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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald
Autoren: Reinald Koch
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stabilste politische Gebilde auf Ne Par. – Ich hoffe, dass ein Nachgeben oder eine Niederlage der Monarchie eine so demoralisierende Wirkung auf die übrigen Machthaber des Planeten haben wird, dass sie sich unseren Bedingungen unterwerfen.
    Sollte der schlimmste Fall eintreten, dass die Bevölkerung Ne Pars geschlossenen Widerstand leistet und unsere Truppen nicht in der Lage sind, hinreichende Mengen des Proferments zu erobern, muss ein möglichst großer Prozentsatz der Einwohner Adapors nach Ne Par evakuiert werden. – In diesem Fall ist mit einem Chaos unvorstellbaren Ausmaßes zu rechnen, denn die Einheiten unserer Flotte sind nicht für solche Umsiedlungsaktionen gebaut und weder Treibstoff noch Laderaum stehen im notwendigen Umfang zur Verfügung.
    Falls Sie es für nötig halten sollten, sich selbst an die Front zu begeben – was ich angesichts der Zuverlässigkeit Lübars für überflüssig halte, – steht Ihnen das Patrouillenboot ›Tremor‹ zur Verfügung. Gehen Sie gut damit um, die ›Tremor‹ stammt noch aus der Zeit der Union und ist ein vorzügliches Boot.
    Da Sie dieses Band hören, bin ich inzwischen verunglückt oder ermordet worden. Kümmern Sie sich ein wenig um die Hintergründe; mir liegt nichts an persönlicher Rache, aber Sie müssen an Ihre eigene Sicherheit denken! Was einmal möglich war, könnte wieder versucht werden.
    Sollten Sie die Absicht haben, die Invasion zu verhindern, so muss ich Ihnen leider sagen, dass dies unmöglich ist. – Sie würden damit außerdem den Tod von siebenundzwanzig Millionen Menschen auf Adapor verschulden, die noch dieses Jahr an Proferment-phi-Mangel sterben müssten. Im nächsten Jahr würden ungefähr zwölf Millionen erfrieren, weil wir die Goldproduktion wieder aufnehmen müssten; aber bis dahin wären Sie schon durch eine Revolution entmachtet.
    Vergessen Sie nie, dass wir auf Adapor von der geringen Wärmeenergie eines langsam erkaltenden Planeten leben, und dass unsere Vorräte an spaltbarem Material schon zur Zeit der Großen Union so ausgebeutet wurden, dass uns nicht mehr viel bleibt. – Eines Tages werden wir diesen Mond ohnehin aufgeben müssen. Ihre Politik sollte es sein – wie es die meine ist –, dafür die günstigsten Voraussetzungen zu schaffen.
    Adapor ist keine Heimat für Menschen, sondern nur ein Ort, an dem man Erze und Mineralien abbaut. – Wir hier haben das in der langen Zeit, die seit dem Zusammenbruch der Union vergangen ist, fast vergessen.
    Leben Sie wohl, und tuen Sie Ihr Bestes!
    Das war also Mohaljas Nachlass. Irgendwo im Raum zwischen der Sonne und Ne Par bewegte sich die Flotte Adapors nach seinem Willen. Keine Macht der Welt würde sie jetzt in ihrer Position hinter der Sonne zurückhalten können.
    Franzik saß starr hinter dem Schreibtisch seines Vorgängers und versuchte zu begreifen, was er eben gehört hatte. – Krieg mit Ne Par! Und in diese Situation hinein hatte man zum Admiral einen kleinen Leutnant befördert. Franzik legte den Kopf auf die Arme und kicherte. Es war, als solle er verhöhnt werden, aber wahrscheinlich war er sogar dazu zu unwichtig.
    Ein Blinklicht zuckte auf und störte seine Gedanken. Der automatische Pförtner meldete, Major Hanlicho sei auf dem Weg zu ihm. Nach kurzem Zögern gab er Anweisung, den Major vorzulassen.
    Hanlidio wirkte fahrig und niedergeschlagen.
    »Ich habe hier den gewünschten Bericht, Hoheit. – Darf ich Sie … bitten, mich von der weiteren Bearbeitung des Falls Mohalja zu entbinden! Sie werden hier sicher fähigere Polizisten finden …«
    Franzik schaute angeekelt zu ihm auf.
    »Ja«, sagte er schließlich müde, »Sie können gehen. Gehen Sie! Nur zu!«
    Der Major grüßte und verließ ihn wortlos. – Kalter Zorn begann in Franzik aufzusteigen. Er hatte es sich ja nicht ausgesucht!
     
    Oberstarzt Levro war der größte und fetteste Mann, den Franzik je gesehen hatte. Seine wasserhellen Augen lagen tief in den Höhlen und schienen kaum noch über die Fettpolster des Jochbeins hinwegsehen zu können. – Er schwitzte selbst hier in der tiefgekühlten Leichenhalle.
    Der weiße Kittel des Oberstarztes stand über der Brust halb offen und wirkte trotz seiner schmutzabweisenden Struktur unsauber. - Zwischen jedem Wort, das er sagte, atmete der Mann keuchend.
    »Ich garantiere Ihnen, Admiral, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht, um diesen Mord wenigstens von der medizinischen Seite aufzuklären; aber ich würde dringend abraten, Hoheit Admiral, den
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