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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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Outside sich an Rob (Hall) und fragte: ›Okay, wieviel verlangst du?‹ und Rob sagte: ›Noch weniger‹. Das war’s dann!« Fünf vor zwölf sicherte Outside Krakauer einen Platz bei Adventure Consultants.
    Ein Sprecher von Outside erklärte, die Entscheidung, Halls Angebot anzunehmen, sei nicht ausschließlich »aus finanziellen Gründen« gefallen, man hätte ebenso in Erwägung gezogen, daß er »erheblich mehr Führungserfahrung auf dem Everest besäße, sein Ruf in Sachen Sicherheit besser sei und er laut Jon Krakauer auch ein besseres Sauerstoffsystem hätte«.
    Wütend über die Entscheidung von Outside sagte Fischer: »Das ist wieder mal typisch für die Medien!« Einem Freund war Fischers »entlarvende« Erwiderung im Gedächtnis geblieben: »Er war der Meinung, daß es ein richtig fieser Schachzug von Outside war, zuerst so zu tun, als ob, und aus Karen (Dickinson) jede Menge Informationen herauszulocken, um dann wegen einer minimalen Preisdifferenz Rob den Zuschlag zu geben.«
    Eine Gelegenheit geht, die andere kommt, möglicherweise sogar eine bessere. Mountain Madness gelang es, die vierzigjährige Sandy Hill Pittman, Mitarbeiterin von Allure und Condé Nast Traveler, als Teilnehmerin zu gewinnen. Sandy hatte die höchsten Gipfel auf sechs von sieben Kontinenten bezwungen, nicht aber den Everest. Bei ihren zwei Versuchen – einem davon mit David Breashears vom IMAX/IWERKS-Team – hatte sie unterhalb des Gipfels umkehren müssen.
    Sandy Pittman war ein Knüller. Sie verfügte über mehr Höhenerfahrung als Krakauer, und sie hatte ein Übereinkommen mit NBC Interactive Media, täglich einen Beitrag für World Wide Web ( www.nbc.com/everest ) 3 ins Internet einzuspeisen. Gelang es Fischer, sie bis zum Gipfel zu bringen, bedeutete das für ihn eine unbezahlbare Publicity. Aber erst mußte er sie natürlich hinaufbekommen – und das wußte Fischer.
    »Ich glaube, Fischer sah sie als Prestigeobjekt«, sagte einer seiner Freunde. »Bringt er sie rauf – wumm! Dann schreibt sie über ihn, spricht über ihn und läßt ihn auf ihrer Erfolgswelle mitreiten.« Schaffte er es aber nicht, konnte sich das für ihn als Publicity-Fiasko erweisen. Eine Partnerin sagte, sie könne sich gut vorstellen, wie Sandy Pittman jammern würde: »Scott Fischer ist schuld, er ist schuld. Er wollte mich nicht rauflassen. Ich hätte es geschafft.«
     
    Um seine Klientel zum Gipfel zu bringen, hatte Fischer drei Führer engagiert und seine potentiellen Kunden über deren Mitarbeit informiert. In seinem Werbematerial stellte er sie vor: Nazir Sabir aus Pakistan, ein altgedienter Führer und Expeditionsleiter, der mehrere Achttausender bezwungen hat; Neil Beidleman, Luftfahrttechniker, Bergsteiger und Ultra-Marathonläufer aus Aspen, Colorado, und Anatoli Boukreev.
    Boukreev, achtunddreißig, gebürtiger Russe, wohnhaft in Alma-Ata, Kasachstan, galt als einer der hervorragendsten Höhenbergsteiger der Welt. Bis zum Frühjahr 1996 hatte er sieben der anspruchsvollsten Achttausender der Erde bezwungen (einige mehrmals), alle ohne künstlichen Sauerstoff. 4

2. Kapitel Einladung Everest
     
    Die Kletterrouten von Scott Fischer und Anatoli Boukreev hatten sich nie gekreuzt, obwohl es einige Gipfel gab, die beide bestiegen hatten. Durch einen gemeinsamen Freund, den weltweit anerkannten russischen Bergsteiger Vladimir Balyberdin, hatten sie voneinander gehört: Boukreev vom geselligen, furchtlosen Amerikaner, der 1992 als Mitglied einer russisch-amerikanischen Expedition den K2 bestiegen hatte; Fischer von dem für seine Alleingänge berühmten Gipfelstürmer, der sich der Einberufung zum Militär und den Kämpfen in Afghanistan entzogen hatte und statt dessen Berge bestieg und sich wegen seiner Ausdauer und seines Tempos in extremen Höhen rasch einen legendären Ruf erworben hatte. Im Mai 1994 sollten sie einander endlich begegnen.
     
    Wir lernten uns auf einer Party in einem Restaurant in Kathmandu kennen, als Rob Hall den Erfolg seiner letzten Everest-Expedition feierte. Wir waren etwa sechzig Personen: Bergsteiger, Sherpas und Freunde, die alle eingeladen worden waren, um das Ende der Frühjahrs-Klettersaison in Nepal zu feiern. Die Welt der Höhenbergsteiger ist klein, und viele von uns kannten sich von früheren Expeditionen her, doch war es das erste Mal, daß ich sowohl Scott als auch Rob Hall kennenlernte.
    Ich hatte die erste kommerzielle Expedition auf den Makalu (8463 Meter) hinter mir, die mein Freund Thor Kieser aus
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