Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
– draußen ist es inzwischen dunkel geworden –, als das Telefon auf Collins Schreibtisch läutet. Der Lieutenant unterbricht das Studium der ›Dhiser/Rint-Akten‹ und nimmt ab. Jacklow meldet sich, seine Stimme hat einen fröhlichen Unterton: »Na, wie geht's … Haben Sie etwas entdeckt?«
    Collin verneint.
    »Meinen grauen Zellen hat Ihre Predigt jedenfalls gutgetan … Ich habe jetzt den schlüssigen Beweis gefunden …«
    »Den Beweis für Blondies Täterschaft?« will der Lieutenant wissen.
    »Seien Sie doch nicht so neugierig«, weicht Jacklow lachend aus. »Kommen Sie lieber zu mir rüber – ich möchte mit Ihnen ins Theater fahren.«
    »Einverstanden, Chef … Ich bin schon auf dem Weg.«
    Im Theater geht Jacklow mit eiligen Schritten voran in den Ankleideraum von Jim Dhiser. Collin hat Mühe, seinem Chef zu folgen.
    Der Artist sitzt an seinem Schreibtisch. Schon im Kostüm. Er ist gerade dabei, sein Gesicht braun zu färben.
    Er blickt kurz auf, als die beiden Beamten eintreten. »Findet die Vorstellung heute unter Polizeibewachung statt?« fragt er mißmutig.
    »O nein, wir haben uns nur an die Varietéatmosphäre gewöhnt«, gibt der Inspector kühl zurück. »Wir sind sozusagen privat hier. Der Fall ist nämlich abgeschlossen …«
    Fast wäre dem Artisten die Schminkfarbe aus der Hand gefallen. Wie von der Tarantel gestochen dreht er sich um: »Der Fall ist abgeschlossen?« stößt er erregt hervor. »Das heißt, Sie haben den Täter? – Wer ist es?«
    »Wir haben Direktor Blondie verhaftet …« Noch einmal malt sich Verblüffung auf Dhisers Zügen: »Den Direktor? … Er hat – Joan ermordet?«
    »Ihre Frau, Bob Rint und – Miß Whyler.« Diesmal bleibt die Reaktion, die Jacklow provozieren wollte, aus. Der Artist gibt sich erstaunlich gelassen: »Wollen Sie damit sagen, daß auch Peggy ermordet wurde?« Er dreht sich wieder dem Spiegel zu.
    »Sie wußten es noch nicht?«
    »Woher sollte ich! Ich war fast den ganzen Tag über hier im Theater …«
    »Miß Whyler ist nicht heute ermordet worden … Sondern gestern – wahrscheinlich kurz vor Mitternacht. In einem billigen Motel … Interessiert Sie das eigentlich so wenig? Sie war doch Ihre Partnerin – und, wenn ich nicht irre, Ihre Geliebte …« Langsam dreht sich Jim Dhiser um und blickt dem Inspector ruhig ins Gesicht: »Ich habe es Ihnen gestern bereits sagen müssen … Es gab kein Verhältnis zwischen Peggy und mir … Das sind üble Nachreden … Wir waren Partner – sicher, ich bedauere natürlich, daß sie so enden mußte, aber sie hat sich ja wohl in Dinge eingelassen, die ihr über den Kopf gewachsen sind …«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun kann ich es wohl sagen … Sie hatte ein Verhältnis mit dem Direktor … Niemand sollte es wissen … Aber mir konnte sie das nicht verheimlichen … Ich mußte ihr ja auch das Alibi besorgen – immer, wenn ich angeblich mit ihr im Trainingsraum übte, ging sie zu ihm.«
    »… auch Dienstag nachmittag?«
    »Richtig, auch vorgestern nachmittag …«
    »Und warum sagen Sie das erst jetzt, Mr. Dhiser?«
    »Jetzt kann es ja niemand mehr schaden. Peggy ist tot und – Mr. Blondie ist ja bereits der Tat überführt, wenn ich Sie richtig verstanden habe …«
    »Sie haben bedauerlicherweise nicht richtig zugehört, Mr. Dhiser. Ich sagte, wir haben Mr. Blondie verhaftet. Nicht überführt.«
    Der Artist wurde ärgerlich: »Was sollen diese Spitzfindigkeiten? Wollen Sie mich aufs Glatteis führen? Ich habe Wichtigeres zu tun. In fünfzehn Minuten ist mein Auftritt. Das erstemal, daß ich meine große Nummer komplett vorführe … Gestern habe ich den Höhepunkt noch ausgelassen. Die Vorbereitungszeit war zu kurz. Doch heute habe ich geübt … verbissen trainiert. Jetzt kann ich es wagen. – Sie sollen die Nummer sehen, meine Herren, das ist eine Weltsensation.«
    »Würden Sie mir vorher trotzdem noch eine Frage beantworten, Mr. Dhiser?« fragte Jacklow mit betonter Höflichkeit. »Wo waren Sie heute Nacht?«
    Donnerwetter – denkt Collin. Hat der alte Fuchs doch noch einen Trumpf im Ärmel?
    Dhiser fährt fort, sich zu schminken. Langsam sagt er: »Ich war zu Hause. Nach einer Vorstellung bin ich erledigt. Da läuft nichts mehr mit amüsieren und so … Können Sie wahrscheinlich nicht verstehen.«
    »O doch, Mr. Dhiser. Aber dennoch – es könnte nicht zufällig sein, daß Sie sich nach Portage verirrt haben?«
    Der Artist unterbricht und sieht den Inspector im Spiegel an: »Nach Portage?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher