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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald
Autoren: Reinald Koch
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Größenunterschied zwischen ihm und dem Kaptin ausgeglichen war, und sprach heftig auf diesen ein.
    Der Zug gelangweilten Desinteresses verschwand aus der Miene des Kaptins, er trat zur Seite und ließ den Zenturio passieren.
    Der Mann kam aus der gleißenden Helligkeit draußen und konnte im ersten Augenblick nichts in dem kühlen, gelben Dämmerlicht erkennen, als das Funkeln und Glühen der kostbaren Ornate, ohne einen Würdenträger vom anderen unterscheiden zu können. - Dann  erklang von einer dunklen Silhouette im Hintergrund her die tiefe, beruhigende Stimme des Fürsten:
    »Hier bin ich, Zenturio! – Komm näher!«
    Da fiel von dem Soldaten alle Unsicherheit und Ängstlichkeit ab, die ihn in diesem geheimnisvoll dämmrigen Raum gehemmt hatte, und er erkannte deutlich das im Widerschein der honigfarbenen Alabasterfenster vergoldete Antlitz seines Fürsten.
    Raschen Schrittes näherte er sich Ämar, sank vor ihm auf die Knie und neigte die Lanze mit dem blau-gelben Wimpel.
    »Zenturio Altar tha Barga, Abteilung Nehain. – Mit Auftrag, alle Nägarpriester mit den Sammlertrupps zurückzurufen. – Dein Wille geschah!«
    Aus seiner Provianttasche zog der Soldat einen kleinen Gegenstand hervor und reichte ihn auf der flachen Hand dem Fürsten.
    »Wir fanden diese Ruckanuß bei einem jungen Priester, der schwer gefehlt hat. Die Nuss trägt das Siegel unseres Herrn. Wenn unser wohlgeborener Fürst, erhabener Vater nicht anders entscheidet, wird der Nägar bis Sonnenuntergang sterben. – Die Nuss gibt ihm das Recht, an deine Güte zu appellieren, aber er ist gegenwärtig noch von seinem Geist verlassen, so dass er seine Sache nicht selbst vertreten kann. Sein Recht aber ist dein Recht.«
    Der Fürst griff nachdenklich nach der blauen Nuss, die auf der ausgestreckten Hand des Offiziers lag, und drehte sie zwischen seinen hellgrünen Fingerspitzen, bis das Siegel Ämars von Zaina oben lag. Versonnen prüfte er das Siegel mit dem Magnetring und legte danach die Nuss in die linke Hand. Die rechte streckte er gegen Altar tha Barga aus, als wolle er das Gewicht der Verfehlung gegen das Gewicht der Ruckanuß abwägen.
    »Welcher Art war die Verfehlung dieses Jünglings, der Tolt heißt, wie ich mich noch gut erinnere?«
    »Er ließ aus Leichtsinn zu, dass ein Aufsehersohn das Sammlerprivileg verletzte.«
    »Wird dieser Aufsehersohn sterben?«
    »Nein, er wird in die Kaste der Sammler eingestuft, denn nach der Berührung der Beere ist die Kraft seines Geistes gebrochen.«
    »Glaubst du, Altar tha Barga, dass der Aufsehersohn vor der Gefahr gewarnt war?«
    »Gewiss! – Ich hatte keine Zeit, die Priester zu vernehmen. Außerdem ist es ihr Recht, solche Vergehen vor dem Gericht ihrer Kaste abzuhandeln. Nur die Rucka veranlasste mich, einzugreifen.«
    »Ich danke dir, Altar tha Barga! Du hast meiner Sache gut gedient. – Sorge dafür, dass dieser Tolt heute Abend zur Audienz erscheint.
    Du darfst dich entfernen, Zenturio!«
     
    Über der Kuppelstadt Melars ruhte wie ein feuriger Sumpf Embra, der rote Planet. – Embra ist traurig, dachten die wenigen Menschen auf den Straßen, die von den Transportbändern aus durch die Kuppel blickten. Embra ist traurig, dachten sie, die aus ihren luftdicht geschlossenen Hemisphären nach oben schauten. Sie schauten nach oben in den roten Sumpf, der fast den ganzen sichtbaren Himmel füllte, und überlegten sich, warum die furchtbare Embra so traurig sein mochte.
    Dunkelrot glühende Schlackeninseln, die man deutlich mit ungeschütztem Auge erkennen konnte, verunstalteten die riesige Scheibe der Embra, und von ihrem Rand her züngelten winzige Protuberanzen in die violette Nacht des Alls.
    Mit müden Schritten betrat der Admiral der Raumpolizei – Sektion Adapor – sein Büro. Der Raum war, wie alle Räume der Behörden, ausgesprochen kärglich eingerichtet. Der einzige Luxus, den sich der Admiral in all den Jahren geleistet hatte, bestand in einem hellbraunen Lackanstrich, der Wände, Decke und alle anderen Metallteile überzog.
    »An Admiral Mohalja, an Admiral Mohalja! Wenn Sie sich im Bereich der Anlage befinden, Admiral, betätigen Sie die gelbe Taste des Memorsystems! …«
    Admiral Mohalja drückte die gelbe Taste des Memorsystems nieder, indem er den Mittelfinger der rechten Hand in die dafür vorgesehene Vertiefung legte. Die Automatenstimme verstummte, während der Fingerabdruck des Admirals mit dem gespeicherten Muster verglichen wurde. Dann leuchtete ein grünes Licht
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