht, daß Ihr das tut, aber ich hatte nicht den Mut, danach zu fragen, da Ihr in der letzten Zeit so viele Sorgen ha t tet. Ach, Oheim, ich bin ja so glücklich! Aber jetzt muß ich rasch eilen, denn ich habe ja noch so viel vorzubereiten! Und ich muß Scharin sagen, daß Argin gekommen ist. Und ich muß .... ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfa n gen soll!“
     
    „Na, na!“ mahnte Tamantes lachend. „So schlimm wird es wohl nicht sein, denn ich weiß ja, daß du schon seit Namurs Besuch auf den gepackten Kisten und Truhen sitzt. Aber lauf nur und bringe deine gute Neuigkeit zu Scharin. Auch er wird sich freuen, Raigo wiederzusehen. Aber du hast Recht , denn auch ich habe noch einiges für meine Abwesenheit von Imaran zu regeln. Aber ich denke, daß wir in zwei Tagen aufbrechen können. Wirst du es so lange aushalten können?“
     
    Coriane errötete, aber dann warf sie Tamantes einen verschmitzten Seitenblick zu.
     
    „Eigentlich nicht“, meinte sie, „denn ich denke, daß ich nun lange genug auf Raigo gewartet habe! Schließlich werde ich schon bald zweiundzwanzig Jahre alt und bin auf dem besten Wege, eine alte Jungfer zu werden. Wenn ich ihn jetzt nicht schnell heiraten kann, sucht er sich wohlmöglich eine jüngere Frau, weil ich ihm zu alt bin. - Aber wenn es nicht anders geht, werde ich mich wohl fügen müssen“, lachte sie.
     
    Dann tanzte sie wie ein Wirbelwind aus dem Zimmer. Erschreckt flatterte Argin von der Le h ne des Sessels, auf dem Coriane ihn abgesetzt hatte, auf den Kaminsims. Vorwurfsvoll äu g te er hinter Coriane her.
     
    Tamantes lachte. „Komm her, Argin!“ sagte er. „So viel Temperament ist nichts für uns be i de. Wir gehen lieber und schauen, ob es für dich nicht etwas Gutes zu fre s sen gibt nach deinem langen Weg. Und du brauchst auch nicht zurückzufliegen, sondern kannst den Rückweg b e quem auf Scharins Sattelknauf bewältigen. Er wird dich gern mitnehmen, denn er wird sich dann vorkommen wie Neskon von den M o radin.“
     
    Und so zog zwei Tage später ein fröhlicher, bunter Troß auf die Berge zu. Tamantes und Scharin ritten an der Spitze, gefolgt von den Leibwachen, von denen man nur zehn mitg e nommen hatte, da nun wieder Frieden herrschte. Dann folgte Coriane auf einer zierlichen Schimmelstute, umgeben von den Frauen ihres Hofstaats. D a hinter ritten die vornehmsten Edelleute von Imaran, die zum Teil mit nach Ruwarad zum Fest gehen sollten, zum Teil j e doch nur ihrem Herrscher das Geleit bis zur Grenze gaben. Große Wagen, voll beladen mit Corianes Aussteuer, rollten holpernd dahin und ließen den Zug nur langsam vorwärtsko m men. Den Schluß bildeten drei Stallknechte, von denen jeder eine von Tamantes Zuchtst u ten am Zügel führte: das Hochzeitsgeschenk für das junge Paar zum Beginn einer genauso vorzüglichen Pferdezucht, deren Stammvater nach Tamantes Vorstellungen Ahath sein sol l te.
    In jedem Dorf wurde der Treck von jubelnden Leuten empfangen, denn Tamantes hatte das Ende des Krieges und die bevorstehende Hochzeit Corianes überall im Land verbreiten la s sen. So war es nicht verwunderlich, daß die Imaraner ihren König mit Hurrarufen und S e genswünschen für das Brautpaar begrüßten.
    Endlich erreichte der Zug den Fuß der Berge und somit den Grenzposten. Der Schlagbaum war weit geöffnet, und dahinter wartete eine Schar Reiter: Raigo und die Moradin, sowie die Edelsten des Re i ches Ruwarad.
    Raigo und die Moradin sprangen von den Pferden und gingen dem Zug entgegen. Raigo begrüßte zuerst nach der Sitte Tamantes und Scharin. Dann ging er zu Cori a ne und hob sie aus dem Sattel.
     
    „Endlich!“ sagte er nur, und dann schloß er sie in die Arme. Ihre Lippen fanden sich, und dann schien die Welt um sie zu versinken. Sie trennten sich erst voneinander, als Tamantes sich vernehmlich räu s perte.
     
    „Nun, nun“, brummte Tamantes gutmütig, „ich denke wir sollten das ein wenig ve r schieben. Wir haben ja Verständnis
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