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Der Glaspavillon

Titel: Der Glaspavillon
Autoren: Nicci French
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Griffith Singer.«
    »Hallo.«
    »Sie sehen überrascht aus.«
    »Ich nehme an, ich habe einen Wärter erwartet.«
    »Wir versuchen hier etwas legerer zu sein.«
    »Wieviel Zeit habe ich?«
    Stirnrunzelnd sah er mich an. »Solange Sie wollen. Tut mir leid, heute bin ich leider ziemlich beschäftigt. Sind Sie einverstanden, wenn ich Ihnen alles weitere unterwegs erzähle?«
    Wir standen auf, und er führte mich durch die Tür und einen Korridor entlang, der an vergitterten Flügeltüren endete.
    »Von hier aus kommen wir zu der Gruppe«, erklärte mir Griffith und drückte auf eine simple Plastikklingel, die an der Wand neben der Tür befestigt war. Ein uniformierter Mann kam aus einem gläsernen Büro, das zwischen diesen beiden Türen lag. Griffith zeigte seinen Ausweis vor, und sie suchten meinen Namen auf einer Liste und konnten ihn nicht finden. Bis jemand vom Haupteingang meine Registrierung bestätigte, vergingen ein paar Minuten.
    »Wie macht er sich?« erkundigte ich mich.
    »Er ist einer unserer Stars«, meinte Singer. »Wir sind wirklich sehr mit ihm zufrieden. Dies ist eine neue Gruppe, wissen Sie. Ich beziehungsweise wir haben diese Gruppe erst kurz vor seiner Ankunft eingerichtet, und er gehört zu den Leuten, die dafür gesorgt haben, daß sie läuft. Wissen Sie etwas über unsere Arbeit?«
    »Wir haben ihm alle geschrieben, aber er hat nicht geantwortet.«
    »Unsere Insassen müssen alle lange Haftstrafen verbü-
    ßen. Anstatt sie im Knast verrotten zu lassen, haben wir hier Bedingungen geschaffen, damit sie sich untereinander helfen und, wie wir hoffen, ihre Zeit auch kreativ nutzen können.«
    »Erinnerungen austauschen.«
    »Es ist nicht so, wie Sie denken«, sagte Singer. »Er macht sich verdammt gut. Er hat ein Seminar gestaltet und jeden mit einbezogen. Er … oh, gut, da kommt Riggs.«
    Ein anderer uniformierter Mann polterte den Gang entlang. Nach Luft ringend murmelte er eine Entschuldigung. Ich mußte einen Zettel unterschreiben und ihn in eine durchsichtige Plastikhülle stecken, die an meinem Revers befestigt wurde. Die erste Tür öffnete sich und fiel hinter mir ins Schloß. Dann die zweite. Ein Wärter, den ich anhand des Namensschildchens als Barry Skelton identifizierte, begleitete uns.
    »Bin ich hier auch sicher?«
    Singer lächelte amüsiert. »Hier drinnen sind Sie sicherer als draußen auf dem Parkplatz. Außerdem wird Barry die ganze Zeit bei Ihnen sein.«
    In jede Richtung führte ein weiß getünchter Korridor mit flauschigem Teppichboden.
    »Ich sehe mal, ob ich ein Zimmer finde, in dem Sie beide ungestört reden können. Es gibt hier einen Lagerraum, der frei sein könnte.«

    Wir kamen an mehreren Räumen vorbei. Ich konnte im Vorübergehen ein paar Männer erkennen, die fernsahen.
    Niemand nahm Notiz von uns. Irgend etwas – ich konnte nicht sehen, was – tat sich im Lagerraum, und so gingen wir weiter, bis wir einen leeren Seminarraum fanden.
    »Barry wird sich um alles weitere kümmern«, meinte Singer und ging den Korridor weiter entlang. Plötzlich fiel ihm noch etwas ein, und er drehte sich zu uns um. »Er schreibt einen Roman, wissen Sie. Es klingt ziemlich vielversprechend.«
    Wir betraten einen mittelgroßen Raum mit breiten Fenstern am anderen Ende, von denen aus man auf einen leeren Sportplatz sah. In der Mitte des Zimmers standen acht orangefarbene Plastikstühle im Kreis. Durch das Neonlicht, das brannte, war alles hell erleuchtet. Barry nahm sich einen der Stühle und stellte ihn genau in den Türrahmen.
    »Ich werde mich hierhin setzen«, sagte er mit leichtem Ulster-Akzent. Er war ein auffallend großer Mann mit blasser Haut und glattem, schwarzem Haar. »Setzen Sie sich bitte mir gegenüber hin. Hier herrschen zwar keine strengen Regeln, aber es ist Ihnen nicht gestattet, einander irgendwelche Gegenstände zu reichen. Wenn Sie das Gespräch, aus welchen Gründen auch immer, beenden wollen, brauchen Sie nichts zu sagen. Berühren Sie einfach nur kurz Ihren Ausweis am Revers, dann komme ich zu Ihnen und begleite Sie hinaus.«
    Ich nickte und setzte mich auf den angegebenen Stuhl.
    Um mich zu sammeln, bedeckte ich mein Gesicht mit den Händen.
    »Hallo, Jane.«
    Ich sah auf.
    »Hallo, Claud.«

    Claud hatte bestimmt vierzehn Pfund abgenommen. Sein Gesicht sah hagerer, spitzer aus, und seine kurzgeschnittenen Haare waren ein wenig grauer geworden. Er trug ein verwaschenes blaues Sweatshirt, schwarze Jeans und Turnschuhe. Er sah sich kurz nach Barry Skelton
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