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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nochmals hinüber ins Labor zu gehen und die Blausäure zu holen – sie kannte dieses Gift. Sie hatte von seiner schnellen Wirkung in einem Buch gelesen. Es gelang mir ohne Schwierigkeiten, die Flasche an mich zu bringen. Alles andere können Sie sich wohl denken. Ich habe eine vorher abgefüllte Menge des Giftes in die Cognacflasche getan, als Peggy vorgestern bei Direktor Blondie war – sie hat mir die Seitentür aufgelassen. Schon einen Tag vorher hatte ich, mit Hilfe des Schlüssels, den Joan zu Bobs Wohnung hatte, die Giftflasche in seinem Schrank deponiert – er sollte ja angeblich Selbstmord begehen. Ich habe auch auf seinem Autogrammpapier in seinem Namen einen Abschiedsbrief geschrieben – der Brief hätte noch am selben Abend bei Direktor Blondie landen müssen. Er ist bis heute nicht eingetroffen, und das war wohl der entscheidende Fehler. Hätten Sie diesen Brief erhalten, Inspector, Sie hätten wohl die Selbstmordtheorie geglaubt …«
    »Der Brief ist da, Mr. Dhiser«, erklärte Jacklow leise. »Ihr Plan war fast perfekt … Aber auch hier hat Ihnen der Zufall einen Streich gespielt. Der Junge, dem Miß Whyler – wir kennen inzwischen die Einzelheiten – den Umschlag übergab, wurde zusammengeschlagen. Er konnte den Botengang nicht mehr ausführen.«
    Der Artist lacht bitter auf: »Und gestern, nachdem der Brief nicht kam und Sie mich verhört hatten, wurde ich nervös. Ich glaubte, es wäre besser, Peggy würde nicht Ihren Fragen ausgesetzt. Ich wollte mit ihr in Ruhe besprechen, wie man Sie und den Lieutenant auf eine neue falsche Spur locken könne. Deshalb rief ich sie an und bat sie, sich im Sunshine Motel ein Apartment zu nehmen.«
    »Und Sie fuhren nach der Vorstellung ebenfalls dorthin?«
    »Ja. Doch mich erwartete nicht die Peggy, die ich vorzufinden hoffte. Als ich meine Sorgen äußerte, warf sie mir vor, ein Waschlappen zu sein. Ich hätte jämmerlich versagt. Und als ich sie an unsere gemeinsame Zukunft erinnerte, da fing sie an zu spotten. Sie wurde plötzlich wie Joan. Auch sie lachte mich aus und fragte, ob ich jemals geglaubt habe, ihr zu genügen. Ich könnte ja ihr Vater sein … Und was sie in zwanzig Jahren mit mir anfangen solle? Ich könne doch nicht annehmen, daß sie dann einen alternden Artisten ernährt. – Und zuletzt forderte sie von mir, ich solle ihr die Versicherungssumme abliefern. Sonst würde sie mit der Polizei reden. Denn ich hätte ja die Morde begangen – allein ich – oder gäbe es etwa Beweise, daß sie beteiligt gewesen sei?«
    Dhiser steht auf und geht auf den Inspector zu: »Da konnte ich nicht mehr … Rasend vor Wut und außer mir vor Scham lief ich in die Küche und griff mir das Messer. Sie wollte schreien. Ich warf mich auf sie und drückte ihr ein Kissen auf den Mund … dann stach ich zu … mehrere Male …«
    »Zweimal«, korrigiert Jacklow. »Und wie kamen Sie an das Feuerzeug von Direktor Blondie?«
    »Peggy hatte es in ihrem Koffer … auch Briefe, die ich ihr geschrieben hatte … diese Briefe und auch Fotos, die uns beide zeigten, habe ich mitgenommen …«
    »… und die Fotos, die Direktor Blondie belasteten, zurückgelassen …«
    Dhiser nickt: »Sie dürfen mir glauben – ich habe sie zum erstenmal gesehen. Und mir hat sie immer erzählt, sie würde sich nur unserer Pläne wegen mit dem Direktor einlassen.«
    Eine über dem Schminktisch angebrachte Lampe leuchtet auf. Zugleich ertönt eine Klingel. Dhisers Gesicht überzieht ein wehmütiges Lächeln: »Mein Auftritt. Draußen warten eintausendzweihundert Menschen, die ich nicht enttäuschen möchte. Erst das Publikum, dann wir, heißt unser Motto. Lassen Sie mich noch einmal auftreten. Nachher stehe ich Ihnen zur Verfügung … Vom Trapez aus kann ich Ihnen nicht entfliehen, Inspector!«
    Jacklow zögert einen Augenblick, dann blickt er zu Collin hinüber. Dieser nickt.
    »Gut«, entscheidet der Inspector ernst. »Spielen Sie Ihre Rolle zu Ende. Ich sehe Ihnen vom Orchesterpodest aus zu. Mr. Collin wird Sie nach der Vorstellung in Empfang nehmen.«
    Zehn Scheinwerfer leuchten von der Beleuchterbrücke des Theaters. Eintausendzweihundert Menschen halten den Atem an. Das Orchester setzt aus, nur die Trommeln wirbeln leise … dumpf … aufpeitschend.
    Im silbernen Trikot steht Jim Dhiser hoch oben auf der Plattform des Trapeztisches. Er grüßt nach allen Seiten, sein Lächeln reißt die Zuschauer mit. Sie klatschen ihm zu.
    Die wortreich angekündigte Sensation beginnt. Die große
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