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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald
Autoren: Reinald Koch
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Sarg zu öffnen. Die Art des Giftes ist noch völlig unerforscht, außerdem ist der Anblick wirklich nicht sehr schön.«
    »Mohalja ist vergiftet worden? – War da nicht von einer Tatwaffe die Rede?«
    »Nein, keineswegs, der Admiral ist nicht vergiftet worden«, wehrte der Arzt ab.
    Mit wenigen raschen Schritten trat Franzik an den Sarg und riss den Bleischieber auf, der über dem Gesicht des Toten angebracht war, beugte sich hinab und wich entsetzt zurück.
    »Das habe ich noch nie gesehen! – Wenn das keine Vergiftung ist!« »Was glauben Sie, hat die Veränderung in Mohaljas Gewebe hervorgerufen – wenn nicht Gift? – Ist das überhaupt der Admiral?«
    »Zweifellos ist er das. Alle Identifikationsmerkmale stimmen.« Der Arzt hob die Augenbrauen und formte mit seinen schwammigen Händen eine Geste, als wolle er einen imaginären Hals zudrücken.
    Franzik ekelte es vor dem Anblick des unförmig dicken Arztes, der in manchen Zügen dem Toten im Bleisarg nicht unähnlich war.
    »Es handelt sich um ein uns völlig unbekanntes Gift«, fuhr der Arzt fort. »Es weist eine gewisse Ähnlichkeit mit Giften auf, die man früher auf anderen Welten gegen schädliche Kleinlebewesen eingesetzt hat. – Es ist ein sehr gefährliches Gift, aber niemals tödlich. Das ist es, was ich Ihnen sagen wollte: Mohalja ist nicht an dem Gift gestorben, sondern an einer Strangulation seiner Halsschlagadern.«
    Levro ließ befriedigt seine Hände sinken und entspannte sich. »Schauen Sie sich den Hals des Toten an«, sagte er und wies auf den geöffneten Schieber. »Sie werden deutlich die Strangulationsspuren feststellen!«
    Der Admiral überwand seinen Ekel und schaute wieder auf die verformte und verfärbte Masse hinab, die einmal das Gesicht eines Menschen gewesen war.
    Unmittelbar unterhalb des Kinns lief ein etwa drei Zentimeter breiter blauer Streifen um den Hals des Toten. – Kein Zweifel, dass dieser Bluterguss von einer Strangulation herrührte.
    Plötzlich fühlte der Admiral, wie an seinem Hals die Schlagadern zu pochen begannen, und im gleichen Augenblick wurde er sich des Drucks bewusst, den der Uniformkragen auf den Hals ausübte.
    Er richtete sich auf und betrachtete prüfend die Miene des Arztes, aber dessen Gefühle waren zu gut hinter Fettpolstern verborgen. Nur die Schweißtropfen schienen ihn zu stören, denn er fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Darf ich Ihnen mein Tuch anbieten, Oberstarzt?« fragte Franzik.
    »Oh, nein danke! Nicht nötig, es wird schon gehen!« entgegnete der Arzt und wehrte mit einer fahrigen Bewegung das Tuch ab.
    »Der Oberste Rat sprach davon, dass es eine Mordwaffe gibt. Was ist damit?«
    »Es ist ein rotes Ding, ungefähr kopfgroß und lebendig. – Die Mordwaffe lebt. Wenn man es einmal gesehen hat, kann man keinen Zweifel mehr daran haben. – wie gesagt: das Ding ist rot und kopf groß, auf der einen Seite hat es einen elastischen, nach allen Seiten beweglichen Finger, der unausgesetzt die Umgebung abtastet. Die Spitze dieses Fingers erinnert peinlich an eine Kanüle. Aber nicht nur dieser Finger scheint gefährlich zu sein. Das Ding ist auf der ganzen Oberfläche mit langen Wimpern besetzt. Auch diese Wimpern können sich bewegen; sie reagieren jedoch nur auf Annäherung. Sie sind sehr weich und können unmöglich die Haut durchdringen. Im Augenblick der größten Annäherung sondern sie ein winziges Tröpfchen Gift ab. Dieses Gift wirkt durch die Haut. In Bruchteilen von Sekunden treten Krämpfe und enorme Gewebeschwellungen ein. Ein erheblicher Teil der Nervenzellen und des Gehirns werden zerstört. – Wäre Mohalja nicht an seinem Kragen erstickt, wäre er jetzt ein aufgedunsener Idiot.«
    »Haben Sie schon herausgefunden, wo das Ding herkommt?« warf der Admiral ein.
    »Das stand ziemlich bald fest. Es kommt von Ne Par. Die Proferment-phi-Kohzentration ist fast so hoch wie in der Essenz, die wir importieren.«
    Die beiden Männer sahen sich schweigend an.
    »Das engt den Kreis der Verdächtigen natürlich erheblich ein«, bemerkte der Admiral.
    »Nein, Admiral, verzeihen Sie, wenn ich widerspreche, es erweitert ihn beträchtlich, denn wir haben festgestellt, dass das Ding nicht nur über eine gewisse Intelligenz, sondern auch über hypnotische Kräfte verfügt. Wenn Sie das Ding sehen, möchten Sie es anfassen. Es gehört eine beachtliche Willensanstrengung dazu, sich diesen Spaß zu verkneifen.«
    »Intelligenz …« sagte der Admiral versonnen. »Sonderbar, niemand
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