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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald
Autoren: Reinald Koch
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Minuten von Wankor zurückgekommen und habe mich sogleich zu Euer Hoheit verfügt.«
    »Nun, Leutnant, die Dinge sind sehr einfach: Mohalja ist ermordet worden.«
    Franzik neigte den Kopf, um anzudeuten, dass er die Umstände kannte und diese Möglichkeit auch schon erwogen hatte.
    Der Oberste Rat fuhr fort: »Du bist bis auf weiteres von allen übrigen Pflichten entbunden. Du wirst dich nur mit der Aufklärung dieses Mordes befassen. Bis auf Widerruf nimmst du den Rang eines Admirals ein und bist nur mir persönlich verantwortlich. Sollte ich während der Dauer deines Auftrags sterben, wird dein Rang als Admiral permanent, desgleichen, wenn du deine Pflicht zu meiner Zufriedenheit erfüllst. – Du bist also der unmittelbare Nachfolger Mohaljas.«
    Franzik war aus seinem Sessel aufgesprungen und stand mit vorgebeugtem Oberkörper über der kleingeschrumpften Gestalt des Obersten Rates.
    »Hoheit, das ist mehr als ich …«, stammelte er überrascht.
    Er hatte damit gerechnet, einen Sonderauftrag im Fall Mohalja zu erhalten, nachdem er von seiner Ladung vor den Obersten Rat für innere Sicherheit erfahren hatte; aber auf solch enorme Vollmachten war er nicht vorbereitet. Der Rang eines Admirals wurde ihm angeboten!
    Der Alte hob abwehrend und begütigend seine zitternden Hände. »Setz dich wieder, Admiral!« und nachdem Franzik sich wieder gesetzt hatte, fuhr er fort: »Mord ist meistens eine recht einfache Sache, besonders, wenn der Fall so klar liegt wie bei Mohalja. – Da liegt der Ermordete, und auf dem Ermordeten liegt die Tatwaffe.«
    Der Oberste Rat schaute interessiert in das Gesicht seines Gegenübers, als erwarte er, darin eine Gefühlsregung zu finden. Er rutschte noch tiefer in seinen Sessel hinein und sagte mit plötzlich erschlaffender Stimme: »Du wirst es nicht leicht haben, Admiral! – Mohalja war meine rechte Hand. – Sprich nie mit jemand anderem als mit mir über das, was du herausfindest! Und nun geh! – was ich für uns alle tun konnte, habe ich getan.«
    Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern gewesen. Der Oberste Rat saß zusammengesunken in seinem Sessel und hatte die Augen geschlossen.
    Franzik erhob sich und salutierte. Im Gehen sah er noch, wie durch eine zweite Tür eine Frau in Schwesterntracht den Raum betrat.
    Wieder folgte er der gelben Leitlinie, aber die berauschende Hoffnung, in der er gekommen war, hatte sich verflüchtigt. Ihn fror, als er die Konsequenzen dessen überdachte, was er eben erlebt hatte.
    Als Franzik wieder in der Empfangshalle ankam, beschrieb die gelbe Wegmarkierung plötzlich eine Kurve.
    »Admiral Franzik, Sie werden gebeten in Kabine ›a‹ Ihre Papiere und die Uniform in Empfang zu nehmen. Sie können sich dort auch umziehen. – Ihre Beglaubigungsschreiben sind schon an alle Behörden unterwegs.« – Die Stimme des automatischen Pförtners verstummte.
    Vor Franzik schob sich ein Stück der Wandverkleidung zurück, und er stand in einer quadratischen Kabine. – In der Mitte befand sich ein winziger Tisch und ein Hocker. Darauf lag sauber gefaltet seine neue Uniform und auf dem Tisch eine schwarze Brieftasche, in die das blaue Siegel der Raumpolizei geprägt war.
    Mit einem ungeduldigen Ruck riss er die Nahtverschweißung seiner Polizeiuniform auseinander und warf die Teile achtlos in eine Ecke. Das war die Vergangenheit.
    Die Uniform eines Admirals der Raumpolizei leuchtete violett wie der Himmel über Adapor. Franzik betastete ehrfürchtig den schweren Stoff, der aus echter Wolle hergestellt war, einem Material, das sich auf dieser Welt höchstens zweihundert Menschen leisten konnten. Der Schnitt der Uniform war schlicht, die Farbe allein zeigte den Rang des Trägers.
    Als Franzik die Jacke überstreifte, fiel aus einer Seitentasche eine rote Leuchtplakette mit der Aufschrift: »Der Inhaber dieser Plakette ist Admiral Franzik. Er ist im Sonderauftrag des Obersten Rates für innere Sicherheit tätig, ihm ist jede Unterstützung zu gewähren. Er ist integer. – Der Oberste Rat für innere Sicherheit.«
    Franzik lächelte bitter. Er würde die Hilfe wahrscheinlich sehr nötig haben.
     
    Admiral Franzik begab sich zunächst ins Polizeipräsidium. Er wollte sich über den bisherigen Stand der Untersuchung informieren und Mohaljas Leiche sehen, bevor sie zur Verbrennung freigegeben wurde.
    In der Vorhalle des Präsidiums legte er die rechte Hand auf die Identifikationsplatte, und im gleichen Augenblick bog sich der Fesselring über seinem Knöchel
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