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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif
Autoren: Gabriel Galen
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men. Doch noch bin ich nicht der König von Ruwarad, und ich werde euch bitten müssen, euren Eid zu wiederholen, wenn die Krone von Ruwarad auf meinem Haupt ruht. Dann soll ganz Ruwarad die Männer ehren, die in selbstloser Freundschaft seinem König in Not und Gefahr beistanden und b e reit waren, für ihn ihr Leben zu geben. Doch bevor das geschehen kann, muß ich noch einen schweren Gang tun.“
     
    Die Moradin erhoben sich. Raigo betrachtete sie mit Stolz. Glücklich der Mann, der solche Recken seine Freunde nennen konnte! Tamantes hatte sie prächtig ausge s tattet. In ihren kostbaren Gewändern, verbrämt mit goldenen Litzen, hätte niemand ihre fürstliche Absta m mung verleugnet. Auch Raigos weißer Anzug stammte aus Imaran, doch seine einzige Zie r de war das gestickte Wappen mit dem Greifen.
    Raigo zog den Ring der Moradin vom Finger und steckte den Siegelring seines V a ters an, das Zeichen der Herrscher von Ruwarad, den er als einziges auf seiner Flucht vor Konias mitgenommen hatte. Dann gürtete er Handur, und auch die M o radin legten ihre Schwerter an. In diesem Augenblick klopfte es an die Tür und Ub i as trat ein.
     
    „Der König erwartet Euch in der großen Halle“, sagte er. „Wenn Ihr mir nun folgen wollt, werde ich Euch führen.“ Dann fiel sein Blick auf das Wappen auf Raigos Brust und er stut z te. „Was für ein seltsames Zeichen tragt Ihr da? Das ist doch das Wa p pen von Ruwarad, doch was hat der Greif zu bede u ten?“
     
    „Ich trage das Wappen heute zu Ehren des Königs von Ruwarad“, sagte Raigo zwe i deutig. „Was der Greif zu bedeuten hat, werdet ihr später noch erfahren. Geht vo r aus! Wir wollen Konias nicht warten lassen.“
     
    Raigo rief Argin zu sich, und dann folgten die sechs Männer Ubias. In der großen Halle war der gesamte Hofstaat versammelt, bevor man sich zu Tische setzte. Rechts und links sta n den die Edlen des Reiches und ließen eine breite Gasse auf den Thron zu, auf dem Konias schon Platz genommen hatte. Als die Flügel der Tür aufschwangen und die Gefährten hinter Ubias die Halle betraten, ging ein Raunen durch die Menge. Dies waren also einige der sto l zen Moradin, deren Ruhm schon in alle Länder gedrungen war. Raigo sah sich unauffällig um. Die Halle hatte sich nicht verändert, doch unter dem Hofleuten vermißte er manches bekan n te Gesicht.
    Auch Konias starrte ihnen neugierig und mißtrauisch entgegen. Was mochten diese Männer von ihm wollen? Sein argwöhnischer Sinn ließ ihn nicht glauben, daß sie nur wegen einer Auskunft so weit geritten sein sollten. Doch dann erkannte er Raigo. Kreidebleich sprang er auf und schrie mit wutverzerrter Stimme:
     
    „Wer hat diesen Mann als Gast in mein Schloß gebracht? Dies ist Neskon, der Mor a din, und er ist der Mörder meines Sohnes! Ergreift ihn, und mit ihm die anderen, die gewiß auch nur kamen, um ihn bei einer neuerlichen Greueltat zu unterstü t zen!“
     
    Erschrockenes Schweigen herrschte ringsum, und keiner der Anwesenden rührte sich, K o nias’ Befehl zu folgen. Ehe die Leute sich von ihrem Schrecken erholt ha t ten, ergriff Raigo das Wort.
     
    „Nein, Konias, ich bin nicht Neskon, der Moradin, und du weißt auch ganz genau, daß das so ist!“
     
    Mit drei schnellen Sätzen war er einige Stufen zum Thron hinaufgesprungen, und Konias wich voller Angst zurück. Doch Raigo wandte sich dem Saal zu, da er b e merkt hatte, daß Konias unbewaffnet war.
     
    „Hört, Edle von Ruwarad!“ rief er. „Ich will euch sagen, wer ich bin. Vor euch steht Raigo, Berigos Sohn, Prinz und Thronfolger von Ruwarad! Konias wollte mich am Abend vor der Krönung töten lassen. Darum mußte ich entfliehen. Doch heute bin ich hier, um meinen A n spruch auf die Krone von Ruwarad zu erheben und von K o nias für den frechen Diebstahl meines Throns Rechenschaft zu fordern. Wollt ihr diesem Mann, der sich die Herrschaft anmaßte, noch weiterhin die Treue halten,  dem Thronräuber, der sich durch so manchen Mord an Berigos Getreuen die unb e quemen Mahner vom Halse schaffte? Der Krieg säte unter die Nachbarn von Ruw a rad, und der dabei ist, für seinen Machthunger eurer Blut auf dem Schlachtfeld zu ve r gießen? Wollt ihr diesen Mann länger auf dem Thron dulden?“
     
    „Lüge! Nichts als Lüge!“ kreischte Konias in Panik. „Raigo lief in der Nacht vor der Krönung davon, weil er ein Träumer war und nicht König sein wollte. Ich weiß g e nau, daß er nicht mehr lebt. Dieser Mann ist ein
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